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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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Wirtshausschlägerei, entschied er. Dann erst würde er eine Unterbrechung der Verhandlungen anordnen und sich für eine kurze Erholungspause in sein Amtszimmer zurückziehen können. Er seufzte und wippte ungeduldig mit dem Fuß, fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass die Dinge von nun an einen zügigeren Verlauf nahmen.
    Haydon beobachtete, wie Genevieve tief Atem holte, bevor sie sich erhob und ihren Platz im Zeugenstand einnahm. Sie hatte nur ihm gestattet, sie ins Gerichtsgebäude zu begleiten, und selbst das erst nach einigem Zögern. Seit ihrem leidenschaftlichen Zwischenspiel einige Nächte zuvor hatte sie alles getan, um ihm aus dem Weg zu gehen, sehr zur Verwunderung der restlichen Haushaltsmitglieder. Wenn sie sich zufällig im gleichen Zimmer wie er aufhielt, hatte sie stets irgendwelche dringenden Besorgungen vorgeschoben, die sie zwangen, den Raum zu verlassen. Haydon hatte Verständnis für ihre Verwirrung und nicht den Wunsch, diese noch zu vergrößern, sich jedoch unnachgiebig gezeigt, als es darum ging, Genevieve zu Charlottes Verhandlung zu begleiten. Ganz gleich, wie verworren ihre Beziehung auch zu sein schien, für die Außenwelt waren sie Mr. und Mrs. Maxwell Blake, die glücklichen Neuvermählten. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie die Leute sich das Maul über sie zerreißen würden, wenn sie nicht gemeinsam an etwas so Bedeutsamem wie der Gerichtsverhandlung ihrer Tochter teilnahmen. Das Bild gediegenen häuslichen Lebens, das sie als Ehepaar abgeben konnten, würde ihrer Forderung, Charlotte zurückzubekommen, größeren Nachdruck verleihen, hatte er Genevieve versichert und sie schließlich überzeugt.
    Abgesehen davon, was der Rest von Inveraray denken mochte, konnte Haydon den Gedanken nicht ertragen, dass die arme kleine Charlotte die Verhandlung ohne ihn durchstehen musste. Vermutlich ist auch das ein Ausdruck der Schuldgefühle, die mich jeden Tag meines Lebens verfolgen, ging ihm durch den Kopf. Er hatte Charlotte die ganze Verhandlung hindurch ermutigend angelächelt, und obwohl sie offenkundig zu verängstigt war, um sein Lächeln zu erwidern, spürte er doch, dass sie dankbar für seine Anwesenheit war. Sobald dieser lustlose Narr von einem Richter sie endlich für unschuldig erklärt hätte, würde er, Haydon, sie auf die Arme nehmen und Genevieve und sie nach Hause bringen, wo sie verflixt noch einmal hingehörten!
    „Ich schwöre bei Gott, dem Allmächtigen, dass ich die Wahrheit sagen werde und nichts als die Wahrheit." Genevieve wirkte angespannt, doch ihre Stimme war klar, als sie dem Richter die Eidesformel nachsprach.
    „Mrs. Blake, Sie sind gegenwärtig der Vormund der Beschuldigten, ist das richtig?"
    fragte Mr. Fenton, der Staatsanwalt.
    „Ja, das trifft zu."
    „Würden Sie dem Gericht freundlicherweise erklären, wie es dazu kam, dass Sie die Verantwortung für sie übernommen haben?"
    „Unnötig", unterbrach der Richter und winkte ungeduldig ab. „Ich kenne Mrs. Blakes Vereinbarung mit Governor Thomson und diesem Gericht. Meines Wissens ist darin ausdrücklich festgelegt, dass die in ihrer Obhut befindlichen Kinder im Falle einer Gesetzesübertretung wieder unter die Zuständigkeit des Gerichts fallen, ist es nicht so?"
    „Ganz recht, Euer Ehren." Mr. Fentons Mundwinkel hoben sich zu einem zufriedenen Lächeln. „Aus diesem Grund beantragt die Anklage, dass die Beschuldigte umgehend zurück ins Gefängnis gebracht wird, um dort den Rest ihrer Strafe zu verbüßen sowie jede zusätzliche Strafe, zu der Euer Ehren sie diesmal zu verurteilen gedenkt."
    „Nein!" rief Genevieve.
    „Mit Verlaub, Euer Ehren", warf Mr. Pollock in leierndem Tonfall ein. Der Verteidiger war ein schläfrig wirkender Mann, dessen müde Lider so sehr erschlafft waren, dass seine Augen nur noch Schlitze inmitten der faltigen Haut darstellten und Genevieve kaum sagen konnte, ob er tatsächlich wach war. „Die Verteidigung macht respektvoll darauf aufmerksam, dass es der Angeklagten trotz dieses unglücklichen Zwischenfalls in Mrs. Blakes Obhut wohl ergangen ist. Da die entwendeten Objekte ihrem Eigentümer zurückgegeben wurden und Mrs. Blake sich einverstanden erklärt hat, Mr. Ingram in vollem Umfang zu entschädigen, möchte ich ergebenst bemerken, dass es nicht sinnvoll wäre, die Angeklagte zurück ins Gefängnis zu schicken, da sie ein ordentliches Zuhause besitzt. Mrs. Blake hat glaubhaft versichert, dass sie keine Mühe scheuen wird, um der Angeklagten ihr schweres

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