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Oryx und Crake

Oryx und Crake

Titel: Oryx und Crake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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gesagt…«
    Die Verbindung war unterbrochen. Er versuchte, zurückzurufen: Er hörte das Rufsignal. Dann ein Klicken. Dann nichts.
    Was, wenn das Ding schon in Rejoov war? Was, wenn sie ihm schon ausgesetzt war? Wenn sie an der Tür auftauchte, würde er sie nicht abweisen können. Er hätte es nicht ertragen, das zu tun, selbst wenn sie aus allen Poren blutete.

    Gegen Mitternacht kamen Meldungen von Ausbrüchen fast zeitgleich herein. Dallas. Seattle. New-New York. Die Epidemie schien sich nicht von Stadt zu Stadt auszubreiten: Sie brach in einer Vielzahl von ihnen gleichzeitig aus.
    Es waren noch drei Mitarbeiter im Raum: Black Rhino, Beluga, White Sedge. Einer summte, einer pfiff, die Dritte – White Sedge – weinte.
    Das ist der große Knall. Zwei von ihnen hatten das bereits ausgesprochen.
    »Wie sieht unsere Rückzugsstrategie aus?«
    »Was sollen wir tun?«
    »Nichts«, sagte Jimmy und bemühte sich, nicht panisch zu werden.
    »Wir sind hier sicher genug. Wir können hier warten, bis es vorbei ist.
    Wir haben ausreichend Vorräte im Lager.« Er schaute in die drei nervösen Gesichter. »Wir müssen die Paradice-Modelle schützen. Wir kennen die Inkubationszeit nicht, wir wissen nicht, wer Überträger sein könnte. Wir dürfen niemanden reinlassen.«
    Das beruhigte sie wieder ein bisschen. Er verließ den Überwachungsraum, gab eine neue Kombination für die Tür ein, die zur Luftschleuse führte. Während er damit beschäftigt war, piepte sein Videomobiltelefon. Es war Crake. Sein Gesicht auf dem winzigen Bildschirm sah wie sonst aus; er schien in einer Bar zu sein.
    »Wo steckst du?«, schrie Jimmy. »Weißt du nicht, was hier los ist?«
    »Kein Grund zur Besorgnis«, sagte Crake. »Alles ist unter Kontrolle.«
    Er klang betrunken, ein seltener Zustand bei ihm.
    »Was heißt hier alles, verdammt? Es ist eine weltweite Seuche! Es ist der Schwarze Tod! Stimmt es, dass es in den BlyssPluss-Pillen steckt?«

    »Wer hat dir das denn erzählt?«, sagte Crake. »Ein Vögelchen?« Er war tatsächlich betrunken; betrunken, oder er hatte eine Droge genommen.
    »Ganz egal. Es stimmt, nicht wahr?«
    »Ich bin im Einkaufszentrum, in der Pizzeria. Ich bin gleich da«, sagte Crake. »Halt die Stellung.«
    Die Verbindung erlosch. Vielleicht hat er Oryx gefunden, dachte Jimmy. Vielleicht bringt er sie sicher zurück. Dann dachte er: du Schwachkopf.
    Er ging zurück, um nach dem Paradice-Projekt zu sehen. Die Nachthimmelsimulation lief, der falsche Mond schien, die Craker –
    soweit er das sehen konnte – schliefen friedlich. »Träumt was Schönes«, flüsterte er ihnen durch die Scheibe zu. »Schlaft gut. Ihr seid jetzt die Einzigen, die das noch können.«

    Was dann geschah, war eine Bildfolge in Zeitlupe. Es war ein Porno mit abgestelltem Ton, es war Hirnbrutzeln ohne die Werbung. Es war ein Melodram, so überzogen, dass er und Crake sich kaputtgelacht hätten, wenn sie noch vierzehn gewesen wären und es sich auf DVD
    angeschaut hätten.
    Erst kam die Warterei. Er saß in seinem Sessel im Büro und befahl sich selbst, ruhig zu bleiben. Die alten Wortlisten rasten ihm durch den Kopf. Fungibel, Sprossen, Blütenstempel, Totenhemden, Dirne. Nach einer Weile stand er auf. Geplauder, Opsimathie. Er schaltete seinen Computer an, ging die Nachrichten-Websites durch. Es gab viel Verzweiflung da draußen und nicht annähernd genug Krankenwagen.
    Die Nur-die-Ruhe-bewahren-Reden der Politiker waren schon im Gang, die Bleiben-Sie-zu-Hause-Lautsprecher-wagen rollten schon durch die Straßen. Überall wurde gebetet.
    Verhängnis. Finster. Groll.
    Er ging ins Notvorratslager, nahm eine Energiepistole, schnallte sie um, zog eine Tropenjacke darüber. Er ging zurück in den Überwachungsraum und sagte den drei Mitarbeitern, dass er mit dem CorpSeCorps-Wachdienst für den Komplex gesprochen habe – eine Lüge – und dass sie hier keiner unmittelbaren Gefahr ausgesetzt seien; auch eine Lüge, wie er vermutete. Er fügte hinzu, er habe mit Crake gesprochen, der Anweisung gegeben habe, dass sie alle auf ihre Zimmer gehen und etwas schlafen sollten, denn sie würden in den kommenden Tagen ihre Kräfte brauchen. Sie schienen erleichtert zu sein und die Anweisungen gern zu befolgen.
    Jimmy begleitete sie zur Luftschleuse und gab die Kombination für den Korridor ein, der zu ihren Schlafräumen führte. Er sah ihnen nach, als sie sich entfernten; für ihn waren sie so gut wie tot. Es tat ihm Leid, aber er konnte sich auf kein Risiko

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