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Orphan 2 Juwel meines Herzens

Titel: Orphan 2 Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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kurz beim Knie halt und spann seine Fäden um das steife Gelenk. Dann zog er weiter die Nervenstränge hinauf bis zur Hüfte. Die Pein wurde immer schlimmer und ergriff nun auch Besitz von den im Schlaf erschlafften Muskeln, bis sie sich vor Schmerz verkrampften. Charlotte rang nach Atem, setzte sich auf und unterdrückte einen Schrei. Verzweifelt massierte sie den verhärteten Schenkel.
    Bitte nicht, bitte nicht, bitte nicht, verfiel sie in Gedanken in einen beschwörenden Singsang. Kleine Schweißperlen bildeten sich auf ihrer Stirn, während sie mit zusammengebissenen Zähnen gegen die Schmerzen ankämpfte. Immer wieder fuhr sie über das zerschmetterte verdrehte Bein, drückte und rieb, damit die Muskeln sich wieder entspannten. Eigentlich hätte sie versuchen müssen, ein wenig umherzugehen. Oder aber die Zehen noch oben ziehen, damit sich die Muskeln streckten. Aber sie wagte es einfach nicht. Was, wenn die unerträgliche Qual dadurch doch nur schlimmer wurde? Bitte nicht, bitte nicht, flehte sie weiter und versuchte, an nichts anderes zu denken als an diese beiden kleinen Wörter. Die Tränen stiegen ihr in die Augen, sie konnte die eigene Hilflosigkeit in diesem Zustand einfach nicht ertragen. „Bitte“, entschlüpfte es ihr als leiser Schluchzer. Sie hätte in diesem Augenblick alles dafür gegeben, jeden Schwur abgelegt, wenn nur diese Schmerzen aufhörten.
    Langsam ließ der Krampf tatsächlich nach.
    Dennoch massierte sie weiter, weil sie wusste, dass er sonst schnell zurückkehren würde, um sie erneut zu überfallen. Die Muskeln entspannten sich immer mehr, und der Schmerz entließ Charlotte schließlich aus seinen Krallen. Endlich ließ sie sich weinend und schwer atmend zurücksinken, die Wangen feucht von Tränen.
    „Miss Kent? “ rief Annie unsicher durch die Tür. „Geht er Ihnen gut? “
    Rasch wischte sich Charlotte mit dem Handrücken über das Gesicht. „Alles in Ordnung. “
    Doch Annie blieb weiter besorgt vor der Tür stehen. „Darf ich dann hereinkommen? “
    Erst jetzt bemerkte Charlotte, dass sie noch immer das blutverschmierte Kleid vom Vorabend trug. „Warte bitte eine Minute. “ Sie humpelte hinüber zum Schrank, nahm einen schlichten Morgenrock heraus und zog ihn rasch über. Dann öffnete sie die Tür. „Guten Morgen, Annie. Stimmt etwas nicht? “
    „Ich dachte, ich hätte jemanden weinen hören. “ Neugierig betrachtete Annie Charlotte, die noch immer blass war und feuchte Wimpern hatte. „Sind Sie krank? “
    „Nein. “ Charlotte zwang sich zu einem Lächeln. „Alles in Ordnung. Aber wie steht es mit dir? Schmerzt dein Auge noch? “
    „Nicht besonders. Eunice hat dafür gesorgt, dass es nicht weiter anschwillt. Und durch das Apfelmus ist es auch nicht so schrecklich blau geworden. “ Sie sah an Charlotte vorbei ins Zimmer. „Haben Sie gestern nicht einmal die Matratze aufgedeckt? “
    Charlotte folgte ihrem Blick zum zerwühlten Bett. „Nach all der Aufregung war ich so müde, dass ich mich erst nur einen Augenblick hinlegen wollte, und dabei bin ich dann sofort tief und fest... “
    „Wo steckt sie, Oliver? “ rief jemand unten im Erdgeschoss besorgt. „Charlotte! “
    „Hier oben, Annabelle! “ Charlotte hatte die bekümmerte Stimme ihrer Schwester erkannt. „In meinem Zimmer - komm herauf! “
    Es klang, als käme eine kleine Kompanie die schmale Treppe heraufgeeilt, und endlich stürzten vier von Charlottes fünf Geschwistern ins Zimmer.
    „ O Charlotte! “ seufzte Annabelle erleichtert. „Gott sei Dank bist du hier! “
    Fasziniert betrachtete Annie die schöne junge Frau, die Charlotte um den Hals fiel. Das entzückende Gesicht wurde von vollem weizenblonden Haar umrahmt, das aus einem eleganten grün-elfenbeinfarbenen Hut hervorquoll. besaß einen wunderbaren Glanz.
    »Wir hörten von deiner Entführung gestern Abend - geht  es dir auch gut? “ Eine zweite junge Frau legte beschützend die Arme um Charlotte. Auch sie erschien Annie ausnehmend hübsch, mit großen dunklen Augen und hellbraunem Haar, das sie offenbar in aller Eile am Hinterkopf zusammengesteckt hatte.
    „Mir geht es ausgezeichnet, Grace“, versicherte ihr Charlotte, die sich wirklich angesichts so viel geschwisterlicher Liebe schon weit besser fühlte. „Ehrlich. “
    „Bist du sicher? “ Ein attraktiver Mann mit rotem Haar und blauen Augen musterte sie zweifelnd.
    „Ja doch, Simon. “
    „Ist das Blut auf deinem Kleid? “ fragte ein zweiter Herr mit rotblonden Locken

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