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Orphan 2 Juwel meines Herzens

Titel: Orphan 2 Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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schrecklich wütend. Dieser arrogante Aristokrat hatte ja keinen Schimmer davon, was Armut überhaupt war. Armut bedeutete, so hungrig zu sein, dass man sich schwach und krank fühlte. Sie zwang einen dazu, dankbar verschimmelte Brotkrusten zu  essen und halb verfaulte Äpfel, die man im Dreck fand. Armut ließ einen vor Angst zittern, wenn man am Abend heimkehrte, weil man nicht genug herangeschafft hatte  - denn dafür setzte es Prügel vom eigenen Vater, bis einem jeder Knochen im Leib wehtat. Armut zwang eine Frau, vor einer johlenden Menge langsam die Röcke zu lüften und...
    „Miss Kent? Fühlen Sie sich nicht wohl? “
    Sie blinzelte und schaute ihn an. Um sie herum schien es plötzlich ganz dunkel zu werden.
    „Liebe Güte, setzen Sie sich hin! “ Er legte ihr einen starken Arm um die Schultern und führte sie zum Sofa. „Halten Sie den Kopf nach unten... so... Sie werden ja sonst gleich ohnmächtig! “
    Charlotte ließ sich willig in die Polster drücken und dann sanft nach vorn beugen, bis sie den Saum ihres grauen Kleides erkennen konnte. Während sich alles um sie herum zu drehen schien, versuchte sie, im Geiste aus der Vergangenheit zurückzukehren. Verzweifelt wandte sie alle Aufmerksamkeit der Wärme seiner Hände auf den eigenen Schultern zu. Er roch so gut - sauber und männlich nach Seife und Leder, gemischt mit einem Hauch von Whisky. Plötzlich aber stand er auf und ließ sie allein auf dem Sofa sitzen. Doch gleich darauf kehrte er zurück, kniete neben ihr nieder und hielt ihr ein Glas an die Lippen.
    „Nehmen Sie einen Schluck“, drängte er und half ihr, sich langsam wieder aufzurichten. „Nur nicht zu schnell trinken. Das Zeug ist ziemlich stark. “
    Sie zuckte nicht zurück, als ihr der Cognac brennend die Kehle hinabrann. Nach einem weiteren Zug blickte sie Harrison an.
    „Fühlen Sie sich besser? “ fragte er und setzte das Glas auf einem Beistelltisch ab.
    Sie nickte und errötete. „Ja, danke“, erwiderte sie verschämt.
    Trotz dieser Beteuerung kniete er weiter besorgt an ihrer Seite. Sie duftete nach Wildblumen und Orange, und das faszinierte ihn. Überhaupt erschien sie ihm im weichen Licht des Zimmers als besonders liebreizend, mit dem el-fenbeinfarbenen Teint und den leuchtend grünen Augen. Einige vorwitzige kastanienbraune Haarsträhnen waren ihrem Hut entschlüpft und umspielten jetzt den schmalen Hals. Seltsam, aber er musste gerade daran denken, wie ihr zarter Körper sich angefühlt hatte, als er sie im Haus der Chadwicks so fest an sich presste...
    Eine Welle des Verlangens erfasste ihn.
    Rasch stand er auf und ging hinüber zum Schreibtisch, um Abstand zu seinem Gast zu gewinnen. Was zum Teufel war nur auf einmal los mit ihm? Er schenkte sich nach und rang um Fassung.
    „Sagen Sie mir, wofür Sie das Geld wollen, Charlotte. “
    Misstrauisch sah sie ihn an. „Das wissen Sie doch schon. Ich brauche es für mein Haus. “
    „Halten Sie mich nicht zum Narren. Sie benötigen geradezu verzweifelt Geld, wollen sich aber auf gar keinen Fall an Ihre Familie wenden. Jemand erpresst Sie, und ich will wissen, wer. “
    Sie wandte den Blick ab. „Das kann ich Ihnen nicht sagen. “
    „Dann weigere ich mich, Ihnen zu helfen. “
    Sein Unwillen war mehr als verständlich. Das war Charlotte natürlich klar. Immerhin kannte er sie kaum, und sie bat ihn um eine schwindelerregende Summe. Allerdings war sie auch nicht in der Erwartung hier erschienen, er würde ihr ohne langes Zögern fünftausend Pfund aushändigen. Nein, sie hatte ihn lediglich für alles um Verzeihung bitten und sich mit eigenen Augen davon überzeugen wollen, dass es ihm gut ging.
    „Natürlich“, antwortete sie ruhig. „Dann ist unsere Unterredung hiermit beendet. “ Sie wollte sich erheben. Himmel, ihr rannte die Zeit davon...
    Mit zwei großen Schritten war er bei ihr, drückte sie zurück aufs Sofa und zwang sie, ihn anzublicken.
    „Hören Sie mir genau zu“, wies er sie streng an. „Ich weiß, dass die Mädchen, die bei Ihnen Zuflucht suchen, es im Leben mit allem möglichen Abschaum zu tun hatten  - grausame Widerlinge, die eine Frau für ihr Eigentum halten wie ein Spielzeug, das sie benutzen und danach weg-werfen können, falls sie es über haben. Was Sie leisten, um diesen bedauernswerten Geschöpfen zu helfen, ist bewundernswert, Charlotte, aber genauso gefährlich. Solchen Kerlen sagt es nicht besonders zu, wenn man ihnen eins ihrer Mädchen wegnimmt. Was die Kleine will, ist denen

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