Orphan 2 Juwel meines Herzens
dreien.
„Was soll das denn heißen? “ rief Flynn wütend. „Ich hab den Kram doch schließlich geklaut! “
„Ja, und beinahe hätten sie dich dabei geschnappt und ins Loch geworfen. Ich war es, der deinen kleinen Hintern gerettet hat, und deshalb kriege ich alles. “
„Zum Teufel mit dir! “ fluchte Flynn und marschierte zur Tür. Er drückte die Klinke hinunter, doch es war abgeschlossen.
„Ach, das sollte ich dir wohl noch sagen“, fügte Archie hinzu und nahm auf einem von zwei der im Zimmer stehenden Holzstühle Platz. „Du wirst nämlich eine Weile bei uns bleiben. “
„Das wüsste ich aber! “ schrie Flynn, der sich fluchend gegen die Tür warf. „Rück sofort den verfluchten Schlüssel raus! “
„Ist ja nicht für lange“, versicherte Archie. „Nur bis ich mein Geld von Lottie habe. “
„Von wem? “
„Miss Charlotte Kent nennst du sie wohl. Das ist aber nicht ihr richtiger Name. Tatsächlich heißt sie Lottie Buchan und kommt aus dem Städtchen Inveraray im Norden. Tja, es gab mal eine Zeit, da war sie fast so geschickt beim Klauen wie du. “
„Lügner! “ brüllte Flynn. „Miss Charlotte ist eine Dame und ihr Vater ein echt feiner Pinkel aus Schottland. “
„Der ist nicht ihr Papa“, widersprach Archie. Stolz erklärte er dann: „Das bin ich! “
Doch der Junge lachte nur verächtlich. „Du? Du dürftest ihr ja nicht einmal den Dreck von den Stiefeln putzen! “
Archie sprang auf, packte ihn und warf den Kleinen gegen den Tisch.
„Hör sofort auf, Archie! “ schrie Sal.
„Ich lass mich nicht so respektlos behandeln“, erwiderte Archie, riss Flynn wieder auf die Füße und drohte ihm mit der Faust. „Merk dir das besser. “
„Denk doch nach“, flehte Sal und zog Archie am Ärmel. „Wenn du hier so einen Lärm veranstaltest, kommen noch die Nachbarn her, und wie willste denen dann den Jungen bei uns erklären? “ Sie warf Flynn einen warnenden Blick zu.
„Wirst du mir also keine Widerworte mehr geben? “ Böse funkelte Archie den Jungen an.
Wütend schien es in den Augen des Jungen aufzublitzen, und er schüttelte störrisch den Kopf.
Daraufhin packte Archie ihn und schleuderte ihn durch den Raum. Flynn prallte hart gegen die Wand. Mit einem leisen Stöhnen sank er zu Boden und rollte sich zusammen.
„Lass mich los“, zischte Archie und schüttelte Sal ab. „Bring mir lieber ein Glas Gin. “
Gehorsam ging sie hinüber zu einem kleinen Hängeschrank und entnahm ihm eine Flasche und zwei dreckige Gläser, die sie auf dem Tisch abstellte. Dann goss sie groß-zügig ein. Schließlich reichte sie Archie eins der Gläser.
„Auf eine rosige Zukunft“, sagte der, setzte an und trank das Glas in einem Zug aus. Dann knallte er es auf den Tisch und gab Sal einen Wink, wieder einzugießen. Nachdem er das Glas erneut geleert hatte, wischte er sich den Mund am Ärmel ab und spähte finster zu Flynn hinüberj Der saß zusammengesunken auf dem Boden, den Rücken leicht an die Wand gelehnt.
„Du halt am besten das Maul“, riet Archie dem Unglücklichen. „Dann tu ich dir schon nichts. Wenn du aber versuchen solltest abzuhauen oder mir sonst irgendwelchen Ärger machst, wirst du mich kennen lernen. Ich brech dir jeden Knochen in deinem kleinen Körper. “
„Wo steckt Flynn nur? “ fragte Oliver stirnrunzelnd.
„Ich dachte, er wäre bei euch“, antwortete Annie und nahm am Tisch im Esszimmer Platz.
Doreen schob einen Teller mit noch ofenwarmen kleinen Brötchen zu ihr hinüber. „Ich habe ihn den ganzen Tag nicht gesehen. “
„Der ist heute schon ganz früh aufgestanden und gleich weggegangen“, erklärte Ruby. „Ich hörte, wie er die Treppe hinunterlief. “
„Sieht dem Jungen gar nicht ähnlich, zu spät zum Abendessen zu kommen“, sagte Eunice sorgenvoll und schöpfte allen wunderbar duftenden Eintopf in die tiefen Teller. „Dabei habe ich ihm sogar gestern gesagt, dass ich Rindfleischsuppe mit Graupen mache. Die isst er doch so gem. “
„Bestimmt kommt er bald“, versicherte Annie.
„Er sollte nicht einfach so verschwinden, ohne Miss Kent, Oliver, Eunice oder Doreen Bescheid zu geben“, befand Violet. „So lauten hier schließlich die Regeln. “ Energisch bestrich sie eins der winzigen Brötchen dick mit Butter und steckte es dann ganz in den Mund.
„Hör mal, du wirst noch ersticken, mein Mädchen, wenn du dich so voll stopfst“, schimpfte Doreen.
„Eine Dame bricht ein kleines Stück ab, streicht nur dünn
Weitere Kostenlose Bücher