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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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brutaler Egoist sein, aber das hier?
Besaß er wirklich den Grips und das Wissen, so eine Operation durchzuführen?
Und worin bestand die Verbindung zu Lord Winthrop und den altägyptischen
Artefakten? Sir Maurice hätte die Verbindung doch gewiss längst hergestellt,
wenn sie offensichtlich wäre. Abermals sah sie sich in dem Raum um. Nein, hier
wirkte kein Zauberkünstler, sondern ein Wissenschaftler. Gut möglich, dass
Alfonso nicht allein arbeitete. Vielleicht hatte er einen Komplizen. Vielleicht …
    Sie spürte einen scharfen Schmerz am Hinterkopf, als der Hieb sie
traf. Sofort brach sie zusammen und hatte den metallischen Geschmack nackter
Angst auf der Zunge. Dann versank sie abermals in der Dunkelheit.

18
    Newbury taten alle Knochen weh. Während der Verfolgung
Ashfords hatte er sich einige ernsthafte Prellungen zugezogen, vor allem bei
dem Flug mit dem Dreirad die Treppe hinab in die Untergrundbahn. Er konnte von
Glück reden, dass er überhaupt noch lebte. Seine Knöchel bluteten, und er hatte
eine schmerzhafte rote Verbrennung am Unterarm, wo er bei seiner Bruchlandung
mit einem Stück heißer Kohle aus dem zerstörten Dreirad in Berührung gekommen war.
Wahrscheinlich hatte er sich noch eine Reihe weiterer Blessuren zugezogen, doch
in den nächsten paar Stunden würde er gewiss keine Zeit finden, sich in einem
Standspiegel zu begutachten.
    Trotz aller Mühe war es ihm abermals nicht gelungen, Ashford zu schnappen.
Er machte sich Vorwürfe, weil die ganze Verfolgungsjagd nichts Greifbares
ergeben hatte. Vielleicht konnte er sich mit der Tatsache trösten, dass er den
Mann jetzt ein wenig besser verstand, obwohl er andererseits verwirrter war denn je. Die Gewissheit, die er zuvor verspürt hatte,
der finstere Charakter Ashfords, den er sich im Geiste ausgemalt hatte, all das
hatte sich aufgelöst und passte nicht mehr zu der Realität. Sie spielten jetzt
ein ganz anderes Spiel, und Ashford hatte etwas von sich preisgegeben. Zuerst
einmal hatte ihn der abtrünnige Agent während des Kampfs auf den Gleisen kein
einziges Mal hart geschlagen. Wahrscheinlich war er sich seiner eigenen
unglaublichen Kräfte bewusst und hatte Newburys Leben nicht mit einem direkten
Hieb gefährden wollen. Zweitens hatte er sich selbst in große Gefahr gebracht
und Newbury vor dem einfahrenden Zug gerettet und ihn auf den Bahnsteig
geschleudert. Hätte er das nicht getan, dann wäre Newbury sicherlich tot.
Anscheinend hatte Bainbridge von Anfang an recht gehabt. Ashford war nicht der
Mörder, für den Newbury ihn bisher gehalten hatte. Nun musste er über vieles
nachdenken.
    Â»Helfen Sie mir auf, Junge.« Newbury
lächelte dankbar, als Purefoy ihm den Arm bot und ihn auf die Beine zog. Dabei
knackte es in seinem Rücken. Er richtete sich auf und stöhnte, als die Muskeln
protestierten. »Was hat Sie so lange aufgehalten?«,
stichelte er lächelnd.
    Purefoy war noch nicht ganz bei Atem.
    Newbury strich sich die zerzausten Haare aus der Stirn. »Purefoy,
ich glaube, Sie könnten mir sehr dabei helfen, diese Situation zu einem
glücklichen Abschluss zu bringen. Kann ich mich auf Sie verlassen?«
    Purefoy lächelte schief. »Unbedingt.«
    Newbury betrachtete die Gaffer, die sich um sie gesammelt hatten.
Aus dem Zug, der inzwischen laut schnaufend am Bahnsteig stand, stiegen
Fahrgäste aus. Der Lokführer war längst unterwegs und untersuchte die Schrammen
auf den Kacheln der Tunnelwand, die Ashfords Messingskelett hinterlassen hatte.
Der Mann war verwirrt und offenbar sehr erschüttert. Er verstand nicht, warum
auf den Schienen kein Toter zu finden war.
    Newbury musste im Gedränge verschwinden, bevor er auf die Idee kam,
die Polizei auf ihn aufmerksam zu machen. Danach wäre es schwierig, sich
einfach zurückzuziehen. Er hatte weder Zeit noch Lust, unzählige irrelevante
Fragen zu beantworten, die man ihm stellen würde, bis er endlich seine
Identität nachgewiesen oder Sir Charles zu Hilfe gerufen hatte. Er klopfte dem
Reporter auf die Schulter. »Also gut, Purefoy. Dann lassen Sie uns von hier
verschwinden.«
    Sie machten sich auf und drängten sich durch die Fahrgäste. Newbury
hatte eine entschlossene Miene aufgesetzt und unterdrückte die schmerzhaften
Stiche in den geschundenen Gliedmaßen.
    Sie stiegen die Treppe hinauf, wichen den Trümmern des Dreirads aus
und verließen die

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