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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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dazu ist Margot ausgesprochen
unangenehm. Du weißt ja, sie war gar nicht eingeladen und sie hat sich den anderen
beiden mehr oder weniger aufgedrängt. Ich kenne das – sie kann das sehr gut. Und
Iris oder vor allem Betty konnten dann nicht nein sagen …«
    Elsbeth blieb stehen und im Licht
des kräftigen Vollmondes sah sie Trude mit ernstem Gesicht an:
    »Diese Person ist nicht nur unsympathisch,
ich glaube, sie ist böse. Dafür habe ich ein Gespür. Vor der muss man sich in a cht nehmen, Trude.«
    Auch wenn Trude diese Charakterisierung
etwas zu nahe an mittelalterliche Esoterik kam, riefen die Worte der alten Dame
doch unangenehme Erinnerungen wach. Aber sie antwortete beschwichtigend:
    »Mach dir keine Sorgen! Übermorgen
ist sie verschwunden und ich bin sicher, sie wird hier nicht wieder auftauchen.«
    Sie betraten das Festzelt und balancierten
mit ihren Kuchentellern zwischen Tischen und Bänken, diversen im Stehen sich unterhaltenden
Grüppchen und einem Haufen Tanzender zum Buffet. Einige Gäste machten ihnen fröhlich
Zeichen, dass sie sich schon auf die diversen Kuchen freuten und Elsbeth nahm gleich
drei Männer ins Schlepptau, um die restlichen Platten zu holen. Trude sah sich vom
Buffet aus die vor ihr wogende Menge Menschen an. Wohl an die hundert Personen erfüllten
das Zelt mit ihrer Wärme und Benno hatte inzwischen sogar die mitgebrachten Wärmestrahler
abgeschaltet. Eine Geruchsmischung aus Bier, Zigarettenrauch, Parfums und Bratkartoffeln
machte die Luft zum Schneiden dick und jetzt legte sich darüber noch der Duft des
Kaffees. Der Discjockey ließ seine Anlage dröhnen was das Zeug hielt, man konnte
sich nur noch von Mund zu Ohr schreiend unterhalten, doch der Stimmung tat das keinen
Abbruch.
    Iris, Betty und Margot saßen in
einer Bank und hatten ständig wechselnde Gesellschaft von Warstedtern, vor allem
Frauen, die wahrscheinlich alle dasselbe Thema hatten: Ihr seid die aus Berlin?
Wie ist es und was macht ihr da? Wie gefällt es euch in Warstedt? Franz hüpfte begeistert
mit der Nachbarin zu Hits aus den Sechziger Jahren über die Tanzfläche und in einer
anderen Ecke stand Oliver mit seiner Clique von jungen Leuten, die das Treiben der
Älteren mit coolem Amüsement beäugten.
    Ja wirklich, »tout Warstedt« war
– wie in jedem Jahr – Franz’ Ruf zum Osterfeuerfest gefolgt und drängte sich im
Zelt. Auch solche, die nicht eingeladen waren, wie Krischan, eine stadtbekannte
Figur aus Warstedts überschaubarer Pennerszene, nutzten die Gelegenheit, sich auf
ihre Weise zu vergnügen, denn rausgeschmissen wurde hier niemand. Dieser Krischan
hatte eine traurige Karriere hinter sich: Franz und er waren in ihrer Jugend enge
Freunde, besuchten zusammen das Gymnasium und Krischans Zukunft als einziger Erbe
einer zwar kleinen aber florierenden Pharmaziefabrik schien gesichert, zumal er
auch ein hochbegabter Junge war, mit einer Vorliebe für Chemie und Biologie. Doch
wie so oft, wenn der Weg ins Leben nichts abverlangt, fühlte Krischan sich gelangweilt
und leer, verkraftete nicht den frühen Tod seiner Mutter und begann schon als Jugendlicher
exzessiv Alkohol zu trinken. Franz erzählte, dass sein Freund dann während des Studiums
auch noch zu spielen anfing und als schließlich nach dem Tod des Vaters die Firma
in seine Hände überging, schaffte er es innerhalb kürzester Zeit, das beträchtliche
Erbe restlos seinen unheilvollen Leidenschaften zu opfern.
    »Gnädige Frau! Ich grüße Sie!«
    Leicht schwankend, doch nicht unelegant
verbeugte sich Krischan vor Trude und hob ihre Hand zu einem formvollendeten Handkuss.
    »Hallo Krischan! Amüsierst du dich?«
    Bei irgendeiner Festivität im Städtchen,
sei es Erntemarkt oder Fischerfest, bei denen Warstedts stadteigene Alkoholiker
nie fehlten, hatte Franz ihr seinen einstigen Schulfreund vorgestellt. Natürlich
pflegten sie keinen regelmäßigen Kontakt, doch Franz mied ihn nicht, wie so viele
andere brave Bürger, wenn sie sich auf der Straße begegneten, und gab ihm auch hin
und wieder einen Hilfsjob in seiner Firma, wo er sich ein paar Euro verdienen konnte.
Auch wenn er jetzt ein armes Schwein war, für ihn war er trotzdem noch ein netter
Kerl und gehörte nach Warstedt, wie alle anderen auch.
    »Wie kannst du fragen, Trude! Wenn ich das hier habe …«
    Krischan wies auf die Bierflasche
in seiner Hand, »dann gehts mir gut!«
    Trude fand ihn nicht unsympathisch,
nur der Geruch, den er gewöhnlich an sich hatte, ließ sie Abstand zu ihm

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