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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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sie Spiegel-, Rühr- oder gekochte Eier erst
zubereiten, wenn alle am Tisch versammelt waren.
    Nachdem sie im Garten das österliche
Naschwerk versteckt hatte, machte sich Trude kurz nach elf mit einer Kanne frisch
gebrühten Tees im Henkelkorb auf zur Mühle, um ihre Freundinnen mit einem Morningtea
nach alter, englischer Tradition zu erfreuen. Als sie das Haus durch die Vordertür
verließ, stellte sie fest, dass Olli offensichtlich nicht nach Hause gekommen war,
da seine Schuhe und seine Jacke fehlten. Das war eigentlich nichts besonderes, wahrscheinlich
hatte er bei seiner Freundin Anna übernachtet. Doch obwohl Trude ja »nur« seine
Stiefmutter war, stieg in ihr jedes Mal kurz der Gedanke hoch, ob ihm wohl auch
nichts passiert sei. Wenn sie Franz ihre Besorgtheit schilderte, versuchte er sie
zu beruhigen mit dem Hinweis, dass Warstedt nicht eine Großstadt wie Berlin sei
und Olli ja schließlich ein vernünftiger Junge. Sie hatte trotzdem ein besseres
Gefühl, wenn sie ihn des Nachts zu Hause wusste.
    Natürlich nutzte Lollo die Gelegenheit,
Trude zu begleiten, schnüffelte aufgeregt an jedem Stein und Strauch, hob auf dieser
kurzen Strecke mindestens dreimal das Bein, verbellte eine Elster und haute plötzlich
ab wie der Blitz in Richtung Mühlteich. Als Trude um die Ecke bog, sah sie Betty
nur in Jeans und T-Shirt auf einem Stuhl vor dem Klinkerhäuschen in der Sonne sitzen.
    »Hallihallo! Du bist ja schon wach! Schöne Ostern, Betty!«
    »Hallo Trudi! Ja du, die Sonne scheint
so wunderschön, da habe ich es nicht mehr im Bett ausgehalten. Aber ich sitze noch
nicht lange hier. Dir auch schöne Ostern!«
    »Ein schöner Platz ist das, nicht
wahr – windgeschützt, sonnig und dieser tolle Blick!«
    »Ja, ihr habt es wirklich wunderschön
hier! So traumhaft hatte ich mir dies Osterwochenende an der Ostsee wirklich nicht
vorgestellt!«
    »Das Wetter ist aber auch ungewöhnlich
gut für die Jahreszeit«, musste Trude zugeben.
    »Ich habe euch einen Morningtea
mitgebracht. Wo sind denn deine beiden Mitreisenden?«
    »Iris ist, glaube ich, gerade ins
Badezimmer gegangen. Und Margot …«
    Betty machte ein gequältes Gesicht,
»Margot ist noch gar nicht nach Hause gekommen …«
    Von Ferne hörten sie Lollo aufgeregt
bellen.
    »Oh«, sagte Trude nur und holte
von drinnen ein paar Tassen.
    »Weißt du Betty, das ist doch eigentlich
nicht dein Problem. Sie ist schließlich ein erwachsener Mensch.«
    Sie stellte die Tassen auf den alten
Mühlstein, der als Gartentisch diente.
    »Das sollte man meinen«, seufzte
Betty, »ich hoffe nur, sie sorgt hier nicht für ein kleines Skandälchen. Das wäre
mir furchtbar peinlich, vor allem dir und deiner Familie gegenüber! Wo ich sie doch
hierher gebracht habe …«
    Sie wurden durch Lollo am Weiterreden
gehindert, der bellend angerast kam, sich das Wasser aus dem Fell schüttelte und
sogleich wieder ein nervtötendes Gebell anstimmte.
    »Mensch, Lollo! Bist du wohl still!«
    Doch der Hund hörte nicht auf zu
bellen, obwohl ihm langsam die Luft knapp werden musste.
    »Was hat er denn?«, fragte Betty
besorgt über den Lärm hinweg.
    »Wahrscheinlich ein Kaninchen oder
so. So alt wie Lollo ist, hört er schlecht, sieht er schlecht, nur die Nase ist
noch o.k. und wenn ihm dann so ein Hoppelhase direkt vor die Schnauze läuft, ist
er völlig fertig, wie du hören kannst! – Lollo!«
    Trude fasste das Tier am Halsband und schüttelte es kräftig.
    »Ruhe jetzt!«
    Lollo jaulte kurz beleidigt auf,
nur um sogleich wie ein Verrückter mit dem Bellen fortzufahren.
    Durch den Lärm aufmerksam geworden,
kam Iris im Bademantel aus der Tür.
    »Morgen und schöne Ostern! Was ist
denn mit dem Hund los?«
    »Hallo Iris! Ich glaube, ich muss
jetzt doch mal mit Lollo mit. Vielleicht hat sich ein Schaf von der Herde unseres
Nachbarn im Zaun verfangen oder so was. Irgendwas hat der Hund …«
    Und Trude stapfte in ihren Stiefeln
querfeldein, einem glücklich vorausspringenden Lollo hinterher.
    »Ich zieh mir die Gummistiefel an
und komme nach!«, rief Betty, die neugierig geworden war.
     
    Welcher Art ihre Empfindungen waren, als sie die wohlbekannte Gestalt
am Rand des Mühlteiches auf dem Bauch liegen sah, den Oberkörper halb unter Wasser,
konnte Trude beim besten Willen nicht beschreiben. Entsetzen oder Mitleid waren
es jedenfalls nicht. Jetzt, wo es durchnässt und mit Schlammspuren bedeckt war,
hatte das enge, hellgraue Strickkleid deutlich an Eleganz verloren und zeichnete
Margots

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