Osiris Ritual
das?«
»Hier â¦Â«, sagte eine schwache Stimme. In der Nähe prallte etwas
Weiches und Schweres gegen Metall. Ja, dort! Er beugte sich so weit vor, wie er
es wagte. Eine Eisentreppe schälte sich aus dem Nebel heraus. Es war eine
Nottreppe, die seitlich am Gebäude befestigt war. Daran hing Purefoy, hielt
sich nur mit einer Hand fest, baumelte hin und her und drehte sich um sich
selbst. Er schien benommen, als hätte er beim Sturz einen Schlag auf den Kopf
bekommen. Ein Blutrinnsal lief über seine Wange. Newbury erkannte sofort, dass
die Lage höchst gefährlich war. Eine falsche Bewegung, und der Reporter wäre tot. Er rief noch einmal.
»Purefoy, konzentrieren Sie sich! Halten Sie sich fest!« Der Reporter reagierte jetzt und drehte sich, bis er die
Ziegelmauer vor sich hatte. Er hob den linken Arm und versuchte, die
Eisenstangen zu packen. Seine Hand fand jedoch kein Ziel und glitt immer wieder
ab. Der Mann stieà einen Schrei aus, während er hilflos pendelte. Newbury
fürchtete, die wilde Schaukelei würde ihn früher oder später zwingen, auch mit
der anderen Hand loszulassen. »Bleiben Sie ruhig, ich komme.«
Newbury richtete sich auf und sah sich um. Dort unten war der Nebel
sehr dicht und behinderte seinen Blick. Normalerweise besaÃen solche Notleitern kleine eiserne Absätze. Einer davon musste sich
ein Stück rechts von Purefoy befinden und sollte nicht allzu tief unter der
Dachkante liegen. Es war jedoch schwer zu erkennen. Hinter Purefoy konnte er
nur noch ein Geländer ausmachen, aber sonst nicht viel. Er musste einfach darauf
vertrauen, dass er sich nicht irrte. Langsam schob er sich an der Dachkante der
Fabrik entlang und holte tief Luft. Wenn er die Plattform verfehlte, würden sie
beide tot in der Gasse landen. Mit so etwas hatte er natürlich nicht gerechnet,
als er am Morgen beschlossen hatte, Wilfred Blake aufzusuchen. Abwesend fragte
er sich, was Veronica sagen würde, wenn sie ihn so sähe.
Purefoy war schon wieder im wallenden Nebel verschwunden. Unter sich
konnte Newbury nur waberndes Grau erkennen, doch er nahm an, dass er inzwischen
genau über der Plattform stand. Er holte tief Luft. Lange konnte er nicht mehr
warten, und er durfte Purefoy nicht in den Tod stürzen lassen. Er schloss die
Augen, zog den Kopf ein und sprang ins Nichts.
Seine FüÃe landeten klappernd auf den Metallstreben, doch die
Plattform lag höher, als er es erwartet hatte, und gerade deshalb wäre er
beinahe über das Geländer gestürzt. Hektisch tastete er um sich und suchte
einen Halt, packte verzweifelt die Eisenstangen, als er auf dem glatten Metall
ausrutschte. Endlich kam er wieder auf die Beine und seufzte erleichtert, dann
eilte er zur linken Seite und kniete nieder, um Purefoy zwischen den Streben zu
suchen. Der Reporter war noch da, er hielt sich mit letzter Kraft fest. Newbury
stieà den Arm durch das Gitter und langte nach unten, um Purefoy am Handgelenk
zu packen. Der andere Arm des Mannes baumelte nutzlos an dessen Seite, er
konnte einfach nichts finden, um sich festzuhalten.
»Hier! Fassen Sie meinen Arm und ziehen Sie sich hoch!«
Purefoy starrte panisch zu ihm herauf. Sein Atem ging schnell, und
die Anstrengung machte sich bemerkbar. Newbury versuchte, sich auf die Aufgabe
zu konzentrieren. »Blicken Sie nicht nach unten! Nein! Purefoy! Sehen Sie mich an!« Newbury zog, damit der Bursche endlich mit der zweiten
Hand die Treppe packen konnte. Purefoy zappelte und trat um sich, fand jedoch
immer noch nichts, um sich abzustützen. Im Gegenteil, als er wild pendelte,
übte Purefoy einen starken Zug auf den Arm des Agenten aus. Newburys Schulter
brannte, als er das ganze Gewicht des Mannes am ausgestreckten Arm hielt, das
Gesicht ungemütlich gegen die harten Metallstäbe gepresst.
»Mein Gott!«, rief Purefoy erschrocken, als
Newburys Griff sich lockerte und er ein wenig weiter zur Gasse unten
hinabrutschte.
»Ich habe Sie.« Newbury blickte ihn scharf
an. »Ich habe Sie. Jetzt passen Sie auf. Sie müssen den zweiten Arm
hierheraufbringen. Sofort!« Newbury schnaufte schwer und bemühte sich, den
Reporter zu unterstützen. Endlich begriff der junge Mann, worauf es ankam, und
konnte mit der rechten Hand eine eiserne Stange des Geländers greifen. »Gut.
Gut! Jetzt lasse ich los und packe stattdessen Ihren Kragen. Dann können wir
Sie herüberhieven. Halten Sie sich gut
Weitere Kostenlose Bücher