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Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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und betrachtete, die Arme über der grünen Kladde gekreuzt, diesen Frank Pollard. Er konnte ihr nicht in die Augen sehen, und dieses Ausweichen erregte trotz seines harmlosen -sogar ansprechenden - Äußeren ihr Mißtrauen.
    Er sah so aus, daß man ihm ohne weiteres abgenommen hätte, wenn er sich als Komiker aus Las Vegas vorgestellt hätte -als irgendein Shecky, Buddy, irgendwas in der Art. Er war ungefähr dreißig, 1,75 Meter groß, vielleicht 180 Pfund schwer, was für ihn allerdings gut fünfundzwanzig Pfund zu viel waren. Doch es war sein Gesicht, das ihm wohl am besten eine Komiker-Karriere ermöglicht hätte.
    Von einigen eigenartigen Kratzern abgesehen, die größtenteils abgeheilt waren, war es eine freundliche »Fresse«: offen, nett, rund und heiter, mit tiefen Grübchen. Seine Wangen waren ständig rot gefärbt, gut durchblutet, als hätte er die meiste Zeit seines Lebens in einem arktischen Schneesturm verbracht. Auch seine Nase war gerötet, offensichtlich aber nicht deshalb, weil er dem Alkohol zu sehr zugeneigt gewesen wäre, sondern weil sie viele Male gebrochen war. Sie war so verbeult, daß sie schon wieder ergötzlich war, aber nicht so zerquetscht, daß man ihn für einen Schläger hätte halten müssen.
    Mit hängenden Schultern saß er in dem einen der beiden Leder-und-Chrom-Stühle vor Julies Schreibtisch. Seine Stimme war sanft und angenehm, beinahe melodisch. »Ich brauche Hilfe. Ich weiß nicht, an wen ich mich sonst wenden könnte.«
    Trotz seines komikerhaften Aussehens gab er sich eher düster, obwohl seine Stimme einschmeichelnd war, klang sie doch dumpf vor Verzweiflung und Müdigkeit. In regelmäßigen Abständen wischte er sich mit einer Hand das Gesicht ab, als wolle er Spinnweben entfernen, und starrte dann anschließend jedesmal fragend auf die Hand, wenn er sie leer vorfand.
    Auch auf seinen Handrücken bemerkte sie verschorfte Kratzer, von denen einige etwas angeschwollen und entzündet waren.
    »Ganz ehrlich«, sagte er, »bei Privatdetektiven Hilfe zu suchen, mag lächerlich erscheinen, so als befände man sich gar nicht im richtigen Leben, sondern in einer Fernsehshow.«
    »Ich habe Sodbrennen, also ist es wohl das richtige Leben«, warf Bobby ein. Er stand an einem der großen Fenster, von dem aus man auf die von einem Dunstschleier überzogene See blicken konnte und auch hinunter zu den nahegelegenen Gebäuden von Fashion Island, dem Einkaufszentrum von Newport Beach. Im sechsten Stock des sich daran anschließenden Bürohochhauses hatte Dakota & Dakota sieben Räume gemietet. Bobby kehrte jetzt der Aussicht den Rücken, lehnte sich gegen die Fensterbank und zog eine Rolle Drops aus der Jackentasche. »Fernseh-Detektive haben niemals Sodbrennen oder Schuppen, und sie leiden auch niemals unter Psoriasis.«
    »Mister Pollard«, sagte Julie, »ich bin sicher, Mister Karaghiosis hat Ihnen erklärt, daß wir, genaugenommen, keine Privatdetektive sind.«
    »Ja.«
    »Wir sind Sicherheitsberater. Wir arbeiten in erster Linie mit Firmen, Gesellschaften und privaten Institutionen zusammen. Wir beschäftigen sieben Angestellte, die große Erfahrung und Jahre hinter sich haben, in denen sie Sicherheitsfragen gelöst haben. Das ist etwas ganz anderes als das, was die Ein-Mann-Privatdetektiv-Phantasien im TV uns vorgaukeln wollen. Wir beschatten nicht die Frauen irgendwelcher Männer, um festzustellen, ob sie ihnen untreu sind. Wir übernehmen keine Scheidungsfälle, und wir erledigen auch keine der anderen Sachen, wegen denen die Leute gewöhnlich Privatdetektive aufsuchen.«
    »Mister Karaghiosis hat mir das erklärt«, erwiderte Pollard und sah auf seine Hände hinunter, die er auf den Schenkeln zu Fäusten geballt hatte.
    Vom Sofa, links vom Schreibtisch, erklang die Stimme von Clint Karaghiosis. »Frank hat mir seine Geschichte erzählt, und ich glaube wirklich, Sie sollten sich anhören, warum er uns braucht.«
    Julie fiel auf, daß Clint den Möchtegern-Klienten beim Vornamen genannt hatte - etwas, das er in den sechs Jahren, die er nun bei Dakota & Dakota war, noch niemals getan hatte. Clint war kräftig gebaut - 1,70 Meter groß, 150 Pfund schwer. Er sah aus, als sei er einmal eine leblose Ansammlung von Granitbrocken und Marmorplatten gewesen, von Feuer- und Feldsteinen, Schiefer und Eisen und Magneteisenstein, die ein Alchimist in Fleisch und Blut umgewandelt hatte. Sein breites Gesicht, mehr als ansehnlich, wirkte ebenfalls, als sei es aus Stein gemeißelt. Suchte man in

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