Osterfeuer (German Edition)
wieder ein paar Worte.
Abgesehen davon, dass es in dem winzigen Städtchen rein räumlich fast unmöglich
war, sich aus dem Wege zu gehen. Wer sich als Zugezogener bewusst aus dieser Gemeinschaft
ausschloss, genoss logischerweise nicht unbedingt das Vertrauen der Ureinwohner
und konnte denn auch hier nichts werden …Wer hier geboren war und jeden kannte,
so wie Franz, konnte allzeit auf seine Mitbürger zählen. Und nach ihrer Heirat wurde
Trude in die ihm entgegengebrachte Sympathie gleich mit einbezogen – bei den meisten
Warstedtern jedenfalls …
»Dann findet hier morgen so ein
echter Dorfringelpietz statt? Mit Musik und Tanz und so? Das ist doch genau die
richtige Abwechslung für uns übersättigte Großstädterinnen …«
Betty und Iris schienen Margots
Begeisterung nicht ganz teilen zu können und Franz stellte noch einmal klar, dass
Warstedt eine Stadt und kein Dorf sei.
»Gut, dann eben ein kleinstädtisches,
gesellschaftliches Großereignis – ich find’s jedenfalls perfekt, dass wir dabei
sein können!«
»Bist du denn nicht morgen den ganzen
Tag mit Vorbereitungen beschäftigt, Trudi?«, fragte Betty besorgt.
»Wir können dir natürlich alle dabei
helfen.«
»Ihr werdet morgen die schöne Umgebung
genießen und am Abend mit von der guten Ostseeluft geröteten Wangen die Schönsten
der Nacht sein! Mein Freund Benno, der Hafenwirt, versorgt uns, wie jedes Jahr,
mit seinem einzigartigen Roastbeef und der köstlichsten, selbst gemachten Remouladensauce
von ganz Ostholstein und Bratkartoffeln wie ihr sie noch nie probiert habt! Lasst
euch überraschen!«
Franz wirkte ganz von der Vorfreude
auf sein Fest erfüllt. Er hing an Ritualen und Traditionen und bestand darauf, dass
dann alles so ablief, wie seit Jahren gewohnt: Die gleichen Leute, die gleichen
Speisen und Getränke, die gleichen Bräuche. Und wenn dann alles so war wie immer,
dann fühlte er sich wie Franz im Glück. Trude hütete sich also, in diese Festplanung
einzugreifen, denn das wäre einem Sakrileg gleichgekommen, und genoss es, einmal
nicht die Verantwortung für eine Festivität zu tragen. Außerdem fand sie es wunderbar,
dass Franz sich über vieles noch ganz wie ein Kind freuen konnte.
»Liebe Trude, ich werde mich jetzt
zurückziehen. Morgen wird es bestimmt auch spät werden und da will ich mich heute
ein bisschen schonen. Außerdem willst du mit deinem Besuch bestimmt noch in gemeinsamen
Erinnerungen kramen …«
Elsbeth erhob sich.
»Vielen Dank für die vorzügliche
Bewirtung und den netten Abend! Gute Nacht allerseits!«
Durch die Terrassentür machte sie
sich auf den Weg zu ihrer Wohnung in der Mühle.
Franz nutzte die Gelegenheit, sich
ebenfalls aus der Runde zu verabschieden, mit dem augenzwinkernden Hinweis, dass
er als Mann ja nur stören würde, wenns richtig nett werden sollte.
»Also diese Schwiegermutter deines Mannes, die du da am Halse hast,
ist ja eine entsetzlich strenge Person! Wie hältst du das mit so einer verbiesterten
Alten bloß aus?«
Margot sprach mit etwas schwerer
Zunge, bedingt durch die beträchtlichen Mengen Wein, die sie zu sich genommen hatte.
»Elsbeth ist ein ausgesprochen toleranter
und großzügiger Mensch. Und du, Margot, bist ganz bestimmt nicht jemand, der das
beurteilen kann.«
Trude antwortete sehr beherrscht,
obwohl Margots dummes Gerede sie maßlos ärgerte. Iris und Betty widersprachen lebhaft
und betonten ihre Sympathie für die alte Dame.
»Ist ja auch egal. Was geht mich
die alte Tucke an!«
Abrupt stand Margot auf und griff
nach ihrem Lederbeutel. Ihre Bewegung geriet etwas zu schwungvoll und der Inhalt
ihrer Tasche floss komplett heraus. Stifte, Haarbürste, diverse angebrochene Zigarettenpackungen,
drei Feuerzeuge, Zettel, gebrauchte Papiertaschentücher, Schlüssel und vieles mehr
und dazwischen etliche bunte Kondompäckchen bildeten ein interessantes Stillleben
auf dem Küchenboden.
Die nette Betty hockte sich sogleich
nieder, um Margot beim Einsammeln behilflich zu sein und amüsiert hielt sie ein
Kondompäckchen in die Höhe.
»Damit hättest du bei Elsbeth wahrscheinlich
auch keinen guten Eindruck gemacht!«
»Wenn du wüsstest, wie egal mir
das ist!«
Genervt raffte Margot ihre Sachen
zusammen. Jetzt, wo sie wieder unter sich waren, und wahrscheinlich auch als Folge
ihres Alkoholpegels, bestand für Margot kein Grund mehr, sich liebenswürdig zu zeigen.
»Jetzt könnt
ihr endlich die nicht jugendfreien Gespräche über die ach so aufregende
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