Osten, Westen
meine Angelegenheiten. Also lassen Sie uns freundlicherweise vorbei!»
Der zweite Beatle trat näher an sie heran. Sie spürte seinen Atem, der nach Pfefferminz roch. «Eine der Damen, die er aufsuchte, war unser Mündel, wie man es ausdrücken könnte», erklärte er. «Ja, das ist das richtige Wort. Sie stand unter unserem Schutz, verstehen Sie? Deshalb sind wir für ihr Wohlergehen verantwortlich.»
«Ihr Ehemann», fuhr der erste Beatle fort, zeigte auf beängstigende Art die Zähne und hob seine Stimme um ein weniges, «hat die Ware beschädigt. Haben Sie mich verstanden, Queenie? Er hat die beschissene Ware beschädigt!»
«Verwechslung, andere Ferson», fuhr Certainly-Mary dazwischen. «Viele indische Mieter im Waverley House. Wir sind anständige Fersonen; ja, natürlich.»
Der zweite Beatle hatte etwas aus einer Innentasche gezogen. Eine Messerklinge funkelte im Licht. « Fucking wogs », schimpfte er. «Ihr kommt, verfuckt nochmal, hier rüber, und dann wisst ihr, verfuckt, nicht mal, wie man sich benimmt. Warum zum Teufel verfuckt ihr euch nicht in euer fucking Wogistan und fuckt euch in eure verfuckten Ärsche? Also los», setzte er mit leiser Stimme hinzu und hob das Messer, «knöpft eure Blusen auf!»
In diesem Moment drang lautes Geschrei vom Eingang zum Waverley House herüber. Als sich die beiden Frauen und die beiden Männer umdrehten, kam Mixed-Up herausgestürmt; er brüllte aus vollem Hals und fuchtelte wie ein Wahnsinniger mit den Armen.
«Hallo!», sagte der Beatle mit dem Messer belustigt.
«Wen haben wir denn da? Null-Null fucking- Sieben?»
Mixed-Up versuchte etwas zu sagen, er strengte sich verzweifelt an, doch alles, was aus seiner Kehle kam, war ein unartikuliertes, wildes Geschrei. Scheherazade wachte auf und stimmte mit ein. Die beiden Beatles wirkten missvergnügt. Doch dann ging in dem alten Mixed-Up etwas vor; irgendetwas zersprang, und in einem Schwall von Worten stieß er hervor: «Sirs Sirs nein Sirs diese nicht B. nicht Frauen von B. Sirs – oben in Stock drei Sirs Maharadscha von B. – Sirs heilige Wahrheit auf Mutters Grab schwöre.»
Das war der längste Satz, den er jemals geäußert hatte, seit seine Zunge vor langer Zeit vom Schlaganfall gelähmt worden war.
Bei diesem Wortschwall und Scheherazades Geschrei reckten sich auf einmal Köpfe aus offenen Türen, Neugierde machte sich überall bemerkbar, und die beiden Beatles nickten ernst. «Bedauerlicher Irrtum», entschuldigte sich der erste bei meiner Mutter und machte tatsächlich eine Verbeugung.«Kann jedem passieren», ergänzte der Messermann reumütig. Dann machten sie kehrt und marschierten im Eiltempo davon. Als sie jedoch an Mecir vorbeikamen, blieben sie stehen. «Aber dich kenne ich», sagte der Messermann. «Jetflieger. Weg.» Eine kurze Bewegung mit dem Arm, und Mixed-Up, der Courter, lag auf dem Pflaster, während ihm Blut aus einer Bauchwunde rann.
«Jetzt alles okay», keuchte er und verlor das Bewusstsein.
11
Weihnachten befand er sich auf dem Wege der Besserung; dank eines Briefes, den meine Mutter an die Vermieter geschrieben und in dem sie ihn einen «Ritter in schimmernder
Wehr» genannt hatte, wurde er gut versorgt, und auch sein Portiersposten blieb ihm erhalten. Während sein Dienst von einem Schichtarbeitsteam wahrgenommen wurde, wohnte er weiterhin in seiner winzigen Portiersloge. «Nur das Beste für den Helden unseres Hauses», versicherten die Vermieter meiner Mutter in ihrem Antwortschreiben.
Da die beiden Maharadschas und ihre Entourage ausgezogen waren, bevor ich zu den Weihnachtsferien nach Hause kam, hatten wir keine weiteren Besuche der Beatles oder Rolling Stones zu befürchten. Certainly-Mary verbrachte möglichst viel Zeit bei Mecir; aber weit mehr als der arme Mixed-Up beunruhigte mich das Aussehen meiner alten Aya. Sie wirkte älter und irgendwie vertrocknet, als würde sie jeden Moment zu Staub zerfallen.
«Wir wollten dich in der Schule nicht beunruhigen», sagte meine Mutter. «Sie hat Probleme mit dem Herzen gehabt. Herzklopfen. Nicht ständig, aber.»
Marys Gesundheitszustand hatte die ganze Familie zur Besinnung gebracht. Muneezas Wutanfälle hatten aufgehört, und selbst mein Vater riss sich am Riemen. Im Wohnzimmer hatten sie einen Weihnachtsbaum aufgestellt und ihn mit allem möglichen Schnickschnack geschmückt. Der Weihnachtsbaum in unserer Wohnung war etwas so Außergewöhnliches, dass mir klar wurde, wie ernst die Situation sein
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