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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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bis zu einem lächerlichen Hauptkommissar gebracht. Und da Georg weder besonders
ehrgeizig noch ein Karrierist war, hatte er nicht die Absicht, sich für den höheren
Dienst zu bewerben, was in seinem Alter ohnehin schon schwierig gewesen wäre. So
konnte sich seine Schwiegermutter, die mit der Familie seines obersten Behördenchefs
verkehrte, auch keine Chancen mehr ausrechnen, dass ihr Schwiegersohn viel weiter
in der Hierarchie steigen würde, was sie natürlich maßlos in ihrer Eitelkeit kränkte.
    Und von so einer dummen, dünkelhaften
alten Frau lasse ich mich immer wieder vorführen, dachte er mit Ingrimm, ich, Georg
Angermüller, genannt Schorsch, ein gestandenes Mannsbild von vierzig Jahren! Selbst
sein urfränkischer Spitzname Schorsch war für Johanna ein Stein des Anstoßes. Und
er schwor sich, wie schon so oft, in Zukunft für ihre Sticheleien taub zu sein.
    Es stieß ihm sauer auf. Wahrscheinlich
hatte er doch ein bisschen zu kräftig zugelangt bei seinem Osterfrühstück. Doch
wenn er sich des Aromas von frischem Dill erinnerte, das sich mit dem ganz eigenen
Geschmack des schottischen Wildlachses verband, gekrönt von seiner mit Curry, Apfel
und einem Hauch Senf gewürzten Tunke oder aber des flaumig weichen Hefezopfs, der
nach Butter und Vanille duftete – wenn er sich diese traumhaften Geschmacksvariationen
ins Gedächtnis rief, bereute er es nicht.
    Sie rasten an dem kleinen See vorbei,
der zwischen Warstedt und der Autobahn lag.
    »Die nächste Ausfahrt müssen wir
raus«, machte der Hauptkommissar seinen Kollegen aufmerksam.
    »Ich weiß.«
    Jansen stellte den rechten Blinker
an und mit kaum verminderter Geschwindigkeit schoss das Auto in die Ausfahrt Warstedt-Nord.
     
    Der hart gefederte Golf hüpfte über die letzten Meter der unbefestigten
Zufahrt, dann brachte ihn Jansen mit einem kurzen, harten Ruck vor einem Rasenrondell,
das mit Blumenbeeten eingefasst war, zum Stehen. Das Rondell befand sich in der
Mitte des Hofes, wo neben einem Streifenwagen noch einige andere Autos parkten.
    »Halleluja – wir haben es geschafft!«
    Umständlich befreite Angermüller
seinen nicht gerade zierlichen Körper aus dem komplizierten Spezialsicherheitsgurt,
der so selbstverständlich zur Ausstattung von Jansens Auto gehörte, wie auch die
beeindruckenden Überrollbügel.
    »Gefällt dir mein sportlicher Fahrstil
etwa nicht?«, grinste Jansen, der in seiner Freizeit so oft es ging an Rallyes teilnahm.
    »Weißt scho«, knurrte Angermüller
nur und schlug die Autotür zu. Er reckte sich und ließ seinen Blick rundum schweifen.
Das schmucke Reetdachhaus, die alte Mühle und hinter drei knorrigen Eichen eine
riesige Scheune lagen in strahlendem Sonnenschein und boten das Bild einer reinen
Idylle. Über ihnen stieg mit lautem Tirilieren eine Lerche in die Luft und in der
Ferne konnte man die Wasserfläche des Mühlteiches glitzern sehen. Schon von weitem
sah Angermüller die rotweißen Absperrbänder flattern und Gestalten in weißen Anzügen
sich hin- und herbewegen.
    »Da unten werden wir erwartet –
also dann …«
    Da es von dieser Seite keinen anderen
Zugang zu geben schien, nahmen sie den direkten Weg über einen gepflügten Acker.
Der Lodenmantel des Kommissars wehte im milden Aprilwind und bald hatten er und
sein Kollege zu ihrem Ärger dicke, schwere Lehmklumpen an den Sohlen ihrer Städterschuhe
hängen.
    »Na, hier soll wohl gefeiert werden
…«
    Jansen deutete auf das weiße Festzelt,
das jetzt hinter der Scheune zu sehen war.
    »Wahrscheinlich haben sie es schon
hinter sich. Der runde, schwarze Fleck daneben sieht nach Osterfeuer aus …«, meinte
Angermüller.
    Ein Mann im Regenmantel über einem
dunklen Anzug kam ihnen entgegen, auch seine schwarzen Lederschuhe hatten schon
unter dem unwegsamen Gelände gelitten.
    »Tag! Reimers, Kripo Außenstelle
Warstedt!«
    »Guten Tag! Ich bin Hauptkommissar
Angermüller und das ist mein Kollege, Kommissar Jansen. Können Sie uns schon was
erzählen?«
    Sie gaben sich die Hand und Reimers
lieferte von einem Kellnerblöckchen, auf das er seine Notizen geschrieben hatte,
einen ersten Überblick:
    »Die Tote heißt Margot Sandner,
ist siebenundvierzig Jahre alt, arbeitet beim Fernsehen und stammt aus Berlin. Sie
wollte mit zwei weiteren Frauen aus Berlin hier auf dem Hof von Kampmanns die Ostertage
verbringen. Gefunden wurde sie vom Hund der Kampmanns heute Morgen kurz nach elf.
Gestern Nacht hat hier ein großes Fest stattgefunden, mit Osterfeuer, Musik

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