Orks vs. Zwerge
nicht verfolgen.«
Diesmal huschte ein Lächeln über das Gesicht des Orks. Oder war es nur ein Zähnefletschen? Verdammt, sie konnte die Mimik eines Hundes besser lesen als die dieser Kreaturen!
»Ihr traut uns so wenig?«, rief der Wortführer der Orks zurück.
»Ich traue niemandem, der nicht an meiner Seite kämpft.«
»Darin sind wir uns einig.« Der Ork nickte, als habe er nichts anderes erwartet, und gab ihre Bedingungen an den Fetten weiter.
Einige Augenblicke später nickte der Anführer und verschränkte die Arme vor der breiten Brust. Der junge Ork trat vor und klemmte seine Fackel zwischen zwei der Steine am Fuß des Geröllhügels.
»Sie akzeptieren«, gab Glond seine Antwort weiter.
Axt wurde bewusst, dass sie die Luft angehalten hatte, und atmete langsam aus.
»Sie geben uns so lange, bis die Fackel dort erloschen ist. Jeder Mensch oder Dalkar, der dann noch hier ist, wird von ihnen getötet.«
»Aber es regnet«, warf der Wolfmann ein.
Axt sah hinunter auf die Flamme, die im Wind flackerte. Schwere Regentropfen zischten in ihr.
»Dann sollten wir uns beeilen. Wir haben nicht viel Zeit.« Sie hob eine Hand zum Zeichen, dass sie verstanden hatte.
Der Anführer der Orks drehte sich ohne ein weiteres Wort um und marschierte zurück zum Haupthaus. Der Bullige folgte ihm. Ragroth hingegen sah noch einen langen Moment direkt zu ihr hinauf. Er nickte kaum merklich und sagte etwas, das über das Rauschen des Winds im Birnbaum beinahe nicht zu hören war, bevor er sich ebenfalls abwandte.
»Was hat er gesagt?«
Glond runzelte die Stirn. »Geht schnell und seht euch nicht um. Gorotak hat nicht viel Geduld. Es könnte sein, dass er die Fackel auspisst, wenn es ihm zu lange dauert.«
Der Wolfmann knurrte leise. »Sie haben keine Ehre, diese Tiere.«
Axt war sich nicht sicher, was Ehre damit zu tun haben sollte. Sie kannte genug Dalkar, die dasselbe tun würden.
Aber darüber nachzudenken war jetzt müßig. Sie musste sich auf das Wesentliche konzentrieren. Dion hatte recht. Alles, was zählte, war die Kiste. »Also los«, sagte sie und begann, über den Schutthaufen nach innen zu klettern. »Ihr habt den Ork gehört. Machen wir, dass wir wegkommen.«
Vierunddreißig
H e, Häuptlingstöter! Fang!«
Dudaki stand oben auf dem voll beladenen Karren inmitten der lachenden Krieger Gorotaks und warf Krendar einen prall gefüllten Lederbeutel zu.
Das Wurfgeschoss verfehlte ihn um eine volle Armlänge und platzte auf. Schwere Räder aus Gold verteilten sich klirrend auf dem fein polierten Steinboden des Tempels und rollten in alle Richtungen davon. Die Aerckrieger grölten vor Erheiterung. Zwei der Männer zerrten eine große Holzkiste vom Wagen und ließen sie krachend fallen. Mehr Gold ergoss sich über den Boden.
»Die sind bescheuert, die Wühler«, rumpelte Modrath gut gelaunt. Er wedelte mit zwei gewaltigen, schimmernden Äxten in Ragroths Richtung. »Sieh dir das an, Broca. Gold!« Kraftvoll schlug eine der Waffen gegen den Wagen, und die fein ziselierte Klinge wies plötzlich eine tiefe Kerbe auf, ohne dass die hölzerne Wand mehr als einen Kratzer bekam. »Die Scheißer haben Waffen aus purem Gold gemacht. Wie blödsinnig ist das denn?«
Ragroth grinste zurück. »Nicht nur«, entgegnete er und hieb die breite Klinge eines Schwerts in das Holz. Der Schlag spaltete das oberste der Eichenbretter. »Ein paar davon sind immerhin brauchbar.«
Die Krieger quittierten die Zerstörung mit johlendem Beifall.
Gorotaks Oger fädelte sich inzwischen eine mit Edelsteinen verzierte Kette nach der anderen auf den Arm und kicherte mit kindlicher Freunde und erstaunlich hoher Stimme.
Nach dem Abzug der Zwerge hatten die Aerc den Wagen im Eingang des Tempels gestürmt und begonnen, die darauf aufgehäuften Schätze auseinanderzureißen. Es war überwältigend. Kisten voller geschliffener und ungeschliffener Edelsteine, silberne Trinkgefäße, Gegenstände aus massivem Gold, deren Zweck Krendar verborgen blieb, wundersame Waffen und reich verzierte Rüstungen lagen aufgeschichtet zwischen Mänteln aus schimmernden Stoffen, mit seltsamen Runen übersäten Tongefäßen, Statuetten von Wühlern und Tieren, zwischen Krügen und Fässern mit Flüssigkeiten und seltsam riechenden Pasten. Aber vor allem Gold. Kisten voller Münzen, Klumpen und sogar Stücke, die Krendar an kleine Lehmziegel erinnerten. Nur dass auch sie aus Gold waren.
Einer der Krieger hatte ein Fass von der Ladefläche des Karrens gewuchtet,
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