Orphan 2 Juwel meines Herzens
zu sehr zugetan, als dass ein kleiner Streit uns ernsthaft entzweien könnte. Außerdem“, sie blinzelte ihrem Sohn verschmitzt aus ihren strahlend grauen Augen zu, „muss der Gute ohnehin immer früher oder später zugeben, dass ich Recht habe. “ Sie wandte sich um, bemerkte Charlotte, und ein kleiner Überraschungsschrei entfuhr ihr.
„O Harry, du hast mich ja deiner kleinen Freundin hier noch gar nicht vorgestellt. Ein hübsches Ding! Schau dir nur das wunderbare kastanienbraune Haar an. Erinnert mich an ein großartiges Pferd, das mir gehörte, als ich noch ein Mädchen war. Timmy habe ich es damals getauft, obwohl Papa fand, das sei ein schrecklicher Name für ein Pferd. Stattdessen bestand er darauf, es Apollo zu rufen. Tiere sind so empfindsam - wie oft sagte ich schon zu deinem Vater, Harry, was wir alles von ihnen lernen können. Aber er will mir einfach nicht erlauben, die Hunde mit ins Bett zu nehmen. Dieser Mann kann manchmal wirklich entsetzlich stur sein. Wenn er mich nicht hätte, würde er wahrscheinlich noch immer jeden Abend nichts anderes als pochierte Eier und Zunge in Aspik essen. Und wie heißt du, meine Liebe? “
„Verzeihung, Mutter“, bat Harrison rasch. „Dies ist Lady Charlotte Kent, die Tochter des Marquess of Redmond. “ Er betete in Gedanken, dass Charlotte ihn nicht dahingehend berichtigen würde, dass sie ja nur Redmonds Mündel war. Eine solche Bemerkung würde nur eine Flut von Fragen bei seiner Mutter auslösen.
„Ich freue mich sehr, dich kennen zu lernen, meine Kleine“, begrüßte Lady Bryden Charlotte herzlich. „Es ist wirklich schon lange her, dass mein Harrison eine kleine Freundin mitgebracht hat. Ich versuche immer wieder, ihn dazu zu bewegen, mich eine große Feier für all seine Freunde ausrichten zu lassen, doch er ist einfach zu schüchtern und wehrt sich dagegen. Aber warte nur ab, junger Mann, eines Tages werde ich dich einfach überraschen“, neckte sie und betrachtete ihn mit unverhohlener Bewunderung. „Dann kommst du heim, und im ganzen Haus laufen deine lustigen Spielkameraden umher und haschen nacheinander. Anschließend veranstalten wir dann ein Picknick mit Tee, Limonade, kleinen Kuchen und kandierten Früchten. Das wäre doch schön! “ Sie blickte Charlotte an. „Du musst natürlich auch kommen. Darüber würde Harry sich bestimmt sehr freuen. “
„Vielen Dank, Lady Bryden. “ Charlotte lächelte ihr zu. Die offensichtliche Liebe dieser Frau zu ihrem Sohn rührte sie. „Ich freue mich schon. “
„Ausgezeichnet. Dann spreche ich gleich mit Lord Bryden, damit wir einen passenden Tag finden. Er tut zwar, als wäre er viel zu alt, um an solch kindischem Vergnügen noch Gefallen zu finden, aber er geht ganz in seiner Familie auf. Das weißt du doch, Harry, mein Junge? “
„Ja, Mutter, selbstverständlich. “
„Natürlich, natürlich. “ Wieder fuhr sie ihm übers Haar. „Erinnere mich daran, dass ich dir nachher die Locken schneide, Harry. Sie hängen dir doch arg in die Stirn. Komm also zu mir, wenn Miss Williams dich gebadet hat. Ihr trau ich nicht mit der Schere. Als sie bei Frank das letzte Mal ihr Glück versuchte, stülpte sie ihm dazu eine Puddingschüssel über den Kopf. Dabei geriet der Pony so kurz, dass er einfach lächerlich damit aussah. Es dauerte Monate, bis wieder alles nachgewachsen war. Glücklicherweise hat er selbst es gar nicht bemerkt. Er ist noch zu jung, um sich wegen seines Aussehens zu bekümmern. Kennst du Harrys jüngere Geschwister, Charlotte? “
„Nein, Lady Bryden, ich hatte bisher leider noch nicht das Vergnügen. “
„Na ja, vielleicht triffst du die zwei bei deinem nächsten Besuch hier. Harry spielt nicht mehr mit ihnen. Er ist auch viel älter. Dafür passt er aber immer gut auf sie auf. Tatsächlich sind sie bei ihm besser aufgehoben als bei Miss Williams. Die hat Frank und Margaret doch einmal ganz allein im Kinderzimmer mit Farben spielen lassen. Als ich hineinging, weil ich nach den beiden schauen wollte, hatte Frank seine kleine Schwester ganz grässlich grün angemalt - damit sie aussieht wie eine Schildkröte! Ich wollte Miss Williams auf der Stelle entlassen, aber Harry bestürmte mich, es nicht zu tun, weil Frank und Margaret so an ihr hängen. Natürlich hatte mein Großer Recht. Ja, er war schon immer sehr reif und verständig für sein Alter... “
„Verzeihung, Lord Bryden“, meldete sich Telford von der Tür und kam nach Luft schnappend herein. „Ich hatte Lady Bryden
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