orwell,_george_-_tage_in_burma
Burmane zurück. Man hörte das Stampfen von Hufen und die Rufe des Mannes, der die Ochsen zum Stehen brachte.
»Bitte kommen Sie doch her! O ehrwürdiger und weiser Sir! Wir haben den Weg verloren. Halten Sie einen Augenblick, o großer Pagodenbauer!«
Der Burmane ließ seinen Karren stehen und drängte sich durch den Dschungel, indem er die Schlingpflanzen mit seinem Dab durchschnitt. Er war ein gedrungener Mann mittleren Alters mit einem Auge. Er führte sie zurück zu der Fährte, und Flory kletterte auf den flachen, unbequemen Ochsenkarren. Der Burmane nahm die aus Bindfaden gemachten Zügel auf, schrie den Ochsen etwas zu, stach sie mit seinem kurzen Stock in die Schwanzwurzeln, und der Karren holperte mit quietschenden Rädern weiter. Die burmanischen Fahrer vo n Ochsenkarren schmieren ihre Achsen selten, wahrscheinlich weil sie glauben, das Quietschen halte böse Geister ab, doch wenn man sie fragt, sagen sie einem, sie wären zu arm, um Schmiere zu kaufen.
Sie kamen an einer weißgetünchten Pagode vorbei, nur etwa mannshoch und halb verborgen unter den Ranken von Schlingpflanzen. Dann wand der Pfad sich in das Dorf hinein, das aus zwanzig baufälligen Hütten mit rohrgedeckten Dächern und einem Brunnen unter einigen kahlen Dattelpalmen bestand. Die Silberreiher, die in den Palmen nisteten, strömten wie fliegende weiße Pfeile über den Baumwipfeln heimwärts. Eine dicke gelbe Frau, die ihren Ingyi unter den Achselhöhlen festgebunden hatte, jagte einen Hund um eine Hütte herum, wobei sie ihn mit einem Bambusstab schlug und lachte, und der Hund lachte auch auf seine Weise. Das Dorf hieß Nyaunglebin - »die vier Heiligen Bobäume«. Jetzt waren keine Bobäume hier, wahrscheinlich waren sie vor einem Jahrhundert gefällt und vergessen worden. Die Dorfbewohner bebauten einen schmalen Feldstreifen, der zwischen der Stadt und dem Dschungel lag, außerdem machten sie Ochsenkarren, die sie in Kyauktada verkauften. Karrenräder lagen überall unter den Häusern, massive Dinger mit anderthalb Meter Durchmesser und roh, aber stark geschnitzten Speichen.
Flory stieg ab und gab dem Fahrer vier Annas. Ein paar scheckige Köter kamen unter den Häusern hervor, um an Flo zu schnuppern, und auch eine Schar von dickbäuchigen nackten Kindern, das Haar auf dem Kopf zu einem Knoten zusammengebunden, erschien neugierig und glotzte den weißen Mann an, aber aus sicherer Entfernung. Der Dorfälteste, ein verschrumpelter, laubbrauner alter Mann, kam aus seinem Haus, und man machte Shikos. Flory setzte sich auf die Stufen des Hauses des Dorfältesten und zündete se ine Pfeife wieder an. Er war durstig.
»Ist das Wasser in deinem Brunnen trinkbar, Thugyimin?« Der Älteste überlegte und kratzte sich die linke Wade mit dem
Nagel des rechten großen Zehs. »Die es trinken, trinken es, Thakin. Und die es nicht trinken, trinke n es nicht.«
»Aha. Das ist Weisheit.«
Die dicke Frau, die den Pariahund gejagt hatte, brachte eine geschwärzte irdene Teekanne und eine henkellose Schale und schenkte Flory hellgrünen Tee ein, der nach Holzrauch schmeckte.
»Ich muß gehen, Thugyimin. Danke für den Tee.« »Gott sei mit Euch, Thakin.«
Flory ging auf einem Weg, der hinaus zu dem Platz führte, nach Hause. Es war nun dunkel. Ko S’la hatte einen sauberen Ingyi angezogen und wartete im Schlafzimmer. Er hatte zwei Kerosindosen Badewasser heiß gemacht , die Petroleumlampen angezündet und einen sauberen Anzug und ein frisches Hemd für Flory bereitgelegt. Die sauberen Sachen waren ein Wink, daß Flory sich rasieren, anziehen und nach dem Essen in den Club gehen sollte. Hin und wieder verbrachte er den Abend in Shan- Hosen, saß faul mit einem Buch in einem Stuhl, und Ko S’la mißbilligte diese Gewohnheit. Er haßte es, wenn sein Herr sich anders benahm als andere weiße Männer. Daß Flory oft betrunken aus dem Club kam, während er nüchtern blieb, wenn er den Abend zu Hause verbrachte, beeinflußte Ko S’las Meinung nicht, denn sich zu betrinken war für einen weißen Mann normal und verzeihlich.
»Die Frau ist zum Basar runtergegangen«, verkündete er, erfreut wie immer, wenn Ma Hla May aus dem Haus war. »Ba Pe ist mit einer Laterne mitgegangen, um sie zu führen, wenn sie zurückkommt. «
»Gut«, sagte Flory.
Sie war gegangen, um ihre fünf Rupien auszugeben - zweifellos um sie zu verspielen.
»Das Badewasser für den Heiligen ist bereit.« »Warte, wir müssen erst für den Hund sorgen. Bring den
Kamm«, sagte
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