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Osiris Ritual

Osiris Ritual

Titel: Osiris Ritual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Mann
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ihr
aus den Augen, die Wange schmerzte sehr. Dennoch überwand sie sich und
erwiderte trotzig seinen Blick.
    Â»Miss Hobbes, ich hätte doch gedacht, dass Sie es besser wissen. Wir
befinden uns hier nicht in einem lächerlichen Groschenroman. Ich werde Ihnen
gewiss nicht alle meine sorgfältig entwickelten Pläne offenbaren, da Sie nun
endlich hier und dem Tode nahe sind. Es soll ausreichen zu sagen, dass Sie
diese Welt so unwissend verlassen werden, wie Sie es jetzt sind, woraus ich
eine gewisse Befriedigung ziehen werde.« Er drehte
sich grinsend um und trat an den langen Tisch, um seine Tätigkeit fortzusetzen.
Als sie ihn nun genauer beobachtete, wurde Veronica klar, dass er keineswegs
unterschiedslos alles auf der Werkbank einpackte, wie sie es anfangs vermutet
hatte, sondern vielmehr die Gegenstände genau auswählte. Unter anderem nahm er
die Fläschchen mit der braunen Flüssigkeit und die alten Papyrusrollen an sich.
    Veronica biss sich auf die Unterlippe und sammelte ihre letzten
Kräfte. Sie verdrehte die Handgelenke, um sich zu befreien, doch die Fesseln waren
fest angezogen. Das Gleiche galt für die Fußgelenke. Nicht ohne guten Grund
hatte sie große Angst vor dem, was ihr der abtrünnige Doktor antun mochte. Wie
sie den Mann kannte, war kaum damit zu rechnen, dass er ihr einen raschen, einfachen
Tod gewährte. Dabei hätte er sich nicht genügend amüsiert.
    Natürlich hatte man Veronica im Rahmen der Vorbereitung auf ihre
Arbeit bei Newbury vor Knox gewarnt. Ihre Majestät und deren engste Mitarbeiter
hatten sehr ausführlich die schrecklichen Dinge geschildert, die der Mann im
Namen des Fortschritts verbrochen hatte, und ihr eingeschärft, dass Newbury
keinesfalls einen ähnlichen Weg beschreiten dürfe. Knox war vom Okkulten
besessen und wollte einen Weg finden, sein Leben zu verlängern. Seine Ziele
verfolgte er ohne jede Rücksicht auf Moral und menschliches Leid. Er sah sich
selbst als Wegbereiter des Fortschritts und als Mann, dem es endlich gelingen
würde, die Wissenschaft mit der Magie auszusöhnen. Diese Einstellung hatte ihn
vom Empire entfremdet, und obwohl Ihre Majestät und die überall eingesetzten
Agenten sich sehr bemüht hatten, seiner habhaft zu werden, hatte er sich mehr
als zwei Jahre lang versteckt gehalten. Er stellte eine Gefahr dar, war
zugleich aber auch eine Peinlichkeit. Ein aufsässiger Wurm, ein Verräter tief
im Herzen des Empire. Victoria wünschte, an ihm ein Exempel zu statuieren.
    Veronica beobachtete ihn besorgt. Inzwischen hatte Knox die
Artefakte und Papiere, die er brauchte, in die Tasche gesteckt. Er blickte sich
über die Schulter nach Veronica um und lächelte ironisch. »Erzählen Sie mir
doch von Sir Maurice. Soweit ich weiß, macht er ja eine blendende Figur.« Veronica schwieg sich aus, Knox lachte. »Ich höre auch,
dass sein Interesse an Drogen nur noch von seiner Vorliebe für die okkulte
Literatur übertroffen wird. Den Mann würde ich gern mal kennenlernen.« Da war er wieder, der charmante Knox, der vollendete
Gentleman. Veronica begriff, dass er nach einem strengen Kodex lebte, den er
jedoch selbst errichtet hatte und der nichts mit den gewöhnlichen Vorstellungen
von Gut und Böse zu tun hatte. Vielmehr bildeten der Wahnsinn des Mannes und
seine Gier nach dem ewigen Leben die Grundlage. Während sie Knox beobachtete,
konnte sie kaum glauben, dass er erst kurz zuvor noch zu einem derartigen
Gewaltausbruch fähig gewesen war. Die brennende Wange erinnerte sie jedoch
daran, wozu er fähig war. Sie funkelte ihn an.
    Â»Sir Maurice ist ein Ehrenmann, ganz im Gegensatz zu Ihnen, und ein
besserer Agent ist er ohnehin.«
    Knox lachte. »Diese Loyalität, die der Mann in den Menschen weckt!
Wie interessant. Ich kann mir gut vorstellen, wie er Sie als Schoßhündchen
hält, damit Sie hübsche Röcke tragen und ihm rehäugig Komplimente machen.
Andererseits bin ich überzeugt, dass Sie innen drin noch viel hübscher sind.« Er hielt inne. »Es wird mir großen Spaß machen, Ihr
Gehirn zu untersuchen.« Knox ging um den Tisch herum
und stellte die Arzttasche an der Tür ab. »Sir Maurice wäre sicher außer sich,
wenn er wüsste, wie tief Sie derzeit in der Klemme stecken, meine liebe Miss
Hobbes. Hätte ich mehr Zeit, dann würde ich weitaus mehr aus der Situation
machen. Wie schade!« Er hüstelte

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