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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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aber kurz. Aufgrund des Sauerstoffmangels wurde der Junge ohnmächtig, und Candy rollte ihn herum. Während er sich auf die nun vor ihm liegende Kehle stürzte, stieß Candy einen tiefen und ungeduldigen Schrei aus, der lauter war als jedes Geräusch, das der Junge verursacht hatte.
    Später, als er die Tür zu dem vierten Schlafzimmer öffnete, drang bereits das zinnerne Licht des hereinbrechenden Tages durch die Fenster. In den Ecken lauerten noch immer Schatten, doch die tiefe Dunkelheit war bereits verjagt. Das frühe Licht hatte zu wenig Kraft, ihn die Farben der Gegenstände erkennen zu lassen, daher schien alles im Raum in den verschiedensten Grau-Schattierungen gehalten zu sein.
    Eine attraktive Blondine von Ende Dreißig schlief auf der einen Seite des großen französischen Betts. Das Überschlaglaken und die Decke auf der anderen Seite wirkten so gut wie unberührt, daher nahm Candy an, der Ehemann der Frau sei entweder ausgezogen oder geschäftlich unterwegs. Er bemerkte ein halbvolles Wasserglas und eine Plastikflasche mit verschreibungspflichtigen Tabletten auf dem Nachtschrank. Er nahm die Medizindose hoch und sah, daß sie zu zwei Dritteln mit kleinen Pillen gefüllt war: dem Etikett nach handelte es sich um ein Sedativum. Auch ihr Name stand auf der Dose: Roseanne Lofton.
    Candy blieb eine Weile so stehen, starrte in ihr Gesicht, und ein altes Verlangen nach mütterlichem Trost regte sich in ihm. Auch seine Begierde trieb ihn nach wie vor, aber er wollte ihr keine Gewalt antun, wollte sie nicht aufreißen und in ein paar Minuten leeren. Er wollte, daß es andauerte, er wollte genießen.
    Er hatte das Verlangen, an dieser Frau so zu saugen, wie er das Blut seiner Mutter gesaugt hatte, wenn sie ihm diese Gnade einmal erwies. Gelegentlich, wenn er in ihrer Gunst stand, hatte sich seine Mutter einen flachen Schnitt in die Handfläche beigebracht, oder sie hatte sich mit einer Nadel in einen ihrer Finger gestochen und ihm dann erlaubt, sich an sie zu schmiegen und sich eine Stunde oder länger an ihrem Blut gütlich zu tun.
    Während dieser Zeit hatte er immer ein großes Gefühl des Friedens gehabt, eine so tiefe Glückseligkeit, daß die Welt und all der Schmerz, den sie bereitete, aufhörten zu existieren. Denn das Blut seiner Mutter war mit keinem anderen zu vergleichen, es war so rein und pur wie die Tränen eines Heiligen.
    Durch so kleine Wunden konnte er natürlich kaum mehr als ein paar Tropfen von ihr trinken, doch das leichte Tröpfeln erschien ihm ungleich kostbarer und labender als die Liter über Liter, die er möglicherweise aus einer Reihe anderer Menschen herausholte.
    Die Frau da vor ihm würde kein solches Ambrosia in ihren Adern haben, wenn er aber die Augen schloß, während er an ihr saugte, und wenn er vor seinem geistigen Auge die wunderschönen Erinnerungen aus den Zeiten vor dem Tod seiner Mutter heraufbeschwor, konnte er vielleicht wenigstens etwas von der heiteren Gemütsruhe wieder einfangen, die er damals gekannt hatte - und einen schwachen Widerhall der alten Faszination erleben.
    Ohne die Decke beiseite zu schlagen legte er sich schließlich vorsichtig auf das Bett, streckte sich neben der Frau aus und beobachtete, wie ihre Augenlider flatterten und sich die Augen dann öffneten. Sie blinzelte, als er sich neben ihr bequem rekelte, und für einen Augenblick schien sie zu glauben, sie träume noch immer, denn ihr Gesichtsausdruck blieb starr.
    »Alles, was ich will, ist dein Blut«, sagte er leise.
    Doch da blitzte Panik in ihren Augen auf. Jetzt war sie frei von der betäubenden Wirkung des Sedativums.
    Bevor sie die Schönheit dieses Moments dadurch schmälerte, daß sie schrie oder sich ihm widersetzte, und ihm damit die Illusion nahm, seine Mutter zu sein, die ihm ihr Blut freiwillig gab, schlug er mit der Faust hart auf ihren Hals. Dann schlug er noch einmal zu. Dann hämmerte er zweimal auf ihre Wangen ein. Bewußtlos fiel sie auf das Kissen zurück. Er schlüpfte unter die Decke, um ihr näher zu sein, nahm ihre Hand und schlug die Zähne in ihre Handfläche. Er legte den Kopf auf das Kissen, konnte nun ihr Gesicht sehen und hielt ihre Hand, während er das langsame Tröpfeln genoß, das er aus ihrer Handfläche saugte. Nach einer Weile schloß er die Augen und versuchte sich vorzustellen, sie sei seine Mutter. Und endlich erfüllte ihn eine befriedigende Ruhe. Obwohl er in diesem Augenblick seit langer Zeit wieder einmal glücklich war, empfand er kein wirklich

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