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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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Menschen. Und so begann er, so oberflächlich die Gespräche auch waren, sie zuweilen zu irritieren; weniger durch das, was er sagte, als was er durchblicken ließ. Zwischen ihnen war eine Unsicherheit, die schwer zu erklären war und doch oft an Streitigkeiten grenzte. Wenn zwei Menschen, von denen der eine lange im Lande gelebt hat, während der andere ein Neuling ist, aufeinander angewiesen sind, ist es unvermeidlich, daß der erstere sich als Cicerone benimmt. Elizabeth machte in diesen Tagen ihre erste Bekanntschaft mit Burma; naturgemäß war Flory derjenige, der für sie do lmetschte, dieses erklärte und jenes erläuterte. Und was er sagte oder wie er es sagte, rief in ihr einen unbestimmten, aber tiefen Widerspruch hervor. Denn sie bemerkte, daß Flory, wenn er von den ›Eingeborenen‹ sprach, fast immer etwas zu ihren Gunsten sagte. Immer wieder pries er die Bräuche und den Charakter der Burmanen; er ging sogar so weit, sie gegenüber den Engländern vorteilhaft zu beurteilen. Es beunruhigte sie. Schließlich waren Eingeborene zweifellos interessant, aber schließlich nur ›Untertane n‹, ein minderwertiges Volk mit schwarzen Gesichtern. Seine Einstellung war ein bißchen zu tolerant. Auch hatte er noch nicht begriffen, wieso er sie gegen sich aufbrachte. Er wünschte so sehr, daß sie Burma ebenso liebte wie er, daß sie es nicht mit den g leichgültigen, interesselosen Augen einer Memsahib ansah! Er hatte vergessen, daß die meisten Leute sich nur in einem fremden Land wohl fühlen, wenn sie auf seine Bewohner hinabsehen.
    Er war zu eifrig in seinen Versuchen, sie für Orientalisches einzunehmen. Zum Beispiel versuchte er sie dazu zu bewegen, Burmanisch zu lernen, aber es wurde nichts daraus. (Ihre Tante hatte ihr erklärt, nur Missionarsfrauen sprächen burmanisch; feine Frauen kämen sehr gut mit Küchen- Urdu aus.) Es gab zahllose kleine Unstimmigkeiten dieser Art. Sie hatte das dunkle Gefühl, daß seine Ansichten sich für einen Engländer nicht gehörten. Klarer war ihr, daß er sie bat, die Burmanen gern zu haben, sie sogar zu bewundern; Leute mit schwarzen Gesichtern bewundern, beinahe Wilde, deren Aussehen sie noch immer schaudern ließ!
    Das Thema tauchte hundertfach auf. Ein Haufen Burmanen kam auf der Straße an ihnen vorbei. Sie mit ihren noch unverbrauchten Augen starrte ihnen nach, halb neugierig und halb abgestoßen; und sie sagte zu Flory, wie sie zu jedem anderen gesagt hätte:
    »Wie abstoßend häßlich diese Leute sind, finden Sie nicht?« »Finden Sie? Ich finde immer, daß sie ganz reizvoll aussehen,
    die Burmanen. Sie haben so prachtvolle Körper! Sehen Sie die Schultern von dem dort an - wie eine Bro nzestatue. Stellen Sie sich vor, was Sie in England zu sehen bekommen würden, wenn die Leute halbnackt wie hier herumliefen!«
    »Aber sie haben so häßlich geformte Köpfe! Ihre Schädel sind hinten so nach oben abgeschrägt wie bei einem Kater. Und dann diese zurückfliehenden Stirnen - dadurch sehen sie so böse aus. Ich habe mal in einer Zeitschrift etwas über die menschliche Kopfform gelesen; da hieß es, daß eine fliehende Stirn ein Merkmal eines Verbrechertyps ist.«
    »Na hören Sie, das ist ein bißchen zu allgemein! Ungefähr die Hälfte aller Menschen auf der Welt haben solche Stirnen.«
    »Na ja, wenn Sie die Farbigen mitrechnen, natürlich ...!« Oder vielleicht kam eine Reihe Frauen vorüber, die zum
    Brunnen gingen: stämmige Bauernmädchen, kupferbraun, aufrecht unter ihren Wasserkrügen, die kräftigen Gesäße wie eine Stute herausgestreckt. Die burmanischen Frauen stießen Elizabeth noch mehr ab als die Männer; sie fühlte ihre Verwandtschaft mit ihnen, und die Tatsache, mit solchen schwarzgesichtigen Geschöpfen verwandt zu sein, erfüllte sie mit Haß.
    »Sind sie nicht einfach fürchterlich? So grob sehen sie aus, wie eine Art Tier. Glauben Sie, daß irgendjemand diese Frauen anziehend finden kann?«
    »Ihre Männer tun es, glaube ich.«
    »Vermutlich. Aber diese schwarze Haut - ich weiß nicht, wie jemand das ertragen kann!«
    »Aber wissen Sie, man gewöhnt sich mit der Zeit an die braune Haut. Man sagt sogar - und ich glaube, es stimmt - , daß einem nach ein paar Jahren in diesen Ländern eine braune Haut natürlicher vorkommt als eine weiße. Und schließlich ist sie ja auch natürlicher. Wenn Sie die Welt als Ganzes betrachten, ist es etwas Ausgefallenes, weiß zu sein.«
    »Sie haben wirklich komische Ideen!«
    Und so weiter und so weiter. Sie

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