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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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benutzte Sabrina andauernd Reagenzgläser, die Anna für sich reserviert hatte, oder setzte für die Dokumentation ihrer Untersuchungsergebnisse veraltete Methoden ein. Aus irgendeinem Grund hatte Sabrina Anna seit dem ersten Augenblick ihrer Ankunft bei EcoEnergy gegen sich aufgebracht. O’Hearn hatte einmal geunkt, dass Anna seit Sabrinas Ankunft nicht mehr die einzige Schönheit unter all den irren Wissenschaftlern war. Sabrina hatte manchmal das Gefühl, dass er damit nicht ganz unrecht gehabt hatte. Denn Anna behandelte Sabrina ganz offensichtlich als Konkurrentin.
    „Seine Sekretärin sagt, mein Name stehe auf der Liste“, erklärte Sabrina zu ihrer Verteidigung, weil Anna offenbar eine Erklärung erwartete.
    „Welche Liste?“ Anna wandte sich an O’Hearn und verschränkte die Arme vor der Brust. „Es gibt eine Liste?“
    O’Hearn zuckte nur mit den Schultern und rollte auf seinem Stuhl wieder vor seinen Computerbildschirm, als ginge ihn das Ganze sowieso nichts an. Pasha war schon wieder zurück an seine Arbeit gegangen. Anna sah sich nach den beiden um und hob dann die Arme, als könne man ohnehin nichts ändern. Ohne Sabrina eines weiteren Blickes zu würdigen, stolzierte sie davon.
    Sabrina ging zurück in Lansiks Büro. Beim Telefonieren hatte sie einen Ordner gesehen, der die Aufschrift „Info Führung“ trug. Er lag auf seinem Schreibtisch in der Eingangsablage und hatte ihre Neugier geweckt. Es war nicht ihre Art, in anderer Leute Sachen herumzuschnüffeln, schon gar nicht, sie an sich zu nehmen, aber dann überlegte sie, dass Lansik ihr das alles immerhin eingebrockt hatte. Da konnte er sich wohl kaum beschweren, wenn sie einen Blick in die Unterlagen warf.
    Sie schob den dicken Ordner, in dem auch ein Spiralblock steckte, in ihre Aktentasche. Sie würde ihn nach der Führung wieder zurücklegen. Dann floh sie vor ihren Kollegen an einen Bistrotisch im „EcoCafe“, dem kleinen in der Ecke, wo sie jeden Tag zu Mittag aß.
    Derselbe Tisch, die gleiche Uhrzeit, der gleiche Lunch. Ihr Bruder hatte sie immer als Sklavin ihrer Gewohnheiten bezeichnet und behauptet, die seien einfach zu starr, als dass sie das Leben jemals genießen könnte. Und das sagte ein Kerl, der einen Job oder eine Beziehung nie länger als ein halbes Jahr durchhielt. Sie entgegnete darauf jedes Mal, sie sei vielleicht eine Langweilerin, aber sie habe einen Beruf, den sie liebe, Geld auf dem Konto und ein Dach über dem Kopf. Das war mehr, als Eric je von sich behaupten konnte. Aber woher wollte sie das eigentlich so genau wissen? Immerhin hatte sie ihn seit über zwei Jahren nicht mehr gesehen.
    Während Sabrina ihren obligatorischen Eiersalat aß, sah sie Lansiks Notizen durch. Sie waren in einer krakeligen Handschrift verfasst, die sie kaum entziffern konnte. Sabrina aß nur wenig von ihrem Sandwich, und ihr war klar, dass sie es ausschließlich zur Beruhigung tat. Aber sie hätte nicht sagen können, was sie eigentlich so unruhig machte.
    Sie hatte früher an der Universität andauernd Vorträge gehalten und manchmal, wenn auch nicht oft, aus dem Stegreif. Und den Prozess der thermischen Umwandlung konnte sie vorwärts und rückwärts aufsagen. Das Ganze hatte sie von Anfang an so fasziniert, dass sie jedes noch so kleine Detail darüber hatte wissen wollen. Also war diese Führung eigentlich kein Problem für sie. Was also verunsicherte sie? Dass es so plötzlich und unerwartet kam oder dass Lansik sie den anderen vorgezogen hatte?
    Den Vorstandsvorsitzenden von EcoEnergy, William Sidel, hatte Sabrina bisher nur einmal getroffen. Obwohl getroffen eigentlich nicht das richtige Wort war. Bei einem Betriebsfest hatte O’Hearn ihn ihr gezeigt. Sidel hatte jedem auf den Rücken geklopft und ein paar Witze gerissen, aber er hatte den Weg zu den Wissenschaftlern nicht gefunden. O’Hearn meinte, das sei nicht persönlich zu nehmen. Sidel wolle sich nur keine Blöße geben. Nach O’Hearns Ansicht war Sidel ein unglaublicher Unternehmer, wenn es um Investoren und Lobbyarbeit bei Politikern ging, hatte aber nicht die geringste Vorstellung oder schlichtweg kein Interesse an den täglichen Abläufen.
    Sabrina ging noch einmal ins Labor, um ihre Aktentasche abzustellen, und wäre deswegen fast zu spät gekommen. Während sie sich dann beeilte, um pünktlich zum Reaktorbereich eins zu kommen, dachte sie daran, dass Sidel es kürzlich auf die Titelseiten von „Forbes“, „Time“ und „Discover“ geschafft hatte. Sie

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