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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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hatte
sie sogar recht damit, dass Margot einsam war. Aber leid tat sie ihr deswegen noch
lange nicht.
     
    Am nächsten Morgen fühlte Trude sich wie zerschlagen. Sie hatte sehr
unruhig geschlafen. Angstträume hatten sie gequält, wie sie es seit Jahren, ja seit
ihrem Weggang aus Berlin nicht mehr gekannt hatte, aber sie konnte sich an nichts
Konkretes erinnern. Und die Vorstellung, dass es womöglich Margots Anwesenheit war,
die sie innerlich so aufwühlte, schob sie weit von sich. Na ja, zum Glück warteten
heute keine großen Aufgaben auf sie. Das Wetter bot den für die Ostsee so typischen
Mix aus Wind, Sonne und Wolken, in denen auch ein paar Regenschauer stecken konnten
und nach einem gemütlichen Frühstück, an dem Margot nicht teilnahm und das in Trude
wieder die Lebensgeister weckte, unternahm sie mit den drei Frauen eine Sightseeingtour.
Erst gings nach Warstedt. In dem kleinen, wie vom Wind blank geputzten Ostseestädtchen,
über dem auch heute wie so oft ein angenehmer Aalrauchduft lag, fiel die großstädtische
Nonchalance im Aussehen und Auftreten ihrer Freundinnen erwartungsgemäß sofort auf.
Natürlich hatten sie fast ein dutzend Mal stehen zu bleiben und Trude musste Freunden
oder Bekannten erklären, wer sie waren, woher sie kamen und was sie hier machten.
Und meist wurde die Unterhaltung beendet: »Wir sehen uns heute Abend und viel Spaß
noch in unserm schönen Warstedt!«
    Anschließend spazierten sie am Strand
entlang, unterhalb des malerischen Steilufers und Betty packte sich die Manteltaschen
voller Muscheln und Steine. An einer windgeschützten Stelle legten sie sich für
eine halbe Stunde in den Sand und genossen die kräftigen Strahlen der Aprilsonne,
die nur selten von einer Wolke behindert wurde. Einen kleinen Imbiss nahmen sie
in einem gediegenen Café im touristischen Travemünde zwischen jungen Urlauberfamilien
und seriösen, älteren Herrschaften ein und kosteten zum Nachtisch von der berühmten
Lübecker Nusstorte. Als sie an den feinen Strandvillen vorbeipromenierten, kam Iris
ins Schwärmen über die Zeiten, da die Buddenbrooks hierher in die Sommerfrische
zu fahren pflegten. Im Großen und Ganzen wurde es ein richtig schöner Tag, so wie
Trude es sich mit ihrem Besuch vorgestellt hatte, dem sie die Schokoladenseiten
ihrer neuen Heimat vorführen wollte. Und Margot blieb unkompliziert im Hintergrund,
ganz so wie Betty gehofft hatte, die sich nun für das Gelingen des Wochenendes verantwortlich
fühlte.
    Als sie am späten Nachmittag auf
den Hof fuhren, dröhnte ihnen bereits laute Musik entgegen: Der Discjockey probierte
im Festzelt seine Anlage aus. Franz, Oliver und ein paar befreundete Jungs waren
dabei, den großen Holzstoß für das Osterfeuer aufzuschichten.
     
    Wie seit Jahren schon hatte Elsbeth es sich nicht nehmen lassen, für
die Kuchen zu sorgen, an denen sich traditionell um Mitternacht die Festgesellschaft
für weitere große Taten stärkte. Dazu wurde ein Pharisäer serviert, den Benno nach
Elsbeths Anweisung zu bereiten hatte: Erkalteter starker, schwarzer Kaffee, vermischt
mit Zucker und Eigelb und mit einem guten Schuss fast reinen Alkohols, der extra
in der Apotheke besorgt werden musste, das Ganze bedeckt von einer dicken Haube
steif geschlagener Sahne. In Maßen genossen, so die Fama, wecke dieses Getränk sämtliche
Lebensgeister und man feiere fröhlich bis zum Morgengrauen. Für vorsichtigere Zeitgenossen
hielt man auch schlichten Kaffee bereit.
    Das Osterfeuer war längst heruntergebrannt
und Trude folgte Elsbeth in die Mühle, wo die Luft in der Küche erfüllt war vom
hefig-buttrigen Duft der Platenkuchen, die sich mit Streuseln oder mit Zimt und
Zucker bedeckt oder aber als lockerer Bienenstich, bereits in Stücke geschnitten,
auf mehreren Kuchentellern stapelten.
    »Und – ist es nett mit deinen Freundinnen,
Trude?«, erkundigte sich Elsbeth beiläufig, während sie sich mit den ersten Platten
voller Kuchenstücke auf den Rückweg zum Zelt machten. Seit der Ankunft der Berliner
Gäste, waren sie das erste Mal wieder unter sich.
    »Oh ja – wir haben heute einen wirklich
schönen Tag zusammen verbracht. Ich habe ihnen die Stadt gezeigt, den Strand, das
Steilufer. Wir waren in Travemünde – ich glaube, es hat ihnen gut gefallen.«
    »Iris und Betty sind wirklich sympathische,
junge Frauen. Ich habe mich heute Abend sehr nett mit ihnen unterhalten …«
    »Ich weiß schon, worauf du hinaus
willst, Elsbeth und ich stimme dir völlig zu: Im Gegensatz

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