orwell,_george_-_tage_in_burma
hat absolut erstklassige Poloponies.«
»Aha. Und ich habe natürlich keine Poloponies.« Es war seine erste Aussage, die einem ernsthaften Satz
naheka m, und bewirkte nichts außer einer Kränkung. Dennoch antwortete sie ihm mit derselben leichten Heiterkeit wie vorher und führte ihn dann hinaus. Mrs. Lackersteen kam ins Wohnzimmer zurück, schnupperte und befahl sofort den Dienern, das stinkende Leopardenfell hinauszubringen und zu verbrennen.
Flory verweilte vor seinem Gartentor und tat so, als füttere er die Tauben. Er konnte dem Schmerz nicht entsagen, Elizabeth und Verrall ausreiten zu sehen. Wie gemein, wie grausam hatte sie sich ihm gegenüber benommen! Es ist furchtbar, wenn jemand nicht einmal den Anstand hat, sich zu streiten. Bald darauf ritt Verrall auf dem weißen Pony zu dem Lackersteenschen Haus, während ein Groom das kastanienbraune ritt, dann, nach einer Pause, kamen sie zusammen heraus, Verrall auf dem kastanienbraunen Pony und Elizabeth auf dem weißen, und trabten rasch den Hügel hinauf. Sie plauderten und lachten, ihre Schulter im Seidenhemd war der seinen sehr nah. Keiner sah zu Flory hin.
Als sie im Dschungel verschwunden waren, lungerte Flory noch immer im Garten herum. Die Sonnenglut nahm ab und wurde gelb. Der Mali war dabei, die englischen Blumen auszugraben, die größtenteils, erschlagen von zuviel Sonne, eingegangen waren, und Springkraut, Hahnenkamm und noch mehr Zinnien zu pflanzen. E ine Stunde verging, und ein melancholischer, erdfarbener Inder kam die Auffahrt heraufgebummelt, in einem Lendentuch und lachsfarbenem Pagri, auf dem er einen Waschkorb balancierte. Er setzte seinen Korb ab und verbeugte sich vor Flory.
»Wer bist du?«
»Buch- Wallah, Sahib.«
Der Buch- Wallah war ein umherziehender Bücher- Hausierer, der in Oberburma von Station zu Station wanderte. Sein Tausch gründete darauf, daß man ihm für jedes Buch in seinem Bündel vier Annas und irgendein anderes Buch gab. Allerdings nicht jedes beliebige Buch, denn der Buch- Wallah war zwar Analphabet, hatte aber gelernt, eine Bibel zu erkennen und zurückzuweisen.
»Nein, Sahib«, sagte er dann klagend, »nein. Dieses Buch (das er jeweils mißbilligend in seinen flachen braunen Händen hin und her drehte), dieses Buch mit einem schwarzen Deckel und goldenen Buchstaben - das kann ich nicht nehmen. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber alle Sahibs bieten mir dieses Buch an, und keiner will es nehmen. Was kann wohl in diesem schwarzen Buch sein? Etwas Böses zweifellos.«
»Zeig mal deinen Schund«, sagte Flory.
Er kramte darin herum auf der Suche nach einem guten Krimi - Edgar Wallace oder Agatha Christie oder dergleichen; irgend etwas, um die tödliche Ruhelosigkeit zu stillen. Während er sich über die Bü cher beugte, sah er, daß die beiden Inder ausrufend zum Rande des Dschungels hinüberzeigten.
»Sieh da!« sagte der Mali.
Die beiden Ponies kamen aus dem Dschungel, aber ohne Reiter. Sie kamen den Hügel heruntergetrabt mit der dummen schuldbewußten Miene eines Pferdes, das seinem Herrn fortgelaufen ist; die Steigbügel baumelten klirrend unter ihren Bäuchen.
Flory stand da, achtlos eines der Bücher an die Brust drückend. Verrall und Elizabeth waren abgestiegen. Das war kein Unfall; aber beim besten Willen konnte man sich nicht vorstellen, daß Verrall vom Pferd fallen würde. Sie waren abgestiegen, und die Ponies waren davongelaufen.
Sie waren abgestiegen - wozu? Ach, aber er wußte, wozu! Es war keine Frage des Verdachts ; er wußte es. Er konnte sehen, wie das Ga nze ablief, in einer dieser bis ins einzelne perfekten Halluzinationen, so schändlich obszön, daß sie nicht zu ertragen sind. Er warf das Buch heftig herunter und ging auf das Haus zu; der Buch- Wallah blieb enttäuscht zurück. Die Diener hörten ihn drinnen hin- und hergehen, und bald rief er nach einer Flasche Whisky. Er trank einen Schluck, und es nützte ihm nichts. Dann füllte er ein Wasserglas dreiviertel voll, tat so viel Wasser dazu, daß es trinkbar war, und schüttete es herunter. Die ekelhafte, Übelkeit erregende Dosis war kaum seine Kehle heruntergeflossen, als er sie wiederholte. Er hatte dasselbe einmal vor Jahren im Lager getan, als er von Zahnweh geplagt wurde und der nächste Zahnarzt dreihundert Meilen weit weg war. Um sieben kam Ko S’la wie üblic h herein, um zu sagen, daß das Badewasser heiß sei. Flory lag auf einem der Liegestühle, ohne Jackett und das Hemd am Hals aufgerissen.
»Ihr Bad, Thakin«,
Weitere Kostenlose Bücher