Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
Vergangenheit mit mir passiert ist, was jetzt geschieht und was mir mit absoluter Sicherheit in nächster Zukunft passieren wird.«
    Obwohl der Wind nicht aufgefrischt hatte, waren die Brecher jetzt höher und gruben sich tief in den Strand. Sie schlugen hart gegen die Rückseite von Bobbys Schenkeln und begruben seine Füße beim Zurückströmen in dem kohlenstaubartigen Sand.
    Frank gab sich große Mühe, Bobby zu erklären, was er meinte. »Sehen Sie, dieses Unterwegssein ist für mich nicht so leicht wie für Candy. Er ist in der Lage zu bestimmen, wohin er will -und wann. Er gelangt von einem Ort zum anderen, indem er schlicht entscheidet, es zu tun, buchstäblich, indem er es sich wünscht - wie Sie es bei mir vermutet haben. Aber das kann ich nicht. Mein Talent für Teleporting ist eigentlich kein Talent, sondern eher ein Fluch.« Seine Stimme bebte. »Bis vor sieben Jahren wußte ich nicht mal, daß ich es überhaupt kann. Ich habe es erst an dem Tag gemerkt, an dem dasalte Miststück krepierte. Alle, die wir aus ihrem Leib stammen, sind verflucht, dem können wir nicht entfliehen. Ich meinte, ich könnte irgendwie entwischen, indem ich sie umbrachte, aber das hat mich nicht von ihr befreit.«
    Nach den Ereignissen der letzten Stunde hatte Bobby gemeint, nichts könne ihn mehr überraschen, doch er war völlig verwirrt von dem Bekenntnis, das Frank da abgegeben hatte. Dieser mitleiderregende rundliche Mann mit den traurigen Augen, den Sommersprossen und dem Gesicht eines Clowns war seiner Meinung nach unfähig zum Muttermord.
    »Sie haben Ihre eigene Mutter ermordet?«
    »Vergessen Sie sie für den Augenblick. Wir haben keine Zeit, uns mit ihr auseinanderzusetzen.« Frank schaute zu den Büschen hinüber, aus denen sie herausgetreten waren, und dann den ganzen Strand entlang. Aber sie waren immer noch allein in diesem Wolkenbruch. »Wenn Sie sie gekannt, wenn Sie unter ihr gelitten hätten«, sagte er mit vor Wut bebender Stimme, »wenn Sie wüßten, zu welchen Greueltaten sie fähig war, hätten auch Sie eine Axt genommen und sie zerstückelt.«
    »Sie haben eine Axt genommen und Ihrer Mutter tödliche Hiebe versetzt?« Wieder entrangen sich Bobby diese irren Töne -ein Lachen, so naß wie der Regen, aber nicht so warm, und wieder fürchtete er sich vor sich selbst.
    »Daß ich zum Teleporting fähig bin, entdeckte ich erst, als Candy mich in eine Ecke gedrängt hatte und mich umbringen wollte, weil ich sie getötet hatte. Und das sind die einzigen Gelegenheiten, bei denen ich zum Teleporting imstande bin - wenn es ums pure Überleben geht.« »Letzte Nacht im Krankenhaus hat Sie aber niemand bedroht.«
    »Nun, sehen Sie, wenn ich im Schlaf mit dem Teleporting anfange, dann tue ich das, so glaube ich, weil ich versuche, Candy in einem Traum zu entfliehen, und der löst den Teleporting-Prozeß dann aus. Dieses verdammte Teleporting weckt mich zwar immer auf, doch dann kann ich nicht damit aufhören, ich hüpfe von einem Ort zum nächsten, bleibe manchmal nur ein paar Sekunden, manchmal eine Stunde oder länger -das unterliegt nicht meiner Kontrolle. Ich werde herumgestoßen wie in einem gottverdammten kosmischen Flipper. Es erschöpft mich. Es macht mich fertig, bringt mich um. Man kann sehen, wie es mich umbringt.«
    Franks ernsthafte Beharrlichkeit, sich zu erklären, und das betäubende, erbarmungslose Dröhnen des Regens hatten Bobbys Wut weggeschwemmt. Er hatte immer noch Angst vor Frank, vor dem potentiellen Chaos, das Frank für ihn repräsentierte, doch er war nicht mehr wütend.
    »Vor Jahren«, sagte Frank, »löste vielleicht ein Traum pro Monat eine Teleporting-Episode aus, doch allmählich nahm die Häufigkeit zu. Und in den letzten Wochen ist es fast jedesmal passiert, wenn ich geschlafen habe. Und wenn wir dann endlich wieder in Ihrem Büro sind, oder wo auch immer diese Sache ihr Ende findet, werden Sie sich an alles erinnern können, was mit uns geschehen ist, aber ich nicht. Und zwar nicht nur, weil ich vergessen will, sondern weil stimmt, was Sie vermutet haben - ich bin nicht immer fähig, mich fehlerlos zu rekonstruieren.«
    »Ihre geistige Verwirrung, der Verlust intellektueller Fähigkeiten, die Amnesie -das sind Symptome dieser Fehler?«
    »Ja. Ich bin sicher, daß es jedesmal, wenn ich unterwegs bin, zu schlampigen Rekonstruktionen und damit zu Zellschäden kommt. Nichts Drastisches bei irgendeinem dieser Trips, aber die Auswirkungen häufen sich, und zwar zunehmend. Früher oder

Weitere Kostenlose Bücher