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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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Faust fortgesetzt. Einen anderen Grund, die Verabredung mit ihm zu
versäumen, gab es eigentlich nicht. Newbury wusste, wie dringend sie mit ihm
über die Angelegenheit hatte reden wollen, und aus einem nichtigen Anlass würde
sie sich nicht verspäten. Außerdem hätte sie leicht eine Nachricht schicken
können, falls sie wirklich aufgehalten worden war.
    Vielleicht musste der angenehme Abend verschoben werden. Er verließ
das Wohnzimmer, ging durch den Flur bis zu einer Tür, die er für die Küchentür
hielt, und rief Mrs. Grant, die gleich darauf etwas verdutzt im Durchgang
erschien. »Der Tee ist gleich fertig, Sir.«
    Â»Ah, nein, danke, Mrs. Grant. Mir ist gerade eingefallen, wo ich
Miss Hobbes vielleicht finden kann.« Die Miene der
Haushälterin hellte sich auf. »Wenn ich Sie beim Teemachen stören darf, würde
ich mich gern verabschieden und sehen, ob ich sie finde, damit Sie sich nicht
mehr sorgen müssen.«
    Mrs. Grant lächelte dankbar. »Das ist sehr freundlich, Sir.«
    Newbury wünschte ihr einen guten Abend und sagte ihr, falls Miss
Hobbes während seiner Abwesenheit auftauchen sollte, werde er sie am nächsten
Morgen im Büro treffen. Dann knöpfte er seine stark verschmutzte Jacke zu,
verließ das Haus und suchte ein Transportmittel, das ihn nach Soho zum
Archibald Theatre befördern konnte, wo Miss Hobbes sich hoffentlich nicht in
große Gefahr begeben hatte.
    Das Theater lag im Dunkeln, als Newbury bald darauf aus der
Droschke sprang. Beim Anblick der Plakate in den Fenstern, aus denen
hervorging, dass die Vorstellung abgesagt war, hätte er beinahe die Droschke
aufgehalten, die sich bereits gemächlich entfernte, weil er zu der Ansicht
gelangte, seine Intuition habe ihn ausnahmsweise einmal getrogen. Da er aber
sowieso keine Ruhe finden konnte, solange er sich nicht vergewissert hatte,
dass Miss Hobbes nichts zugestoßen war, beschloss er, sich weiter umzusehen.
Durch eine abgesagte Vorstellung ließ sich seine dickköpfige Assistentin
ohnehin nicht aufhalten.
    Er rüttelte an einer Tür und fand sie verschlossen, stellte zu
seiner Überraschung aber fest, dass die zweite, an der er es versuchte, offen
war. Anscheinend hatte jemand seine Pflichten vernachlässigt, oder es befand
sich an diesem Abend tatsächlich jemand im Theater. Newbury durchquerte das
große Foyer im Dunkeln und sah sich nach Anzeichen um, dass Veronica hier
gewesen war. Nichts. Der Raum war verlassen.
    Dann ging er über die kurze Treppe weiter in den Zuschauerraum. Dort
sah die Sache ein wenig anders aus. Das einzige Licht kam aus einer hellen
elektrischen Lampe auf der Bühne, die eine grässliche Szene von der Art
beleuchtete, an die er sich in der letzten Zeit schon nahezu gewöhnt hatte. Der
Leichnam eines Mannes – unverkennbar Alfonso – lag, alle viere von sich
gestreckt, auf der Bühne. In seiner Brust steckte einer seiner Säbel. Ein
kleiner runder Tisch war umgestürzt, daneben lag ein Zylinder. Rings um den
Toten waren die Zutaten seiner Kunst verteilt, das meiste davon war intakt. Es
gab keinen Zweifel, was hier geschehen war, doch Newbury glaubte natürlich
nicht, dass Veronica zu so einer brutalen Tat fähig sei. So leidenschaftlich
sie auch versuchte, das Schicksal der vermissten Frauen zu ergründen, zu so
etwas würde sie sich nie hinreißen lassen. Wenn sie hergekommen war, dann nur
um den Mann zu stellen, aber nicht, um ihn kaltblütig zu ermorden.
    Newbury sah sich um, ob ihn auch niemand aus dem Schatten
beobachtete, und ging zögernd die lange Holztreppe zwischen den Sitzreihen
hinunter zur Bühne. Er sprang hinauf und betrachtete den Toten. Es war ein
entsetzlicher Anblick. Das Gesicht des Mannes war vor Angst verzerrt, erstarrt
im Todeskampf. Er wirkte zerschlagen und geschunden, als hätte er sich gewehrt.
Blut gab es kaum, doch Newbury nahm an, dass die Klinge ihn glatt durchbohrt
hatte und der größte Teil des Bluts unter ihm ausgetreten und wahrscheinlich
durch die Spalten zwischen den Brettern der Bühne getropft war. Probehalber zog
er an dem Heft der Waffe. Die Klinge saß fest. Sie hatte Alfonso mit solcher
Wucht getroffen, dass die Spitze tief in dem Holz stecken geblieben war. Es war
ein sadistischer Anschlag, mit großem Pomp vorgetragen. Beinahe schien es, als
hätte die Umgebung die Art des Todes bestimmt und als wäre der Tote für

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