Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
meiner Broca clever genug wäre, um einen der kleinen Drecksäcke am Leben zu lassen. Denn die kriegen wir normalerweise nicht lebend.« Der Oger puhlte am Stumpf sei nes Eckzahns herum und betrachtete Prakosh nachdenklich.
Prakosh sah zwischen Modrath, dem Gepanzerten und Krendar hin und her. Schließlich grunzte er. »Also gut, nehmt ihm die Ausrüstung ab, fesselt ihn und werft ihn in mein Boot. Ich kümmere mich später darum. Und dann macht euch nützlich und helft beim Beladen.« Er stampfte nach draußen, ohne den Oger zu beachten, der eilig beiseitetrat, um ihn passieren zu lassen.
Als er verschwunden war, war sich Krendar sicher, in den Mundwinkeln des Ogers ein feines Lächeln zu entdecken. Er warf dem Großen einen fragenden Blick zu.
Modrath zuckte mit den massigen Schultern. »Wie Ragroth immer gesagt hat – trau niemandem weiter, als du ihn treten kannst.«
Krendar vermied es mit Mühe, die Augen zu verdrehen. Ragroth. Der Broca, der diese Doppelfaust vor ihm geführt hatte und der in Derok gefallen war. Eine lebende – besser gesagt: jetzt tote – Legende unter den Aerc der Weststämme und unerschöpflicher Quell der Weisheit aus Modraths Maul. Und den Mündern der Zwillinge, wenn sie ihn ärgern wollten. Es gab nahezu nichts, wozu Ragroth nicht etwas gesagt hatte. Krendar hatte ihn nur einige Stunden lang gekannt und eigentlich gemocht. Aber bei all den guten Ratschlägen konnte er ihm beinahe nachträglich noch unsympathisch werden. Er atmete tief durch. »Wenn das so ist, kannst du dir etwas mehr Vertrauen leisten als ich.«
Modrath hob eine Schulter und ließ sie wieder fallen. »Vertrauen gehört nicht zu meinen Stärken, Broca. Ich bin von Natur aus ein misstrauisches Kerlchen.«
»Hm.« Krendar stutzte und sah sich um. »Wo wir gerade dabei sind – wo ist eigentlich Dudaki?«
Modraths Miene verdüsterte sich. »Er ist vor die Hunde gegangen.«
Krendar fühlte seinen Mund trocken werden. »Was?«
»Hat sich mit Wühlerkötern angelegt und ist baden gegangen. Im Fluss.« Modrath wirkte nicht sonderlich betroffen, aber andererseits hatte Krendar den Oger bislang noch nie mit einer Miene gesehen, die man als Betroffenheit hätte werten können. »Lass uns den Wühler verpacken, bevor er wieder zu sich kommt. Und das Gleiche gilt vermutlich auch für deine neuen Freunde.«
Krendar sah zu dem Häuflein Menschen, die unter den wachsamen Augen der Zwillinge auf ihn warteten, und seufzte.
Die Boote legten ab, als die ersten Schwaden eines klammen Morgennebels aus dem Fluss zu kriechen begannen und sich zögerlich mit den Rauchschwaden der Feuer mischten. Noch immer schlugen Flammen aus den Ruinen der Langhäuser und Speicher und färbten Rauch und Nebel in wütendem Orange und Blutrot. Das verlassene Bootshaus zeichnete sich schwarz gegen die Flammen ab. Neben ihm standen noch immer die drei Krieger, die Prakosh zurückgelassen hatte, um das Heer der Stämme im Osten über den Handelsposten und die Zwerge hier zu unterrichten. Die drei Gestalten wandten sich jetzt ab und verschwanden im Rauch Richtung Osten. Es war möglich, dass keine weiteren Wühlerschiffe hier anlegen würden. Doch wenn sie kamen, würden die Häuptlinge vor Derok informiert sein. Langsam blieb der Geruch von brennendem Holz und verkohlendem Fleisch hinter ihnen zurück. Über acht mal zehn Menschenleichen verbrannten in den Ruinen und mit ihnen mehr als zweimal zehn tote Wühler. Krendar fragte sich im Stillen, wie vielen Menschen die Flucht gelungen war. Von den Zwergen war kein Einziger geflohen, so viel war sicher. Das taten sie nie. Die Aerc dagegen hatten nur vier Krieger verloren, und nur drei der Überlebenden hatten ernstere Wunden davongetragen. Nichts jedoch, was eine Drûaka nicht heilen konnte. Es war ein guter Kampf gewesen. So sah es zumindest Prakosh. Einzig das gepeinigte Brüllen der Rinder war noch zu hören. Der Raut hatte nicht vor, den Zwergen irgendetwas zu überlassen, also verbrannten die Tiere mit ihren Besitzern.
Krendar biss die Zähne zusammen. Vor diesem Krieg war er Herdenwächter seines Stamms gewesen. Das lag nur wenige Monde zurück, und doch war es in einem anderen Leben gewesen. Dieser Krendar war in der Schlacht von Derok gefallen. Er riss den Blick los und tauchte sein Ruder ins Wasser. Schweigend schoben sich die drei Boote mit ihrer wertvollen Fracht hinaus auf den nächtlichen Fluss, dem unsichtbaren, fernen Ufer entgegen. Wenig mehr als ein gemurmeltes Wort hier und dort fiel
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