Orks vs. Zwerge
Besuchs, werte Herrschaften, hm?«
»Wir sind auf dem Weg zum Tempel«, sagte Esse. »Eine wichtige Mission.«
»Wirklich? Was wollt ihr denn dort?«
»Wir haben etwas zu erledigen«, sagte Axt ausweichend. »Mehr müsst ihr nicht wissen.«
»Geht uns nichts an, hm? Ich verstehe schon. Besser, wenn man uns Menschen nicht allzu sehr vertraut.« Der Echsenmann zwinkerte und hielt sich verschwörerisch den Finger an die schuppigen Lippen. »Aber keine Sorge, ich kann schweigen wie ein Fisch. Oder sagt man bei euch Bierfass?« Er grinste erneut und winkte ab. »Wir wollen euch auch gar nicht weiter aufhalten.«
»Ja, wir müssen weiter.« Axt zögerte kurz. »Es kann sein, dass das Hafentor bereits geschlossen ist, wenn ihr dort ankommt.«
Der Echsenmann zog eine Augenbraue in die Höhe, schien aber nicht besonders beunruhigt über diese Neuigkeit zu sein.
»Aber ich habe gehört«, fuhr Axt fort, »dass es durch die Sümpfe im Westen noch ein paar Wege in die Berge geben soll. Vielleicht versucht ihr besser dort euer Glück.« Sie drehte sich um und winkte den anderen, ihr zu folgen.
Glond wollte ihr schon hinterherlaufen, als er plötzlich innehielt. Eisen! Der andere Geruch, der in diesen Raum lag, war Eisen. Er runzelte die Stirn. Sein Blick wanderte über die Balken mit den Fischernetzen, den Tisch und die Truhe und blieb schließlich an dem schmalen Bett hängen, unter dem er eine zähe, dunkle Flüssigkeit hervorquellen sah. Ein Mensch hätte das Blut in der Düsternis der Kammer wohl nicht entdeckt. Zu dumm, dass Dalkar im Dunkeln weitaus besser sehen konnten.
Glond riss die Augen auf und drehte sich um. Sein Blick traf auf den des Echsenmanns, der den Mund zu einem faulzahnigen Grinsen verzog. Wie ein halbwüchsiger Dalkar, der soeben dabei ertappt worden war, wie er das gute Festbier aus der Speisekammer seiner Eltern stahl. Der Echsenmann riss den freien Arm nach vorn, und plötzlich zischte ein blitzender Dolch durch den Raum. Glond spürte einen Luftzug dicht neben seinem Kopf und dann einen stechenden Schmerz.
Zeitgleich stürzten sich der Riese und der Weißhäutige auf Beryll, der ihnen schon fast den Rücken zugedreht hatte. Der Clankrieger reagierte mit überraschender Leichtigkeit. Er riss den Schild herum und ließ den Dolch des Weißhäutigen davon abgleiten. Als Weißhaut überrascht an ihm vorbeistolperte, schwang er seinen Schlachtenhammer hinterher und zerschmetterte ihm mit solcher Wucht den Hinterkopf, dass Knochensplitter und Gehirn gegen die Wand klatschten. Der Dolch des zweiten Angreifers fuhr über seinen Waffenarm und hinterließ einen roten Streifen. Doch der ungeschlachte Riese konnte den Größenunterschied nicht zu seinem Vorteil nutzen, sein nächster Stich ging ins Leere. Beryll rammte ihm den unteren Rand seines Schilds auf den Fuß, und als sich der Lange krümmte, schmetterte ihm Beryll das hintere Ende des Hammers gegen das Kinn. Mit einem erstickten Gurgeln sackte der Mensch über ihm zusammen.
Als der Echsenmann seine Kameraden sterben sah, stürmte er zum Fenster und ließ sich nach draußen fallen.
»Stehen bleiben!«, brüllte Beryll. Er stieß den toten Riesen beiseite und sprang auf. »Glond!«
Glond nahm die Hand vom Ohr. Blut tropfte an ihr herunter.
»Hinterher!«
»Wie bitte?«, fragte Glond und starrte unverwandt auf das Blut.
»Worauf wartest du noch?« Kurz entschlossen packte der Clankrieger den jungen Dalkar am Kragen, zog ihn hinter sich her und sprang ebenfalls aus dem Fenster.
Glond schrie auf, kniff die Augen zusammen und riss die Arme schützend nach vorn. Er spürte einen kalten Luftzug, prallte gegen irgendetwas und hörte ein Bersten, wie wenn trockenes Holz brach. Er holperte irgendwo entlang, verspürte einen weiteren heftigen Schlag in die Seite – dann lag er still.
Vorsichtig öffnete er die Augen.
Er lag rücklings auf einem riesigen Haufen zersplitterten Holzes, der bis vor Kurzem ein Hasenstall oder etwas Ähnliches gewesen sein mochte. Als er den Kopf hob und an sich hinunterschaute, sah er sein Bein in einem unnatürlichen Winkel vor sich in die Höhe ragen. Benommen schlug er mit der Hand dagegen und fühlte nichts. »Verdammt.« Das hatte ihm gerade noch gefehlt. Wie sollte er mit so einer Verletzung lebend wieder aus Derok herauskommen?
Plötzlich geriet der Haufen in Bewegung. Das Bein begann, kräftig hin und her zu zappeln, und rutschte nach unten weg. An der Stelle, wo es eben noch aufgeragt hatte, tauchte Berylls
Weitere Kostenlose Bücher