Orgie im Mondschein
Monstrum, das Julie in seiner Gewalt habe, und so wäre es vielleicht keine
schlechte Idee, dieses Theater weiterzuspielen — ich meine diese Svengali - Trilby -Schau abzuziehen.«
»Was war mit Johnny Reinhart?«
»Das war natürlich ebenfalls Lincs Idee. Er rief mich am nächsten Tag an und sagte, ich
solle mit Reinhart telefonieren und ihm von Ihnen erzählen und hinzufügen, daß
Sie an Carols Selbstmord äußerst interessiert seien, wo er stattgefunden habe
und so weiter. Und so wäre es vielleicht besser, wenn Johnny sich anerbieten
würde, sich mit Ihnen zu unterhalten und Ihnen dabei zu erzählen, wie gemein
Julie sich ihrer Schwester gegenüber benommen habe und daß der einzige Grund
dafür, daß sie den Vertrag mit Renek nicht
unterschriebe, der sei, daß sie keine Lust habe. Linc sagte, ich solle Johnny nahelegen, seine Geschichte überzeugend darzustellen,
dann würden Sie vielleicht einsehen, daß die Sache aussichtslos sei und sich
verziehen.«
»Also kam Johnny und sagte sein
Sprüchlein auf«, sagte ich. »Und gleich darauf tauchte Julie auf.«
» Linc behauptete, das sei psychologische Taktik. Er wartete mit Julie zusammen in
seinem Wagen an der Ecke des Häuserblocks, sah, wie Johnny wegging, wartete
noch weitere fünf Minuten und schickte dann Julie herauf.«
»Also war dieses ganze Sexspiel und dieser Quatsch mit der Assistentin nichts als
Theater?« knurrte ich. »Sie wußten, daß Ihnen nichts passieren könne, weil
Julie eintreffen und verhindern würde, daß wirklich etwas passierte?«
»Na klar«, sagte sie ruhig.
»Ich war schließlich noch Linc Pages Mädchen. Nicht
wahr?«
»Und es war Lincs Idee, daß sie hier heraufkam und mich anflehte, sie in Ruhe zu lassen?«
»Das nehme ich an.«
»Es ist Zeit, daß wir noch
etwas trinken.«
Ich trug die Gläser in die
Küche hinaus, schenkte frischen Bourbon ein und brachte die Gläser wieder ins
Wohnzimmer zurück. Dieses Mal setzte ich mich neben Sally auf die Couch, und
sie wandte nichts dagegen ein.
»Ergibt sich für Sie aus
alledem irgendein Sinn, Rick?« fragte sie erwartungsvoll. »Ich meine, habe ich
recht damit, daß ich zuviel weiß und Linc mich für gefährlich hält?«
»Erzählen Sie mir noch etwas
über den Nachtklub — den Angebundenen Ziegenbock. Sind Sie oft dorthin
gegangen?«
»Ach, ich weiß nicht mehr wie
oft. Seit Julie in der Wohnung in Sausalito haust,
konnte ich Linc nur noch im Klub sehen — es sei denn,
Julie sang und er kam für eine Stunde hierher.«
»Bringt der Klub Geld ein?«
»Ich glaube schon. Seit Linc dort alles verändert hat, scheint eine Menge Leute
hinzukommen.«
»Was meinen Sie mit >alles
verändert hat«
»Nun ja, früher war es nichts
weiter als eine Kneipe zum Saufen und hieß Das Nebelhorn. Dann, kurz
nachdem Linc Julie aus dem Sanatorium zurückgebracht
hatte, kam er auf den Gedanken, den Klub Der angebundene Ziegenbock zu
nennen und all die Tricks anzuwenden: die Mädchen schwarze Trikots tragen zu
lassen und die imitierten Kerzen aufzustellen und so weiter. Ich glaube, er
fand, es paßte zu den Songs, die Julie dort zu singen
pflegte.«
»Was für eine Art von Publikum
kommt in das Lokal?«
»Ich weiß nicht. Eine ziemlich
gemischte Gesellschaft, glaube ich. Warum?«
»Ich habe mich eben gefragt, ob
nicht jemand seinen Besenstiel an der Garderobe abzugeben pflegt.«
»Soll das ein Witz sein?«
erkundigte sie sich zweifelnd.
»Dessen bin ich mir im
Augenblick nicht sicher«, gestand ich.
»Rick — Sie haben meine Frage,
ob mir von Linc Gefahr droht, nicht beantwortet.«
»Na sicher.« Ich grinste
selbstzufrieden. »Er glaubt doch, Sie hätten ihn mit mir betrogen. Er traf uns
in einer unzweideutig kompromittierenden Situation an und dann warf ich ihn die
Treppe hinunter. Ich glaube nicht, daß ich im Augenblick hoch in seiner Gunst
stehe, aber im wesentlichen wird er Sie für das Ganze
verantwortlich machen.«
»Sie haben eine reizende Weise,
sich auszudrücken«, sagte sie finster. »Was soll ich tun?«
»Fragen Sie mich nicht«, sagte
ich brutal. »Das ist Ihr Problem. Im Augenblick werde ich jetzt mein Glas
austrinken und dann ins Hotel zurückkehren, um ein bißchen zu schlafen. All
diese physischen Anstrengungen haben mich erschöpft.«
»Rick!« Ihre Stimme klang
verzweifelt. »Das können Sie nicht tun!«
»Was kann ich nicht tun?«
»Mich hier einfach so
zurücklassen — er wird wiederkommen und mich umbringen.«
»Und?«
»Hm — .« Ihre
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