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Oryx und Crake

Oryx und Crake

Titel: Oryx und Crake Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Atwood
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Organschweine und die Hunölfe rausgelassen hatte. Na, herzlichen Dank!

    Straßenprediger fingen an, sich zu geißeln und von der Apokalypse zu schwafeln, obwohl sie enttäuscht wirkten: Wo waren die Trompeten und die Engel, warum war der Mond nicht blutrot geworden? Experten in Anzügen erschienen auf den Bildschirmen; Mediziner, Forscher.
    Diagramme zeigten die Ansteckungsrate, Karten die Ausbreitung der Epidemie. Sie verwendeten dafür ein dunkles Rosa, wie seinerzeit für das britische Weltreich. Jimmy hätte eine andere Farbe vorgezogen.
    Die Furcht der Kommentatoren ließ sich nicht verbergen. Wer ist als Nächster dran, Brad? Wann werden die den neuen Impfstoff haben? –

    Na ja, Simon, sie arbeiten rund um die Uhr daran, soweit ich höre, aber noch kann keiner behaupten, dieses Ding im Griff zu haben. – Es ist was Großes, Brad. – Simon, da hast du ein wahres Wort gesprochen, aber wir haben schon so einiges andere überstanden. Ermutigendes Lächeln, das Daumenhoch-Zeichen, unkonzentrierte Augen, bleiche Gesichter.
    Dokumentarfilme wurden hastig zusammengestellt, mit Darstellungen des Virus – wenigstens hatten sie es isoliert, es sah wie üblich wie ein zerfließendes Weingummi mit Stacheln aus – und Analysen zu seiner Ausbreitungsform. Es scheint sich hier um einen supervirulenten Spleiß zu handeln. Ob es eine speziesübergreifende Mutation oder ein Designervirus ist, weiß keiner. Weises Nicken in der ganzen Runde. Sie hatten dem Virus einen Namen gegeben, um besser damit umgehen zu können. Sein Name war JUVE, Jet-Ultravirus Extrem. Möglicherweise wussten sie inzwischen etwas, zum Beispiel, was Crake wirklich im Schilde geführt hatte, als er noch sicher im innersten Kern des RejoovenEsense-Komplexes saß. Als er über die Welt richtete, dachte Jimmy; aber wieso glaubte er, das Recht dazu zu haben?
    Verschwörungstheorien griffen um sich: Es sei ein religiöses Ding, es seien die Gottesgärtner, es sei ein Komplott, um die Weltherrschaft zu erlangen. In der ersten Woche wurden Wasserabkochen- und Nicht-verreisen-Anweisungen ausgegeben, vom Händeschütteln wurde abgeraten. In der derselben Woche gab es einen Ansturm auf Gummihandschuhe und Atemschutzmasken. Ungefähr so wirksam wie die nelkengespickten Orangen zu Zeiten des Schwarzen Todes.
    Gerade hereingekommen. Das JUVE-Killervirus ist auch auf den Fidschi Inseln ausgebrochen, die bisher verschont geblieben waren. Der CorpSeCorps Chef hat New-New York zum Katastrophengebiet erklärt.
    Die Zugangsstraßen sind gesperrt.
    Brad, das Ding bewegt sich sehr schnell. – Simon, es ist unglaublich.
    »Jedes System kann Veränderungen auffangen, aber es kommt auf die Geschwindigkeit an«, hatte Crake immer gesagt. »Berühre mit dem Kopf eine Wand und nichts passiert, aber wenn der gleiche Kopf mit neunzig Meilen auf die Mauer trifft, wird er zu roter Farbe. Wir sind in einem Strömungskanal, Jimmy. Wenn sich das Wasser schneller bewegt als das Schiff lässt sich nichts kontrollieren.«
    Ich habe zugehört, dachte Jimmy, aber ich habe nichts verstanden.

    In der zweiten Woche kam die Generalmobilmachung. Die hastig versammelten Epidemiemanager hatten das Sagen – Feldlazarette, Isolierungszelte; über ganze Städte wurde Quarantäne verhängt, dann über ganze Großstädte. Aber diese Maßnahmen brachen schnell zusammen, als Ärzte und Krankenschwestern sich selbst die Sache einfingen oder in Panik verfielen und davonliefen.
    England schließt seine Häfen und Flughäfen.
    Alle Verbindungen mit Indien sind zusammengebrochen.
    Betreten von Krankenhäusern bis auf weiteres verboten. Falls Sie sich krank fühlen, trinken Sie reichlich Wasser und rufen Sie den folgenden Notruf an.
    Versuchen Sie nicht, wiederhole, versuchen Sie nicht, die Städte zu verlassen.
    Es war nicht mehr Brad, der da sprach, auch nicht Simon. Brad und Simon waren weg. Es waren andere Leute, dann wieder andere.
    Jimmy rief die Notrufnummer an und bekam eine automatische Ansage: kein Anschluss unter dieser Nummer. Dann rief er seinen Vater an, etwas, was er seit Jahren nicht getan hatte. Auch die Verbindung war tot.
    Er ging seine E-Mails durch. Keine neuen Nachrichten, alles, was er fand, war eine alte Geburtstagskarte, die er zu löschen vergessen hatte: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag, Jimmy, hoffentlich werden alle deine Träume wahr. Geflügelte Schweine.
    Eine der privat betriebenen Websites zeigte eine Karte mit leuchtenden Punkten für jeden Ort, der noch über

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