Osterfeuer (German Edition)
zahlreichen
Zigaretten und gerne genossenen Piccolos kündete, sie jedoch mit einer geheimnisvollen
Aura umgab.
»Für eine Aprilnacht ist es erstaunlich
mild heute, findest du nicht?«
Trude hatte keine Lust, schon wieder
über Margot zu reden.
»Wie geschickt du versuchst abzulenken!
Aber ich will mal nicht so sein … Es ist wirklich richtig angenehm hier draußen
und gar nicht kalt.«
Sie plauderten noch ein Weilchen
über dies und das und als dann das Kuchenbüffet eröffnet wurde, mischten sie sich
wieder unter die Feiernden im Zelt. Der Discjockey versuchte nach der Kaffeepause
mit der unsäglichen Polonaise von Blankenese die Stimmung anzuheizen und wer nicht
rechtzeitig nach draußen geflüchtet war, wurde unbarmherzig eingereiht. Auch Babs
und Trude und die drei Berlinerinnen wurden nicht verschont und angesichts der späten
Stunde schien man die Albernheit sogar zu genießen. Die ersten älteren Herrschaften
verabschiedeten sich und Trude versuchte, ihrer Gastgeberrolle gerecht zu werden
und mit möglichst vielen der Gäste ein paar Worte zu wechseln. Zwischendurch musste
sie auch ein paar Mal das Tanzbein schwingen und schaute immer wieder, ob sich alle,
besonders ihre drei Besucherinnen aus der Großstadt, gut amüsierten.
Sie sah, dass auch Betty und Iris
oft tanzten oder aber irgendwelche Warstedter sich um sie kümmerten. Margot hatte
sich vor wechselnden Tanzpartnern kaum retten können und dies natürlich in vollen
Zügen genossen. Dann aber hatte sie ausschließlich mit Felipe, einem temperamentvollen,
schwarzen Exilkubaner, der ab und zu auf dem Hof bei der Gartenarbeit half, aufreizende
Hüftschwünge vollführt. Jetzt saß sie schon seit geraumer Zeit mit Ben, einem blendend
aussehenden Schulfreund von Oliver, auf einer Bank, intensiv in ein Gespräch vertieft.
Felipe, der an der Bar lehnte, versuchte zwar ein gleichgültiges Gesicht zu machen,
beobachtete die beiden aber mit unverkennbarem Interesse.
»Die Alte mit den blonden Locken,
na das ist ja ne heiße Torte! Gibts das öfter in Berlin?«
Knut, vor einigen Jahren vom Bauern
zum Reitstallbesitzer mutiert, rollte lüstern mit den Augen und spielte den schlichten
Landmann, während er versuchte, mit Trude so eine Art Tango zu tanzen. Anstelle
einer Antwort lachte Trude nur und er setzte noch hinzu:»Wenn meine Frau nicht immer
gucken würde, dann hätte ich die auch mal über die Tanzfläche gezogen. Entschuldige
meine Ausdrucksweise, Gnädigste! Aber ich bin nur ’n einfachen schleswig-holsteinischen
Buer!«
Die Blicke, die Margot von den männlichen
Gästen zuteil geworden waren, drückten genau das aus, was Knut ausgesprochen hatte,
während die der weiblichen Anwesenden eher skeptisch zu nennen waren.
Als Trude das nächste Mal zur Uhr
schaute, war es kurz nach zwei und das Zelt schon zur Hälfte geleert. Die Pastorin,
der Bürgermeister und was sonst noch an Honoratioren des Städtchens anwesend war,
hatten sich verabschiedet. Oliver und seine Freunde hatten sich ebenfalls diskret
verkrümelt. Sie hatten wohl genug von der altmodischen Feier und wollten in ihre
Disco ziehen, wo es jetzt erst richtig zur Sache ging. Einer allerdings war geblieben:
Trude sah Ben, wie er sich mit Margot eng umschlungen am Rand der Tanzfläche bewegte,
Tanzen hätte sie es allerdings nicht genannt. Felipe schien inzwischen das Feld
geräumt zu haben. Einer nach dem anderen verabschiedete sich, auch Elsbeth hatte
sich längst zurückgezogen und Trude hoffte nur, dass sie schlafen konnte, bei der
lauten Musik, die immer noch aus dem Zelt drang. Zum Glück hatten sie ja keine weiteren
Nachbarn, die sich hätten gestört fühlen können.
In dem Maße, in dem sich das Zelt
leerte, wurde es auch kühler. Benno schaltete den einen Heizstrahler wieder an und
dasselbe Häuflein wie immer sammelte sich um die Wärmequelle, entschlossen, unerschrocken
bis zum Morgengrauen zu feiern. Eigentlich hätte Trude sich auch längst gerne ins
Bett verzogen gehabt, doch als Gastgeberin fühlte sie sich zur Anwesenheit verpflichtet,
zumal sie zu ihrem Erstaunen Franz nirgendwo entdecken konnte. Betty und Iris waren
inzwischen auch gegangen und Knuts Frau hatte sich entnervt verabschiedet, da sie
es nicht schaffte, ihren aufgedrehten Gatten ebenfalls zur Heimkehr zu bewegen.
Knut wünschte sich vom Discjockey einen Rolling Stones- Hit nach dem anderen und
tanzte dazu wie besessen, meist allein. Sein Wunsch, nun, da seine Frau gegangen
war, Margot über die Tanzfläche
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