Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ort des Grauens

Ort des Grauens

Titel: Ort des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
Vom Netzwerk:
sich stirnrunzelnd um, zuckte mit den Schultern und ging in das nächste Zimmer auf ihrer Seite.
    Die Flötenmusik hob wieder an. Ganz leise. Die Zugluft war erneut zu spüren, stärker diesmal. Und Hal meinte, neben dem strengen Krankenhaus- noch einen leichten Rauchgeruch wahrzunehmen.
    Er ließ Grace Fulgham die Suche allein fortsetzen und eilte zum anderen Ende des Korridors. Er wollte die Tür des Notausgangs noch einmal überprüfen, um sicherzustellen, daß er sie nicht versehentlich doch offen gelassen hatte.
    Aus dem Augenwinkel sah er, daß die Tür zu Pollards Zimmer dabei war, langsam zuzugehen, und ihm wurde klar, daß der Luftzug wohl von da drinnen kommen mußte. Er rannte hinein, bevor sie sich ganz schließen konnte, und sah Frank aufrecht im Bett sitzen. Er sah verwirrt und verängstigt aus.
    Die Flötenmusik und der Luftzug waren der Stille und der Ruhe gewichen.
    »Wo waren Sie?« fragte Hal und ging auf das Bett zu.
    »Glühwürmchen«, sagte Pollard. Er war offenbar völlig benommen. Die Haare standen ihm zu Berge und waren zerzaust, und sein rundes Gesicht war ganz bleich.
    »Glühwürmchen? «
    »Glühwürmchen in einem Wirbelsturm«, sagte Pollard.
    Dann verschwand er. In der einen Sekunde hatte er noch im Bett gesessen, so real und gegenwärtig wie jeder, den Hal jemals gekannt hatte, und in der nächsten Sekunde war er auf so unerklärliche Weise weg wie ein Geist. Ein kurzes Zischen, dem ähnlich, das auftritt, wenn Luft aus einem durchlöcherten Reifen entweicht, begleitete seinen Abgang.
    Hal schwankte, als habe er einen Hieb empfangen. Einen Moment schien es, als habe sein Herz sich festgefressen, und er war wie gelähmt vor Entsetzen.
    Schwester Fulgham trat in die Tür. »Kein Zeichen von ihm in irgendeinem der Zimmer an diesem Korridor. Er muß in ein anderes Stockwerk hinauf- oder hinuntergegangen sein meinen Sie nicht auch?«
    »Ach ...«
    »Bevor wir den Rest dieses Stockwerks absuchen, sollten wir vielleicht lieber den Sicherheitsdienst verständigen, damit sie eine Suchaktion im ganzen Krankenhaus veranlassen können. Mister Yamataka?«
    Er schaute sie an, sah dann wieder hinüber zu dem leeren Bett. »Ach ... Ja, klar. Ja, das ist eine gute Idee. Er könnte sonstwohin gehen ... Gott weiß wohin.«
    Schwester Fulgham eilte davon.
    Mit weichen Knien ging Hal zur Tür, schloß sie, lehnte sich mit dem Rücken dagegen und starrte auf das Bett. Nach einer Weile fragte er: »Sind Sie da, Frank?«
    Er erhielt keine Antwort. Er hatte keine erwartet. Frank Pollard war nicht unsichtbar geworden, er war irgendwohin gegangen - irgendwie.
    Hal war nicht sicher, warum er sich nach allem, was er gesehen hatte, mehr ängstigte als wunderte. Widerstrebend und zögernd ging er zu dem Bett hinüber. Ganz vorsichtig berührte er das Edelstahlgitter, so als fürchte er, Pollard habe, als er sich in Luft auflöste, irgendeine Urgewalt erschlossen, die im Bett einen tödlichen Reststrom hinterlassen haben könnte. Doch unter seinen Fingerspitzen sprühten keine Funken, das Metall war kühl und glatt.
    Er wartete, fragte sich, wie lange es dauern würde, bis Pollard wieder auftauchte, fragte sich, ob er Bobby wohl jetzt anrufen, oder ob er warten sollte, bis Pollard wieder feste Gestalt annahm, fragte sich ob der Mann sich wieder materialisieren würde oder für immer verschwunden war. Zum erstenmal, so weit er sich erinnern konnte, war er unschlüssig. Gewöhnlich war er ein schneller Denker, und er handelte auch schnell - allerdings war er auch noch nie dem Übernatürlichen ausgesetzt.
    Das einzige, was er sicher wußte, war, daß weder Schwester Fulgham noch Schwester Soto oder sonst irgendwer im Krankenhaus erfahren durfte, was wirklich passiert war. Pollard war in etwas verwickelt, das so sonderbar war, daß es sich schnell im Krankenhaus herumsprechen würde. Etwas, was die Presse nicht erfahren durfte.
    Die Privatsphäre des Klienten zu schützen, hatte zwar schon immer zu den Hauptaufgaben von Dakota & Dakota gehört, doch in diesem Fall war das sogar noch wichtiger als sonst. Bobby und Julie hatten gesagt, jemand, der offenbar böse Absichten habe, mache Jagd auf Pollard. Deshalb sei es für den Klienten lebenswichtig, die Presse aus dem Fall herauszuhalten.
    Die Tür öffnete sich, und Hal vollführte einen Satz, als habe ihn jemand mit einer Hutnadel gepiekt.
    Grace Fulgham stand in der Tür. Sie sah aus, als hätte sie gerade entweder einen Schleppkahn durch stürmische See gesteuert oder

Weitere Kostenlose Bücher