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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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geheimnisvolle kreischende
Mumie zu sagen?«
    Â»Nicht viel. Er meinte, wahrscheinlich sei es eine ausgeklügelte
Bestrafung gewesen. Der arme Kerl sei wegen irgendeines schrecklichen
Verbrechens bei lebendigem Leibe mumifiziert worden. Davon abgesehen, konnte er
mit der Beschriftung nichts anfangen.«
    Veronica lächelte. »Nun, ich bin sicher, dass der morgige Tag uns
einige neue Ideen schenken wird.« Sie stieß die Tür
der Droschke auf und stieg aus.
    Â»Ach, Miss Hobbes?«
    Sie hielt im Rechteck der offenen Tür inne und drehte sich noch
einmal um. Wieder einmal berührte ihre Schönheit ihn sehr, und er musste den
Impuls niederkämpfen, einfach die Hand nach ihr auszustrecken.
    Â»Ja?«
    Â»Versprechen Sie mir, dass Sie sich nicht unnötig in Gefahr bringen.«
    Sie nickte. »Bestimmt nicht. Gute Nacht, Sir Maurice.«
    Â»Gute Nacht, Miss Hobbes.«
    Sie schloss von außen die Tür, und gleich darauf saß Newbury wieder
auf seinem Platz und ließ sich zu seinem Haus in Chelsea kutschieren.

6
    Der Morgen begann zunächst mit einem Laudanum-Kater, der
schrecklich gewesen wäre, hätte Mrs. Bradshaw nicht für ein stärkendes
Frühstück mit Speck, Eiern und Earl Grey gesorgt. Newbury saß im samtenen
blauen Morgenmantel am Tisch und kniff die Augen zusammen, weil ihm das
Sonnenlicht, das durch das Fenster ins Esszimmer strömte, viel zu grell war.
Draußen hatte es gefroren, und der Nebel war gewichen. Schon drängten sich die
Menschen auf den Straßen, Wagen knarrten laut, Tiere kläfften oder
zwitscherten, die Dampfmaschinen zogen laut zischend die Omnibahnen und andere,
noch viel seltsamere mit Dampf betriebene Fahrzeuge. In den letzten zwei
Monaten waren eine Vielzahl neuer Apparate entwickelt worden, etwa bizarre
Vehikel, die nur einen einzigen Fahrgast mit hoher Geschwindigkeit befördern
konnten und dabei alles umfuhren, was ihren Weg kreuzte. Sie waren kleiner als
zweirädrige Droschken, aber viel größer als Fahrräder. Die klobigen kleinen
Fahrgastzellen saßen auf drei oder vier Holzrädern. Hinten waren ein Brennofen und
ein Wassertank untergebracht. Im Grunde handelte es sich um verkleinerte Versionen
der mit Dampf getriebenen Droschken, die Newbury vorzugsweise benutzte. Der
Fahrer setzte sich in die Kanzel, wobei Kopf und Schultern den Elementen
ausgesetzt blieben, und legte die Hände auf eine Reihe von Reglern und Hebeln,
mit denen er das Gefährt steuerte. Newbury hatte gleich nach der Einführung mit
dem Gedanken gespielt, sich so ein seltsames Fahrzeug zuzulegen, doch die Times hatte über eine zunehmende Zahl von tödlichen
Unfällen mit diesen Apparaten berichtet, und mit der Zeit war Newburys
Versuchung, dieses neue Transportmittel auszuprobieren, der Einsicht gewichen,
dass sie wohl viel zu gefährlich waren. Newbury war ein großer Verfechter des
Fortschritts, fand jedoch, dass die Stadt noch nicht für die Revolution des
Straßenverkehrs bereit war, den diese neuen Apparate anzukündigen schienen.
Davon abgesehen waren sie ausgesprochen hässlich und sogar nervtötend.
Vielleicht hatte Veronica doch recht, wenn sie immer wieder betonte, dass die
Dinge außer Kontrolle gerieten. Möglicherweise war es nötig, die Entwicklung
ein wenig zu bremsen, damit die Welt nicht gar zu hastig der
Zukunft entgegenstürmte. Vielleicht war er aber einfach auch nur missmutig und
verkatert.
    In der letzten Zeit war er in Bezug auf das Laudanum größere Risiken
eingegangen. Dabei wusste er genau, wie gefährlich dieses Spiel war. Vor etwas
mehr als einer Woche hatte er sogar eine Opiumhöhle aufgesucht. Der Raum im
hinteren Teil eines Kaffeehauses war den Kunden als »Johnny Chang’s« bekannt.
Es war ein Ort voller chinesischer Matrosen und heruntergekommener Gentlemen,
an dem einem rasch übel werden konnte, doch der berauschende Duft des Opiums
und die Verheißung auf Vergessen nach dem Genuss der Pfeife waren zu verlockend
gewesen. So hatte er sich dort fast den ganzen Nachmittag herumgetrieben und in
einem Meer aus seidenen Kissen gelegen. Es war neu für ihn, den Drachen zu
jagen. Bislang hatte er nur Laudanum in ein Glas Rotwein gegeben und es in der
Behaglichkeit der eigenen vier Wände zu sich genommen. Das Ritual der Pfeife
war exotisch, erstaunlich und irgendwie viel verlockender. Andererseits zog er
es vor, sich solchen Genüssen in der

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