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orwell,_george_-_tage_in_burma

Titel: orwell,_george_-_tage_in_burma Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu tun? Werden sie irgendwo eingeladen oder so?«
    »Um Gotteswillen, nein. Sie sind völlig ausgestoßen. Es gilt sogar als nicht ganz richtig, mit ihnen zu sprechen. Die meisten von uns sagen ihnen Gutenmorgen - Ellis nicht einmal das.«
    »Aber Sie haben mit ihnen gesprochen.«
    »Nun ja, ich verstoße hin und wieder gegen die Regeln. Ich meinte, daß ein Pukka- Sahib wahrscheinlich nicht mit ihnen sprechen würde. Aber sehen Sie, ich versuche - nur manchmal, wenn ich den Schneid habe, - kein Pukka- Sahib zu sein.«
    Das war eine unkluge Bemerkung. Sie kannte inzwischen die Bedeutung von ›Pukka- Sahib‹ und allem, was damit ausgedrückt war, sehr wohl. Seine Bemerkung hatte den Unterschied ihrer Standpunkte ein bißchen deutlicher gemacht. Der Blick, den sie ihm zuwarf, war fast fe indselig und merkwürdig hart; denn ihr Gesicht konnte zuweilen hart aussehen, trotz all ihrer Jugend und blumigen Haut. Diese modische Schildpattbrille verlieh ihr einen sehr selbstbeherrschten Ausdruck. Brillen können merkwürdig ausdrucksvoll sein - ja fa st ausdrucksvoller als Augen.
    Bis jetzt hatte er sie weder verstanden noch ihr Vertrauen ganz gewonnen. Doch wenigstens an der Oberfläche stand es zwischen ihnen nicht übel. Er hatte sie manchmal geärgert, aber der gute Eindruck, den er an jenem ersten Morgen gemacht hatte, war noch nicht verwischt. Es war seltsam, daß sie sein Muttermal zu dieser Zeit kaum bemerkte. Und es gab einige Themen, über die sie ihn gern sprechen hörte. Die Jagd zum Beispiel - sie schien eine Leidenschaft für die Jagd zu haben, die bei einem Mädchen bemerkenswert war. Auch für Pferde; aber da wußte er weniger Bescheid. Er wollte sie später einen Tag mit auf die Jagd nehmen, wenn er die Vorbereitungen treffen konnte. Beide freuten sich mit demselben Eifer auf die Expedition, wenn auch nicht aus demselben Grunde. XI
    Flory und Elizabeth gingen die Basarstraße entlang. Es war Vormittag, aber die Luft war so heiß, daß man beim Gehen das Gefühl hatte, durch ein glühendes Meer zu gehen. Reihen von Burmanen, die vom Basar kamen, gingen auf scharrenden Sandalen vorüber, und Gruppen von Mädchen eilten zu viert oder fünft nebeneinander mit kurzen, raschen Schritten dahin, sie schwatzten, und ihr gestriegeltes Haar glänzte. Am Straßenrand, kurz bevor man zum Gefängnis kam, lagen die Bruchstücke einer steinernen Pagode verstreut, die durch die starken Wurzeln eines Bobaumes gerissen und eingestürzt war. Die wütenden geschnitzten Gesichter von Dämonen blickten aus dem Grase auf, wo sie hingefallen waren. In der Nähe hatte ein anderer Bobaum sich um eine Palme gewunden, sie entwurzelt und rückwärts gebogen in einem Ringkampf, der ein Jahrzehnt gedauert hatte. Sie gingen weiter und kamen zum Gefängnis, einem großen, rechteckigen Block, an die zweihundert Meter lang und breit, mit fünfzehn Meter hohen, blanken Betonmauern. Ein Pfau, das Haustier des Gefängnisses, trippelte mit einwärts gerichteten
    Zehen die Brüstung entlang. Sechs Sträflinge kamen vorbei, mit gesenkten Köpfen zwei mit Erde beladene, schwere Handwagen schleppend, von indischen Aufsehern bewacht. Es waren zu langer Haft verurteilte Häftlinge mit schweren Gliedmaßen in Uniformen aus grobem weißem Stoff und kleinen Narrenkappen auf ihren kahlgeschorenen Köpfen. Ihre Gesichter waren grau, verschüchtert und merkwürdig abgeflacht. Ihre Fußeisen klirrten in einem klaren Ton. Eine Frau mit einem Korb voll Fische auf dem Kopf kam vorbei. Zwei Krähen kreisten drum herum und versuchten sich darauf zu stürzen, und die Frau verscheuchte sie mit einer nachlässigen Handbewegung.
    Etwas weiter war Stimmengewirr zu hören. »Der Basar ist gleich um die Ecke«, sagte Flory. »Ich glaube, heute ist Markttag. Es ist ganz lustig, sich das anzusehen.«
    Er hatte sie gebeten, mit ihm zum Basar zu kommen, sicher würde sie es amüsant finden. Sie bogen um die Kurve. Der Ba sar war ein eingezäunter Platz wie ein sehr großes Viehgehege mit niedrigen, meist palmblättergedeckten Buden um den Rand herum. In der Einfriedung wimmelte es von schreienden und sich drängenden Menschen; das Durcheinander ihrer vielfarbigen Kleidung war wie eine aus einem Krug geschüttete hundert- und tausendfache Kaskade. Hinter dem Basar konnte man den riesigen, schlammigen Fluß sehen. Zweige und lange Streifen von Abschaum rasten mit zehn Meilen Stundengeschwindigkeit flußabwärts. Am Ufer schaukelte eine Flotte von Sampans mit spitzen,

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