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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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ganzen
Aufregung, die die polizeilichen Ermittlungen und das öffentliche Interesse mit
sich bringen würden. Na ja, man durfte eben Elsbeths Alter, das man ihr zwar nicht
ansah, nicht einfach ignorieren, manchmal benahm sie sich schon etwas wunderlich.
    Vorsichtig öffnete Trude die Schlafzimmertür
und spähte durch den Spalt, um zu sehen, ob Franz noch schliefe.
    »Moin, moin!«, tönte es ihr munter
entgegen, doch gleich darauf war ein Stöhnen zu vernehmen. Franz saß auf dem Bettrand
und hielt sich mit beiden Händen den Kopf.
    »Na, geht’s dir noch nicht besser?«
    Trude setzte sich neben ihren Mann,
dessen müdes Gesicht von blassgrauer Farbe war.
    »Es geht mir beschissen, um genau
zu sein. Mein Kopf brummt wie ein Hornissennest und im Magen ist mir etwas flau.
Ich habe schon literweise Wasser in mich hineingeschüttet, aber der Teufel Alkohol
ist hartnäckig … und schlafen kann ich jetzt auch nicht mehr.«
    »War wohl ein bisschen viel gestern,
mmh?«
    »Aber es hat sich gelohnt! Ein schönes
Fest, ich bereue nichts! Auch wenn ich nicht so recht weiß, wann und wie ich nach
Hause gekommen bin …« Das war typisch Franz! Im Alltag die Vernunft in Person, wurde
er bei solchen Gelegenheiten zum leichtsinnigen großen Jungen, der natürlich mit
seinen trinkfesten Freunden bis zum Schluss durchhielt. Anscheinend war so ein Besäufnis
fester Bestandteil der Warstedter Festkultur.
    »Sag mal, was du mir vorhin über
deine Freundin Margot erzählt hast, war leider kein böser Traum?«
    »Leider nicht. Die Kripo ist unten
und die beiden Kriminalisten wollen auch mit dir sprechen.«
    »Oha, wenn ich denen mal viel helfen
kann.«
    Jetzt, da sie neben Franz saß, empfand
Trude ihre Ängste, dass er mit Margots Tod etwas zu tun haben könnte, auf einmal
als völlig lächerlich und sie fragte sich, wieso sie in vorauseilendem Eifer der
Polizei bestimmte Einzelheiten verschwiegen hatte.
    »Franz, ich habe denen nicht erzählt,
dass du schon früher das Fest verlassen hast …«
    »Wieso das denn?«
    Er sah sie kopfschüttelnd an.
    »Denkst du etwa, ich hätte deine
Berliner Freundin umgebracht? Wenn du mir man damit nicht einen Bärendienst erwiesen
hast …«
    Franz schien ziemlich aufgebracht
zu sein.
    »Ich habe ja nicht gelogen, habe
nur eine Kleinigkeit vergessen zu erwähnen und ich habe ausgesagt, du wärest kurz
nach mir ins Haus gekommen …«, erwiderte Trude kleinlaut.
    »Stimmt das denn?«
    »Na ja, eigentlich weiß ich nicht genau, wann du gekommen bist, denn
ich habe schon geschlafen und irgendwann warst du da. Aber ich dachte … Wo bist
du denn gewesen?«
    »Mann, Trude. Was machst du denn
für Sachen? Meinst du die Polizei merkt das nicht? Ich bin mit Werner, Ede und noch
zwei, drei Leuten über die Felder nach Warstedt gelaufen. Es war so eine schöne
Nacht und irgendwer hat dann die Parole ausgegeben, wir gehen jetzt noch im Krug
einen zwitschern, weil der Wirt bei Werner noch Schulden hat. Die wollten wir quasi
in Naturalien eintreiben. Wir waren auch da. Sofern die anderen sich noch an mich
erinnern können, hab ich wenigstens dafür Zeugen.«
    Mein Gott! Und darum hatte sie sich
Sorgen gemacht und Franz nun womöglich noch in Schwierigkeiten gebracht. Trude fühlte
sich nicht wohl in ihrer Haut.
    »Hoffentlich gibt’s jetzt keine
Schwierigkeiten …«
    »Das hoffe ich auch.«
     
    Ganz im Gegensatz zur Stimmung der Menschen auf dem Mühlenhof prunkte
dieser Frühlingstag mit der zum Leben erwachenden Natur und verbreitete eine strahlende
Heiterkeit, dass es schon fast unverschämt war. Im ersten zarten Grün der Hecken
und Sträucher hatte ein Brummen zahlloser Insekten eingesetzt und vereinzelt taumelten
Schmetterlinge in Weiß und Gelb durch die laue Luft, scheinbar geblendet von der
plötzlich sie umgebenden Helligkeit.
    Elsbeth hatte es sich in einem Liegestuhl
auf ihrem Balkon im ersten Stock der alten Mühle bequem gemacht. Es war das erste
Mal in diesem Frühling, dass sie sich mit einem Buch an ihren Lieblingsplatz zurückzog,
von dem man einen überwältigenden Blick bis auf die glitzernde Weite der Ostsee
hatte und bei klarem Wetter sogar die mecklenburgische Küste erkennen konnte. Nur
von hier oben konnte man so weit sehen. Doch weder genoss Elsbeth ihren privilegierten
Ausblick, noch hatte sie bisher ihr Buch zur Hand genommen. Die Bilder der vergangenen
Nacht wichen nicht aus ihrem Kopf und sie stellte sich ein übers andre Mal die Frage,
ob all dieses wirklich geschehen war. Die

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