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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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stellte beides auf die Seite,
um es erst kurz vor dem Essen zu mischen und holte noch ein herzhaftes Schwarzbrot
aus der Tiefkühltruhe, das, mit frischer Butter bestrichen, wunderbar den scharfen,
pfeffrigen Brunnenkressesalat begleiten würde.
    Mit dem Großen Hans hatte Trude
sich auch schon bei den Recherchen für ihr neues Buch auseinandergesetzt. Es war
ein in vielen Gegenden Schleswig-Holsteins bekanntes Gericht, doch was unter ein
und demselben Namen serviert wurde, unterschied sich oft ganz erheblich.
    Manche Rezepte nannten altbackenes
Weißbrot als Grundlage, andere basierten auf einem Mehl-Grieß- Gemisch. Elsbeths
Großer Hans wurde ausschließlich aus Grieß gekocht. Allen Zubereitungsarten war
aber gemeinsam, dass man das Endprodukt mit geräuchertem Schweinespeck und einem
süßen Saft oder Sirup verzehrte. Trude stellte Milch, Butter, Grieß, Eier und Rosinen
bereit, um daraus den Teig zu mischen und holte die Speckseite aus der Speisekammer,
die einen angenehm kräftigen Rauchgeruch verströmte.
    Jetzt fehlte noch die große Puddingform,
um den Teig darin im Wasserbad zu garen. Trude fiel ein, dass sie eigentlich noch
nie allein diese Speise zubereitet hatte, sondern Elsbeth zumindest immer in der
Nähe gewesen war und natürlich ihre schon ziemlich verbeulte, von kalkiger, grauer
Patina überzogene Metallpuddingform mitgebracht hatte, da sie selbst kein solches
Behältnis besaß. Also würde sie wohl in die Mühle gehen müssen, um die Form zu holen.
Der Gedanke daran rief heftige Gefühle in ihr hervor, eine Art ängstlicher Neugier,
wie es wohl sein würde, den Ort zu betreten, an dem sie am Abend zuvor Elsbeths
leblosen Körper hatte liegen sehen. Einerseits schreckte sie vor dem Gang dorthin
zurück, andererseits drängte sie irgendetwas, die Wohnung der toten Freundin zu
betreten. Unkonkret und nebulös und ohne dass sie gewusst hätte, wonach sie überhaupt
suchen sollte, war da die Vorstellung in ihrem Hinterkopf, auf irgendetwas zu stoßen,
etwas zu finden, das ihr einen Hinweis auf den Schuldigen an Elsbeths Tod geben
könnte.
    Trude sah nach draußen. Eine dunkle
Wolkenwand schob sich langsam näher und heftige Böen zausten die Bäume und Sträucher
im Garten. Bestimmt gab es gleich wieder eine kräftige Dusche. Am besten, sie sprang
sofort hoch zur Mühle, eh das Unwetter da war.
    »Du bleibst hier, Lollo!«, wies
sie den Hund an, der eifrig mit dem Schwanz wedelnd vor ihr stand, als sie die Regenjacke
überstreifte.
    »Es reicht, wenn einer von uns nass
wird und du hast keine Gummistiefel!«
     
    In der Mühle war es still, nur das Brausen des Windes, der draußen
um das Gebäude tobte, war zu hören. Sofort umgab Trude der vertraute Geruch nach
frisch gebügelter Wäsche und selbst gebackenem Kuchen, der so lange sie denken konnte
über Elsbeths Wohnküche schwebte. Sie vermied es, nach der Stelle zu sehen, an der
gestern Nacht noch die leblose Freundin gelegen hatte, und ging zu dem alten Schaukelstuhl,
der vor dem Fenster stand. Bei schlechtem Wetter hatte Elsbeth sich gern in diesem
Stuhl ein Päus-chen gegönnt. Trude nahm Platz. Von hier hatte man einen weiten Blick
über Felder und Wiesen, konnte die Bäume sich im Wind biegen und am Horizont die
Wolkenberge ziehen sehen.
    Auf dem kleinen Nähtischchen hatte
Elsbeth immer einen Pott Tee mit viel Milch stehen gehabt und ihr Brillenetui und
die Zeitung lagen daneben. Sie war ziemlich kurzsichtig aber auch ziemlich eitel
und setzte die Brille nur auf die Nase, wenn es sich überhaupt nicht vermeiden ließ.
Da Elsbeth in der Nähe noch sehr gut ohne Lesehilfe auskam, blieb die lästige Brille
meist im Etui und wenn sie jemand deswegen ansprach, sagte sie nur, dass sie ja
nicht alles sehen müsse.
    Trude sah nach draußen, wo der Himmel
sich gerade wieder verdunkelte und den Mühlteich in ein tiefes Tintenblau tauchte.
Sie musste an den Ostersonntagmorgen denken, an dem das Verhängnis seinen Anfang
genommen hatte. Dort unten lag die Stelle, an der die unselige Margot zu Tode gekommen
sein musste. Es war Trude nicht bewusst gewesen, dass man diesen Ort von hier oben
so gut einsehen konnte. Mit Margots Tod hatte es begonnen und sich mit Bettys Anschuldigungen
und ihrem Sturz von den Klippen fortgesetzt, was dazu führte, dass sie plötzlich
im Brennpunkt der polizeilichen Ermittlungen stand. Und Elsbeth, die gute, um ihr
zu helfen, war sie sogar bereit gewesen, die Schuld auf sich zu nehmen. Und nun
war sie tot. Trudes Blick wanderte

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