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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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    Ein Handy klingelte und am Klang
erkannte Georg sofort sein Dienstgerät. Allzeit bereit war das Motto seiner Truppe,
nachts, feiertags, egal. Und ein Anruf jetzt, das hieß nichts Gutes. Oder wie man’s
nahm: Er würde wohl umgehend die Festgesellschaft verlassen müssen, so prickelnd
hatte er die Stimmung ohnehin nicht mehr gefunden. Nur für Astrid und die Kinder
tat es ihm leid – kein gemütlicher Osterspaziergang an der Trave und das Aufräumen
würde er auch ihnen allein überlassen müssen, vielleicht halfen die Gäste ja mit.
Judith, die gerade mit ihrer Ratte Barbie die Treppe herunter geschlichen kam, sauste
beim ersten Klingeln sofort los und hielt ihm den Apparat vor die Nase. Mit einem
entschuldigenden Lächeln zog sich Georg aus dem Esszimmer zurück und drückte die
Empfangstaste: »Ja, Angermüller.«
    Fünf Minuten später trug er seinen
grünen Lodenmantel und verabschiedete sich mit einem Winken in die Runde: »Tut mir
leid, die Pflicht ruft! Lasst euch durch meine Abwesenheit jetzt aber nicht beim
Feiern stören! Ich denke, wir sehen uns bald Steffen! Ade!«
    Astrid brachte ihn zur Tür.
    »Es tut mir leid, Schatzi. Ich ruf
an, sollte es spät werden, ja?«
    Bedauernd zuckte Astrid mit den
Schultern und gab ihm einen Kuss.
    »Ich bin ja Kummer gewöhnt, Herr
Kommissar!«
    »Ciao, amore mio!«
     
    Georg Angermüller stieg in den schwarzen Golf, der vor dem Haus wartete
und auf dessen Dach ein aufgesetztes Blaulicht blinkte.
    »Grüß dich, Claus! Schöne Ostern,
Kollege!«
    »Moin, moin. Wunderschöne Ostern,
du sagst es. Da wollt ich mir das im Bett noch mal so richtig gemütlich machen …«
    »Etwa allein?«
    »Eben nich. Und wir wollten gerade
mit Ostereiersuchen anfangen, da kam der Anruf. So eine Pleite.«
    Verdrossen schaltete Claus Jansen
in den nächsten Gang und gab Gas, so dass der Motor röhrte. Angermüller musste grinsen.
Der dreißigjährige Kollege hatte zwei Leidenschaften: Autos und Frauen und wenn
er sich nicht eines Tages mit seinem Auto ins Jenseits beförderte, dann konnte er
leicht Opfer eines Verbrechens aus Eifersucht werden, bei dem Dickicht an Liebesbeziehungen,
in die er sich immer wieder verstrickte.
    Da bei der Dienststelle ein chronischer
Mangel an zivilen Einsatzfahrzeugen herrschte, mussten viele der Kriminalbeamten
mit ihren Privatautos zum Einsatzort fahren. Jansen hätte sich ohnehin geweigert
eine der lahmen Rostlauben, wie er die Dienstwagen abfällig bezeichnete, zu nutzen.
Außerdem kostete er es weidlich aus, seinen hochtourigen Renner im Einsatz bis zum
Tachoanschlag zu testen.
    »Bitte Claus, Gefahr scheint ja
nicht im Verzug. Fährst du ausnahmsweise so, dass ich mein ausgiebiges Osterfrühstück
net nochamal frühstücken muss!«
    »Mach ich doch immer.«
    »Na ja …Weißt du was an Einzelheiten
über den Einsatz?«
    »Nicht mehr als du nehme ich an.
Weibliche Leiche, Todesursache unklar, Fundort ein Anwesen bei Warstedt.«
    Während sein Kollege den Wagen in
halsbrecherischem Tempo über die Autobahn jagte, die vor allem von Hamburger Ausflüglern
Richtung Seebäder belebt war, fragte sich Georg Angermüller, warum die offensichtliche
Nicht-anerkennung seiner Person durch Johanna ihn nach so vielen Jahren immer noch
traf. Von Anbeginn bekam er ihre Ablehnung zu spüren. Warum musste ihre Tochter
sich ausgerechnet in einen Oberfranken vergucken? Folkloristisch war diese Ecke
ja ganz nett, aber die Leute dort zählten ja irgendwie schon zum Balkan in den Augen
einer norddeutschen Hanseatin wie Johanna. Nicht einmal zu ordentlichem Hochdeutsch
waren sie fähig und auch nach den langen Jahren des Exils konnte ihr Schwiegersohn
das dunkle, weiche Idiom seiner Heimat, das ihr immer den Eindruck von Naivität
und Langsamkeit vermittelte, nicht verleugnen.
    Was Georg jedoch in ihren Augen
völlig disqualifizierte, war sein Beruf. Als studierter Jurist hatte er die Tätigkeit
als Kriminalbeamter einer Karriere als Staats- oder Rechtsanwalt vorgezogen. Es
kam nicht oft vor, dass sich jemand freiwillig zurückstufte. Noch während seines
Studiums hatte ihn ein Zufall zu einem Praktikum in die Kriminalinspektion nach
Lübeck verschlagen und dann hatte ihn die kriminalistische Ermittlungsarbeit so
fasziniert, dass er unbedingt dabei bleiben wollte. In seinen Augen hätte es nicht
besser kommen können: Schließlich hatte er dadurch auch Astrid kennen gelernt und
einen Beruf gewählt, den er nach wie vor liebte.
    Für Johanna hatte er es nicht weiter
als

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