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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Sicherheitsriegel, sah er, daß weder der Rahmen noch die Tür selbst mit Blut verschmiert waren. Wäre er im Laufe des Nachmittags weggefahren und mit blutenden Händen zurückgekehrt, hätte er gewiß nicht die Geistesgegenwart aufgebracht, die Tür zu säubern, bevor er zu Bett ging. Außerdem hatte er weder blutige Waschlappen noch Papiertücher gesehen, mit denen er das Blut hätte abgewischt haben können.
    Der Himmel draußen war klar, die untergehende Sonne grell. Die Palmen des Motels schwankten in einer kühlen Brise, die ihnen ein unaufhörliches Flüstern und Säuseln entlockte, unterbrochen nur von einer gelegentlichen Serie harten Rasseins und Klapperns, wenn die dicken Rippen der Wedel aufeinanderprallten wie hölzerne Zähne.
    Der Beton des Gehwegs vor seinem Zimmer war nicht mit Blut befleckt. Auch im Innern des Wagens fand er keinen einzigen Blutstropfen. Kein einziges Tröpfchen war auf die schmutzige Gummimatte im Kofferraum gefallen.
    Er stand vor der offenen Kofferraumklappe und blickte sich gegen die Sonne blinzelnd um, sah das in helles Licht getauchte Motel und den Parkplatz. Drei Türen weiter luden ein Mann und eine Frau, beide um die Zwanzig, das Gepäck aus ihrem schwarzen Pontiac. Ein anderes Paar eilte mit seiner Tochter im Grundschulalter den überdachten Gehweg entlang. Offenbar wollten die drei ins Restaurant. Frank wurde bewußt, daß er unmöglich das Motel verlassen, einen Mord begangen haben und blutbesudelt im hellen Tageslicht zurückgekehrt sein konnte, ohne gesehen zu werden.
    Zurück in seinem Zimmer, ging er zum Bett und betrachtete die wirren Laken. Sie waren blutbefleckt, doch nicht so stark, daß er sich vorstellen konnte, der Angriff - um was es auch immer gegangen war -sei hier passiert. Wenn es sich nur um sein eigenes Blut handelte, wäre der Großteil wohl auf der Vorderseite seines Hemdes und seiner Jeans gelandet. Doch er konnte immer noch nicht glauben, daß er sich im Schlaf selbst gekratzt haben sollte -eine Hand, die die andere verletzte, und dann beide, die sein Gesicht zerkratzten -, ohne daß er aufgewacht wäre.
    Abgesehen davon mußte ihn jemand gekratzt haben, der lange, scharfe Fingernägel hatte. Seine eigenen Nägel aber waren stumpf und bis zum Fleisch abgekaut.

17
    Südlich des Cielo-Vista-Pflegeheims, zwischen Corona Del Mär und Laguna, stellte Bobby den Samurai auf dem Parkplatz des öffentlichen Strandes ab. Er und Julie gingen hinunter zum Strand.
    Die See war blau und grün marmoriert, mit ein paar Adern von Grau. In den Wellentälern war das Wasser dunkel, heller und farbenprächtiger da, wo die Wellen sich erhoben und da, wo sich die Strahlen der tiefstehenden Sonne in ihnen brachen. Die Brecher rollten in dichtgeschlossenen Reihen auf den Strand zu, hoch, aber nicht riesig, trugen sie Schaumkronen, die der eisige Wind gleich wieder fortfegte.
    Surfer in schwarzen Kälteschutzanzügen paddelten auf ihren Brettern zu der Stelle hinaus, wo sich die Dünung hob. Sie wollten sich noch einmal ans Ufer tragen lassen, bevor die Dämmerung einsetzte. Andere, ebenfalls in Surfanzügen, saßen um einige große Kühltaschen herum, tranken heißen Kaffee oder Tee aus Thermoskannen oder Bier aus der Dose. Zum Sonnenbaden war der Tag zu kalt, und Wenn man von den Surfern absah, war der Strand menschenleer.
    Bobby und Julie wanderten nach Süden, bis sie einen kleinen Hügel, weit genug vom Wasser entfernt, fanden, um die Gischt nicht furchten zu müssen. Sie setzten sich auf das harte Gras, das büschelweise auf dem sandigen, vom Salzwasser getränkten Boden wuchs.
    »Ein Ort wie dieser, mit einem Blick wie diesem«, mit diesen Worten brach Julie endlich das Schweigen. »Es muß ja nicht groß sein.«
    »Das muß es nicht. Ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer für uns und eins für Thomas, vielleicht noch ein gemütliches kleines Arbeitszimmer mit vielen Bücherregalen.«
    »Wir brauchen nicht einmal ein Eßzimmer, aber ich hätte gern eine große Küche.«
    »Klar. Eine Küche, in der man richtig wohnen kann.«
    Sie seufzte. »Musik, Bücher und selbstgekochte Mahlzeiten statt Junk-Food, das man sich im Vorbeigehen schnappt, viel Zeit, um auf der Veranda zu sitzen und den Ausblick zu genießen - und wir drei zusammen.«
    Das war der Rest »des Traums«: ein Haus an der See und  -bei einem genügsamen Lebensstil - die ausreichende finanzielle Sicherheit, um sich zwanzig Jahre früher zur Ruhe zu setzen.
    Zu den Dingen, die Bobby zu Julie hingezogen hatten

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