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Orphan 2 Juwel meines Herzens

Titel: Orphan 2 Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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blickte sie sich in der Gasse um. Aber sie war mutterseelenallein mit Archie und fühlte sich furchtbar hilflos.
    „Nun, ich wollte dich halt Wiedersehen“, erklärte er unschuldig. „Ein Vater wird doch noch das Recht haben, sein eigen Fleisch und Blut zu besuchen. Besonders nachdem er so viele harte Jahre im Zuchthaus bei Schwerstarbeit verbracht hat. Da hat man genügend Zeit zum Nachdenken, während man sich abrackert. Kennst du die Kurbelmaschine, Lottie? “ Er verengte die Augen zu Schlitzen. „Weißt du, wie viele Umdrehungen ein Mann pro Tag daran schaffen muss oder wie oft er dabei die Peitsche zu schmecken bekommt? “
    Charlotte schüttelte teilnahmslos den Kopf.
    „Zehntausend Mal“, erklärte er. „Klingt unmöglich, was? Das macht dir den Tag lang! Besonders wenn der Aufseher die Kurbel so fest gezogen hat, dass du dich mit dem ganze Gewicht dagegen stemmen musst, um sie auch nur einmal herumdrehen zu können. Zuerst sind die Hände dran  - die Innenflächen sind voller Blasen und eiternder Wunden. Aber man merkt es kaum, weil sich die Finger so verkrampfen, dass man denkt, man könnte sie nie mehr bewegen. Und danach ist dein ganzer Körper ein Wrack - von den Handgelenken bis zu den Füßen. Doch auch darüber zerbrichst du dir kaum den Kopf. Am Abend bist du halb tot und weißt, es wird morgen wieder genauso weitergehen. Du kannst nur beten, dass du deine Entlassung noch erlebst. Wie du siehst, hab ich’s geschafft. “ Er lächelte und stellte dabei eine faulende gelbliche Zahnreihe zur Schau. „Ich bin nicht so leicht unterzukriegen, Lottie, genauso wenig wie du. Allerdings hatte ich nicht erwartet, dich so gut beieinander wiederzusehen. Schau dich nur an! Fährst mit vornehmen Leuten in einer Kutsche herum! Hast es weit gebracht für ein dreckiges kleines Gör, das früher geklaut hat, um zu überleben. Das kann man wohl sagen! “ Er spuckte auf den Boden.
    „Wie hast du mich gefunden? “ fragte sie leise. Sie konnte es kaum fassen, dass er wirklich vor ihr stand und nicht nur ein böser Traum war.
    „Hat mich ganz schön Mühe gekostet“, gab er zu. „Nachdem ich rauskam, bin ich mal hierhin, mal dahin - nur nicht zurück nach Inveraray. Ich dachte, du wärst bestimmt tot. Bist ja immer krank und schwächlich gewesen. Falls du nicht schon im Gefängnis gestorben bist, dann wohl spätestens im Arbeitshaus, habe ich angenommen. Doch nach ein paar Jahren Wanderschaft war ich zufällig wieder in der Nähe von Inveraray und wollte doch mal schauen, was wohl aus dir geworden ist. Stell dir nur meine Überraschung vor, als ich hörte, dass so eine alte Jungfer dich aus dem Loch geholt hat. Der Gefängnisleiter wollte mir nicht mehr verraten, aber mir war es recht. Wenn die Frau dich unbedingt haben wollte, sollte Sie dich ruhig behalten. Immerhin warst du inzwischen kein kleines Kind mehr, und ich konnte dich nicht mehr beaufsichtigen. Also zog ich wieder meiner Wege. Und dann vor einigen Monaten kam ich nach London. Da höre ich in St. Giles und Seven Dials doch eines Tages von einer verkrüppelten Frau, die ein Haus für Huren gegründet hat - Geld sollte die Kleine haben. Ist schließlich das Mündel des Marquess of Redmond, der in Nordschottland lebt. Na, ich habe noch ein bisschen herumgefragt und fand heraus, dass sie eine Miss Charlotte Kent ist. Da dachte ich bei mir, Augenblick mal, ein verkrüppeltes Mädel aus Schottland namens Charlotte, das sich mit Huren und Gesindel abgibt? Also brachte ich in Erfahrung, wo du wohnst. Und als ich dich dann hinken sah, wusste ich sofort, na, das ist doch meine Lottie! Und was ist sie groß geworden! “
    Er stocherte mit einem schmutzigen Fingernagel in den Zähnen. „Du hast es dir also gut gehen lassen in all den Jahren, die ich im Gefängnis vor mich hinrottete. Da wird’s ja wohl Zeit, dass du deine Reichtümer mit deinem alten Vater teilst. Immerhin wärst du ohne meine Wenigkeit gar  nicht auf der Welt und hättest kein schönes Leben! “
    Charlotte biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte. Die Ängste ihrer Kindheit überwältigten sie. In ihrer Panik brachte sie kein Wort hervor. Es war ohnehin unnötig, sich mit ihm auf ein Gespräch einzulassen, wie sie sehr wohl wusste. Ihr Vater hielt nicht viel von Ungehorsam. Widerworte und Aufmüpfigkeit hatten ihr stets nur Prügel eingebracht - ob Buchan sie dabei nun mit den Fäusten schlug oder gar mit dem Ledergürtel.
    Das Bein schmerzte sie jetzt schrecklich. Wenn sie nicht

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