Osterfeuer (German Edition)
liebsten mit dem Messer dazwischen!«
»Wie kommst du ausgerechnet auf
Felipe?«, fuhr Trude ihn gereizt an. Knut versuchte sich in einer Erklärung:
»Das weiß man doch, dass die so
sind, diese heißblütigen Machos! Da sitzt das Messer immer locker!«
»Na klar, wer sonst, der Neger war’s!
Ich hoffe, du meinst das nicht ernst«, schnaubte Trude wütend, »und du hast Margot
nicht angeschaut? Mensch Knut, wenn deine Frau dich nicht wie ein Schießhund bewacht
hätte, wärest du doch der erste gewesen, der sich an sie herangemacht hätte. Du
bist doch nur neidisch …«
»Neidisch, neidisch … ich bin überhaupt nicht neidisch.«
»Und jetzt kannst du ins Haus gehen,
Knut, und deine Theorien zu Protokoll geben. Bestimmt hat die Kripo sofort Zeit
für dich.«
»Nein, ich muss jetzt los. Rieke
wartet bestimmt schon mit dem Kaffee auf mich, meine Eltern sind nämlich bei uns
zu Besuch.«
Plötzlich hatte Knut es eilig von
hier wegzukommen.
»Außerdem kann ich sowieso nichts
zur Aufklärung beitragen. Ich habe nichts Verdächtiges bemerkt. Tschüß denn und
nicht vergessen: Morgen Abend Ostereieressen bei uns!«
Er sprang in seinen Wagen, hob die
Hand zum Gruß und preschte so kraftvoll davon, dass der Kies hochflog. Trude sah
ihm kopfschüttelnd nach. Typen wie ihn konnte sie nicht ausstehen. Frauen fühlten
sie sich unerklärlicherweise überlegen, waren konservativ bis ins Mark, misstrauisch
gegenüber allem Fremden, die größten Sprücheklopfer, aber feige, wenn’s drauf ankam.
Hinter ihrer Maske jovialer Biederkeit verbargen sich kleingeistige Spießer. Franz
war zum Glück anders. Doch unter den Freunden, die er schon aus seiner Kindheit
kannte, gab es von der Sorte einige. Normalerweise versuchte Trude, ihrem Mann zuliebe,
auch mit ihnen auszukommen, doch was zu weit ging, ging zu weit. Sie seufzte bei
dem Gedanken an die Einladung bei Knut und Rieke am nächsten Abend. Damit auch sie
am alljährlichen Ritual des Ostereieressens teilnehmen konnte, war es extra vom
Ostersonntag auf den Montag verlegt worden, wenn ihre Gäste abgereist sein würden.
Dabei hätte sie gut auf diese kulinarische Entgleisung und die damit verbundenen
Herrenwitze auf Unterprimanerniveau verzichten können. Nun ja, wer wusste was morgen
war. Sie machte sich auf den Weg zur Gästewohnung und als sie Elsbeth auf ihrem
Balkon sitzen sah, winkte sie zu ihr hoch.
»Na, ist die Polizei noch da?«
Elsbeths Frage war mehr rhetorischer
Art, denn sie hätte die Beamten auf jeden Fall gesehen, wenn sie das Haus verlassen
hätten.
»Ja, die reden gerade mit Olli.«
»Oliver? Was hat denn das Kind mit
der Sache zu tun?«
Für Elsbeth war Oliver trotz seiner
zwanzig Jahre immer noch der kleine Junge, den sie großgezogen, dem sie die Tränen
getrocknet und die aufgeschlagenen Knie verarztet hatte. Dass er Auto fahren konnte
und im Sommer die Schule beenden würde, dass er bis in die frühen Morgenstunden
ausging und eine Freundin hatte, bei der er hin und wieder übernachtete, nahm sie
mehr am Rande wahr. Und obwohl er sie längst um Haupteslänge überragte, für sie
blieb er ihr kleiner Enkelsohn.
»Oliver hat natürlich nichts damit
zu tun. Aber es ist ja klar, dass sie mit allen Leuten reden wollen, die gestern
auf dem Fest waren.«
»Da hast du wahrscheinlich recht.
Was machst du jetzt?«
»Ich will mal nach den Mädels sehen.
Die haben ja noch nicht mal gefrühstückt, ist mir eingefallen. Vielleicht können
wir ja später im Garten Tee trinken, es ist noch reichlich Kuchen da. Ich sag Bescheid,
ja?«
»Ja, danke, ich komme gerne!«, nickte
Elsbeth ihr zu.
Nein, bestimmt hatte Oliver nichts
mit Margots Tod zu tun, dachte Trude. Er hatte bei seiner Freundin Anna übernachtet
und die Buschtrommeln hatten den Mord auf dem Mühlenhof auch dorthin schon vermeldet.
Irgendwer hatte angerufen und die Sensation mitgeteilt. Als er vorhin nach Hause
kam und ihn gleich die Kriminalpolizei empfing, machte er einen etwas verstörten
Eindruck. Entgegen seinem gewohnten, selbstsicheren Auftreten, begann er herumzustottern
und bekam vor Verlegenheit einen hochroten Kopf. Zeuge in einem Mordfall zu sein,
war höchstwahrscheinlich auch für einen aufgeweckten Sunnyboy wie Oliver eine aufregende,
neue Erfahrung. Was die Beamten mit ihm besprachen, konnte Trude nicht verfolgen,
da sie ihn, genau wie alle anderen, allein befragten.
Als Trude um die Ecke bog, sah sie Iris etwas abseits des Häuschens
auf einem Liegestuhl unter dem
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