Orphan 2 Juwel meines Herzens

Mütze hinunterrutschte.
    „Ist das Ihr Sohn? “ Der geprellte Ladenbesitzer konnte nach der wilden Jagd kaum noch japsen. Mit hochrotem Kopf drängte er sich durch die Menge.
    „Leider ja“, antwortete Archie und zog höflich die Mütze vom Kopf. „Tut mir Leid, dass der Junge Ihnen so viel
    Ärger gemacht hat. Sagen Sie, wie ich ihn bestrafen soll, und ich tu’s. Rufen Sie ruhig nach der Polizei, nur wird es seiner armen Mutter das Herz brechen, wenn er im Loch landet - vielleicht möchten Sie ihn ja stattdessen lieber ein bisschen mit dem Stock verdreschen, falls das Ihren Schaden einigermaßen wiedergutmachen würde... "
    Flynn schaute Archie ungläubig an. „Verdammt und... “ „Von mir jedenfalls fängt er sich eine tüchtige Tracht Prügel ein, ganz egal, was Sie mit ihm Vorhaben“, erklärte Archie und packte den Kleinen beim Ohr. „Glauben Sie mir, ich lasse es nicht an Schlägen fehlen, aber das will einfach nicht helfen. Der Junge ist und bleibt ein Faultier und ein verdammter Lügner obendrein. Aber trotzdem ist er mein eigen Fleisch und Blut. Ich muss mich schließlich um ihn kümmern und dafür sorgen, dass ein anständiger Mensch aus ihm wird. Also, ich halte ihn dann für Sie fest, bis Sie fertig sind. “ Er hielt Flynn die Hände hinterm Rücken zusammen und schob ihn vor den Ladenbesitzer.
    „Hören Sie sofort auf, Sie brutaler Unmensch! “ schrie Sal wütend und bahnte sich einen Weg zu Archie und Flynn. „Sie sollten sich schämen, meinen Sohn zu misshandeln - noch dazu, wo sein kleiner Bruder kaum kalt in der Erde liegt. “ Wütend schien es in ihren Augen zu funkeln. „Weiß Ihre Frau eigentlich von Ihrer Vorliebe dafür, kleine Jungs zu verprügeln? “
    Die Menge ließ ein aufgebrachtes Murren hören, obwohl die Versammelten noch eine Sekunde zuvor gern mit angesehen hätten, wie das Bürschchen verprügelt wurde.
    „Ich wollte ihm doch gar nichts tun“, protestierte der Ladenbesitzer beleidigt. „Aber der Knabe hat meine Scheibe eingedrückt und mich bestohlen. “
    Sal marschierte zu Flynn und stemmte die Hände in die Hüften. „Nun, was hast du zu deiner Verteidigung vorzubringen? Hast du den Gentleman hier beklaut? “
    „Ja“, gab Flynn zu. „Aber das habe ich doch nur getan, damit ich dir etwas Schönes kaufen kann - du warst so traurig, seit mein Bruder gestorben ist. “ Er zauberte einen engelsgleichen Ausdruck auf sein Gesicht. „Ich habe es wirklich nur für dich getan, Ma! “
    „Oh, du guter Junge! “ Sal riss den Jungen an die Brust. „Du bist doch das Einzige, was mir noch geblieben ist. Versprich mir, dass du von nun an artig sein wirst und nie wieder stehlen gehst - ich könnte es einfach nicht ertragen, dich auch noch zu verlieren! “ Sie lehnte die Stirn gegen seinen Kopf und begann, heftig zu schluchzen.
    „Bestimmt, Ma. “ Flynn war kaum zu verstehen, so fest presste die Fremde ihn an sich.
    „Bitte sehr, Sir, von jetzt an wird er sich anständig benehmen. “ Archie zog ein zerknittertes Taschentuch aus der Jacke und schnäuzte sich lautstark vor lauter gespielter Rührung.
    „Und was ist mit den Sachen, die er hat mitgehen lassen? “ wollte der Ladenbesitzer wissen.
    Sal ließ Flynn abrupt los und warf ihm einen strengen Blick zu. „Stimmt. “ Sie streckte fordernd die Hand aus. „Rück den Krempel raus. “
    Flynn zögerte ein wenig, doch dann zog er die restlichen Pfeifen und ein Zigarettenetui aus der Tasche und reichte sie Sal.
    „Alles“, ermahnte sie ihn. „Sofort. “
    Missmutig holte Flynn aus der anderen Tasche einige kleine Zigarrenschachteln und übergab dann auch die.
    „Bitte sehr, Sir. “ Sie überreichte dem Ladenbesitzer sein Eigentum. „So gut wie neu. “
    Der Mann musterte misstrauisch das Sammelsurium. „Aber das ist lange nicht alles“, protestierte er.
    Sal schaute Flynn an. „Hast du noch mehr? “ verlangte sie zu erfahren.
    „Nein. “ Der Junge schüttelte heftig den Kopf.
    „Dreh die Taschen aus, damit wir uns davon überzeugen können“, wies Archie ihn an.
    Brav tat Flynn, wie ihm geheißen. Zum Vorschein kam nichts weiter als ein rotes Taschentuch.
    „Ich hätte schwören mögen, dass er noch mehr hat mitgehen lassen“, murmelte der Ladenbesitzer.
    „Und jetzt entschuldige dich bei dem Gentleman“, befahl Sal.
    Reumütig erklärte Flynn: „Tut mir Leid, Sir. “
    „So ist es gut, Kleiner. “ Archie nickte. „Nun, mein Herr, dann werden wir drei uns jetzt wieder auf den Weg machen