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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Hunger verriet, kurierteBobby von seiner Übelkeit. Jetzt drehte sich ihm der Magen um in Todesangst.
    »Frank!«
    Er wünschte sich, er hätte sein Schulterhalfter im Büro nicht abgenommen. Seine Waffe lag dort, auf Julies Schreibtisch, und nützte ihm nichts. Doch als er die entblößten Zähne des auf ihn zuschießenden Rudels sah, sagte er sich, daß die Schußwaffe sie ohnehin nicht würde aufhalten können, zumindest nicht alle, zumindest nicht genug von ihnen.
    Die Katze, die ihm am nächsten war, sprang ...
    Julie stand neben ihrem Drehstuhl. Da, wo er für die Hyp-nose-Therapie-Sitzung hingeschoben worden war. Sie war unfähig, sich von ihm wegzubewegen, weil sie Bobby zuletzt gesehen hatte, als er neben diesem Stuhl gestanden hatte. Und das war die Stelle, wo sie sich ihm am nächsten fühlte.
    »Wie lange ist es jetzt her?« Clint stand neben ihr. Er blickte auf seine Uhr. »Weniger als sechs Minuten.«
    Jackie Jaxx war im Waschraum und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Lee Chen, immer noch auf dem Sofa, immer noch den Stapel mit Ausdrucken in den Händen, war nicht mehr so entspannt, wie er es vor sechseinhalb Minuten gewesen war. Er umklammerte die Papiere, als habe er Angst, sie könnten ebenfalls verschwinden. Und seine Augen waren immer noch wo weit aufgerissen, wie sie es in dem Moment gewesen waren, in dem Bobby und Frank verschwunden waren.
    Julie fühlte sich leicht benommen vor Sorge und Furcht, war aber wild entschlossen, auf keinen Fall die Kontrolle über sich zu verlieren. Obwohl es nichts zu geben schien, was sie hätte tun können, um Bobby zu helfen, konnte sich doch eine Gelegenheit ergeben, etwas zu unternehmen, wenn sie es am wenigsten erwartete. Und dann wollte sie ruhig und dazu bereit sein.
    »Hal sagte, letzte Nacht sei Frank achtzehn Minuten, nachdem er verschwunden ist, das erste Mal zurückgekehrt.«
    Clint nickte. »Dann haben wir noch zwölf Minuten vor uns.« »Nach seinem zweiten Verschwinden kehrte er stundenlang nicht zurück.« »Hören Sie«, sagte Clint, »selbst wenn sie in zwölf Minuten, in einer Stunde oder drei Stunden noch nicht zurückgekehrt sein sollten, bedeutet das lange nicht, daß Bobby irgend etwas Schreckliches passiert ist. Es ist doch jedes Mal das gleiche.«
    »Ich weiß. Was mir wirklich Sorgen macht, ist -dieses verflixte Bettgitter.«
    Clint sagte nichts.
    »Frank hat es nicht zurückgebracht«, sagte sie mit zitternder Stimme. »Was ist damit passiert?«
    »Er wird Bobby zurückbringen«, sagte Clint. »Er wird Bobby nicht da draußen lassen, wo immer er auch hingeht.«
    Sie wünschte sich, sie könne sich da ebenso sicher sein.
    Dunkelheit.
    Glühwürmchen.
    Rasende Geschwindigkeit.
    Regen knallte in warmen Strömen auf sie nieder, als hätten sich Bobby und Frank unter einem Wasserfall materialisiert. Innerhalb von Sekunden schienen ihre Kleider an ihren Körpern zu kleben. Da war jedoch kein Wind. Es war, als habe die ungeheure Wucht und Heftigkeit des Regenfalls den Wind ausgelöscht wie ein Feuer. Die Luft war erstickend schwül-warm -wie Dampf. Sie hatten sich weit genug um den Globus bewegt, um die Abenddämmerung hinter sich zu lassen. Irgendwo hoch am Himmel, hinter der stahlgrauen Wolkenverkleidung, stand die Sonne.
    Diesmal waren sie, auf der Seite liegend, gelandet, mit den Gesichtern zueinander wie zwei Betrunkene, die sich im Armdrücken versucht hatten und benebelt auf den Boden einer Bar gefallen waren, wo sie nun lagen -die Hände immer noch wie im Wettbewerb ineinander verkrampft. Sie waren jedoch in keiner Bar, sondern von üppigem, tropischem Grünzeug umgeben: Farne, dunkelgrüne Pflanzen mit gummiartigen, tief eingeschnittenen Blättern; am Boden kriechende Sukkulenten mit Blättern so dick wie Gummibonbons und Beeren im Ton von Mandarinen.
    Bobby befreite sich aus Franks Griff, und diesmal ließ sein Klient es kampflos geschehen. Er rappelte sich hoch, gelangte auf die Füße und drängte sich durch das glitschige, schlammige Blattwerk und die Ranken, die sich an ihn zu klammern schienen.
    Er wußte nicht, wo er hinging, und es war ihm auch egal.
    Er wollte nur ein wenig Abstand zu Frank gewinnen, sich von der Gefahr distanzieren, die Frank nun für ihn repräsentierte. Er war fix und fertig. Was da alles passiert war. Er war völlig überladen von den neuen Erfahrungen, Erlebnissen. Er mußte nachdenken, und er mußte sich an alles das erst gewöhnen, bevor es weitergehen konnte.
    Nach sechs Schritten hatte er

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