Osten, Westen
ganze Trick.)
Doch wenn wir uns nach vielen Jahren wieder dem Ort unserer Erzählung zuwenden, was sehen wir da?
Nicht Yorick; der ist tot. Aber Yoricks Geist. Denn der scheint die Überlebenden heimzusuchen, sodass wir ihn auch Phantomnarr nennen können ...
Ach, lieber Leser, wie vieles ist da schiefgelaufen, in Helsingör !
Gertrude, von ihrem mörderischen Sohn vor ihrem ersten, unmörderischen Ehegatten gerettet, verbrachte, während Claudius herrschte, viele Jahre in Trauer. (Gewiss, in diesem Punkt weicht meine Geschichte von der Master Chackpaws ab und ruiniert dadurch mindestens einen großen Monolog. Ich kann mich nur so verteidigen: All diese Geschehnisse ruhen unter dem Schleier der Vorzeit und bergen somit keine Gewissheit. Lassen Sie also beide Versionen nebeneinander existieren, denn man braucht sich nicht notwendigerweise für eine zu entscheiden. Oder wie wär’s mit der: dass Hamlet damals, als Königin Gertrude schließlich Claudius ehelichte, in seinem verwirrten Geist die dazwischenliegenden Jahre aufgrund dieser Heirat zusammengepresst sah wie eine Quetschkommode, ineinandergepfercht, komprimiert, sodass ihm die Jahre seiner Kindheit, Knaben- und Jungmanneszeit höchstens wie zwei Monate vorkamen [nein, nicht so viele, nicht zwei] ... und das ist vollkommen verständlich, sind sie denn nicht nur so verflogen, in der kurzen Zeitspanne,
die ich brauchte, um mein Tamti-tam zu summen? Sind sie denn nicht in den wenigen Augenblicken vorbeigehuscht, die Sie brauchten, um «Freiheit», Ihre Spanielhündin, auszuführen? – Nun, jetzt haben Sie zwei unlösbare Fälle statt nur einen; und das ist hoffentlich genug.)
Wie ich schon sagte: Gertrude heiratet. Und nun findet die Eifersucht des toten Yorick, aus dem Leichnam des Hofnarren vertrieben und auf der Suche nach einer neuen Heimstatt, eine solche in Hamlet. Es ist klar, so schmiedet Hamlet den Plot weiter, dass König Claudius des Mordes an seinem Bruder angeklagt werden muss, und zudem muss bewiesen werden, dass Yoricks Hinrichtung nur Tarnung war, die Tapete, hinter der sich die Wahrheit verbarg. Also wird der Geist des Mörders ein zweites Mal beschworen, und Hamlet sieht ihn in seiner leidenschaftlichen Liebe zur Mutter auf den Zinnen von Helsingör wandeln.
Aber der Geist trägt seinen eigenen Namen, wodurch der Prinz, der Ankläger, zum Angeklagten wird. Vom Schreckgespenst seines Verbrechens verfolgt, beginnt er, den Verstand zu verlieren. Seine eigene Ophelia behandelt er, wie Sie ja wissen, sehr schlecht; sein wirrer Verstand verwechselt sie mit der unerträglichen Erinnerung an die fälschlich verdächtigte und übelriechende Ehefrau des Narren; bis schließlich der Prinz, der einstmals Worte in Gift verwandelte, aus einem vergifteten Becher trinkt ... Es folgen Leichenzüge – aber auch Heereszüge: Der alte Fortinbras, viel zu lange nicht mehr zu einem Festmahl geladen, verschlingt stattdessen Dänemark.
Yoricks Sohn überlebt und verlässt die Szene der Familientragödie; er wandert in der Welt umher, verstreut seinen Samen in fernen Ländern, von West nach Ost und umgekehrt; und so entstehen mehrfarbige Generationen, die (wie ich nunmehr
entdecken möchte) in ebendiesem bescheidenen Autor münden, dessen Herkunft möglicherweise durch das belegt wird, was er mit der gesamten bedauernswerten Linie seiner Familie gemein hat, nämlich die Schwäche, eine ganz spezielle Art von Geschichten zu erzählen, die gebildete Menschen als gockelhaft bezeichnet haben und auch als stierisch.
Und genau so eine Cock-&-Bull-Story wird mit diesem letzten Geständnis endgültig abgeschlossen.
Auf der Versteigerung der roten Schuhe
Die Interessenten, die sich zur Auktion der Zauberschuhe versammelt haben, besitzen wenig Ähnlichkeit mit den üblichen Teilnehmern an einer Versteigerung: Die Auktionatoren haben das große Ereignis weithin bekannt gemacht und sind auf zahlreiche Bieter vorbereitet. Heutzutage wagen sich die Menschen nur noch selten hinaus; dennoch nahmen die Versteigerer – zu Recht – an, dass dieses Objekt uns aus den Bunkern hervorlocken werde. Man ist auf heftige Gefühle gefasst. Daher wurden zusätzlich zu den Standardmaßnahmen hinsichtlich des Wohlergehens und der Sicherheit der bekannteren Persönlichkeiten im Vestibül und in den Toiletten extragroße Bronzespucknäpfe für diejenigen aufgestellt, die von körperlichem Unwohlsein befallen werden; ein Heer von Psychiatern der verschiedenen Disziplinen wurde in
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