Osterfeuer (German Edition)
und
Tanz. Sie haben vielleicht das große Zelt schon bemerkt. So lange ich denken kann,
wird bei Franz Kampmann am Ostersonnabend ein Riesenfest gefeiert, halb Warstedt
ist da immer mit bei …«
»Und Sie, waren Sie gestern auch
dabei?«, fragte Jansen den Kollegen.
»Nee, leider nich. Unser Ältester
hat heute Konfirmation und meine Frau meinte, die Feste bei Franz, das würde immer
böse enden und wo wir heute doch früh in der Kirche sein mussten …«
»Da hatte Ihre Frau gar nicht so
unrecht, was Reimers?«
»So hatte sie das doch nicht gemeint.«
»War nur ein Witz.«
»Gibt’s jetzt schon Erkenntnisse
über die Todesursache?«, mischte sich Angermüller ein.
»Nur dass es mehrere zur Auswahl
gibt, aber das fragen Sie besser später den Herrn Rechtsmediziner aus Lübeck. Die
beiden Mitreisenden des Opfers befinden sich dort oben in dem kleinen Anbau hinter
der Mühle, Frau Kampmann ist auch da. Die Kampmanns wohnen eigentlich drüben in
dem Reetdachhaus …«
»Und uneigentlich?«
Jansen schien von der umständlichen
Art des Warstedter Kollegen ziemlich genervt und Angermüller warf ihm einen mahnenden
Blick zu.
»Nichts. Ich wollte nur sagen, der
Anbau ist so eine Art Gästewohnung. In der Mühle selbst wohnt eine alte Dame. Sie
ist, ja wie soll ich das sagen, sozusagen die Erstschwiegermutter aus der ersten
Ehe von Herrn Kampmann.«
»Mmh, gut … Haben Sie sonst noch
was, das wir wissen müssten?«, fragte Angermüller den verunsicherten Herrn Reimers.
»Eigentlich – nee, ich glaube nich
…«
Jansen verdrehte die Augen.
»Dann vielen Dank erst mal, Herr
Kollege, und jetzt können Sie wieder zurück zu Ihrer Familienfeier sonst versäumen
Sie noch das Dessert. Sie sind doch bestimmt vom Mittagessen geholt worden?«
Der Mann tat Georg Angermüller leid.
»Ja, wir sind mit der ganzen Verwandtschaft
im Kreienredder Krug, da haben wir ein Menü bestellt: Frische Suppe, gefüllte Schweinelende
mit Prinzessbohnen, Kartoffelgratin und zum Nachtisch Eis mit heißen Kirschen. Meine
Frau wird sich freuen, wenn ich nicht zu lange wegbleibe.«
»Na, worauf warten Sie dann noch,
Reimers? Der Kollege notiert Ihre Handynummer und wenn wir Ihre Unterstützung brauchen,
melden wir uns.«
Mit glücklichem Gesicht zog der
Warstedter Kripomann schließlich von dannen.
»Der Typ nervt«, knurrte Jansen,
als Reimers außer Hörweite war, »der hat mir vor Jahren mal in Kiel bei einem Fall
ständig im Weg gestanden und ich hoffte, nie wieder mit ihm zusammenarbeiten zu
müssen. Und jetzt ist der hierher versetzt worden …«
»Was ist denn das, frische Suppe,
Claus?«
Sein Partner sah ihn verständnislos
an.
»Mein Gott, du stellst Fragen! Irgend
so’ne Suppe mit viel Gemüse drin, glaub ich. Keine Ahnung, was sonst noch. Das musst
du mal meine Mutter fragen, die hat das früher öfter gekocht.«
Sie überwanden die Absperrbänder,
wo die vier Kollegen von der Spurensicherung konzentriert bei der Arbeit waren und
den Eindruck eines wohl eingespielten Teams machten. Auch Staatsanwalt Lüthge war
schon vor Ort, ein jüngerer, sehr korrekter Mann, ganz ungewohnt in Jeans und T-Shirt,
mit dem Angermüller schon oft und gut zusammengearbeitet hatte. Er kam gleich auf
ihn zu.
»Morgen die Herren! Ich bin zum Segeln verabredet …«
Er zeigte entschuldigend auf seine
Kleidung.
»Ich denke, ich habe mir ein Bild
gemacht. Sieht auf den ersten Blick nach einem Sexualdelikt aus. Sollten jetzt schon
die neugierigen Menschen von der Presse hier auftauchen … na ja, Ihnen brauche ich
ja nicht zu sagen, dass Schweigen Gold ist. Sie halten mich wie gewohnt auf dem
Laufenden und ich werde mich dann bald verabschieden. Vielleicht schaffe ich es
ja noch, bei meinen Freunden an Bord zu springen …«
Angermüller nickte und wandte sich
an den ältesten der Männer in Weiß.
»Grüß dich Friedemann, du hast dir
Ostern bestimmt auch anders vorgestellt!«
»Wat mut dat mut – weißt du doch Georg! Claus, hallo!«
Der als Friedemann a ngesprochene gab den beiden den Ellbogen
zum Gruße, da seine Hände in dünnen Latexhandschuhen steckten, und führte sie zu
der Stelle, wo das Opfer noch so lag, wie es vor knapp zwei Stunden entdeckt worden
war. Trotz seiner vielen Dienstjahre bei der Abteilung für Tötungsdelikte war der
Anblick eines durch Gewalt zu Tode gekommenen Menschen für Hauptkommissar Angermüller
nach wie vor einer der unangenehmsten Momente bei einer Ermittlung. Auch jetzt,
da er die tote Frau in dem
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