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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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müssen
jetzt zuerst an uns selbst denken. Das wolltest du doch sagen, nicht wahr?«
    Betty stand in der Tür und ihre
Stimme schwankte, als ob sie gleich wieder anfangen müsste, zu heulen.
    »Ihr braucht euch meinetwegen nicht
zu verstellen, besonders du nicht, Trude. Meinst du, ich hätte nicht bemerkt, wie
kalt und gefühllos du heute Morgen reagiert hast, als wir sie da im Teich liegen
sahen …«
    Nicht mehr Verzweiflung sondern
unterdrückte Aggression ließ jetzt Bettys Stimme schwanken. Trude fiel aus allen
Wolken und sie hätte am liebsten im gleichen Ton eine passende Antwort gegeben.
Dass sie Margot nicht eingeladen hatte und nicht ihr Kindermädchen war und dass
sie sich nicht im Geringsten verantwortlich fühlte für ihre nächtlichen Eskapaden
und deren unangenehme Folge. Doch angesichts Bettys aufgewühlter Gemütslage schluckte
sie ihren Ärger hinunter.
    »Oh Betty, es tut mir leid! Natürlich
ist das entsetzlich, was mit Margot passiert ist, und der Gedanke, dass sich unter
den Menschen, mit denen wir hier leben, ein Mörder befindet, ist unerträglich. Aber
wir können das nicht ändern und nur hoffen, dass die Polizei gut ihre Arbeit macht
…«
    Sie legte Betty eine Hand auf die
Schulter und schaute sie an.
    »… und es ist ganz bestimmt nicht
pietätlos, wenn wir uns jetzt zum Tee zusammensetzen.«
    Doch der Blick der Freundin ging
an ihr vorbei und Bettys Augen füllten sich mit Tränen.
    »Da!«, sagte Betty nur mit tonloser
Stimme und deutete in die Ferne. Iris und Trude wandten die Köpfe und sahen, wie
zwei Männer in schwarzen Hosen und weißen Hemden einen Metallsarg über das Feld
in Richtung der geparkten Autos trugen. Ihre schwarzen Krawatten flatterten in der
lauen Frühlingsbrise.
    »Ist ja gut!«
    Trude hatte ihre Arme um Betty gelegt,
die zum wiederholten Mal in diesen Stunden von Weinkrämpfen geschüttelt wurde. Ihr
Reservoir an Trauer und Tränen schien wahrhaft unerschöpflich. Nicht dass Trude
in gelöster, heiterer Stimmung gewesen wäre, doch für sie hatte die Szenerie eher
etwas Unheimliches, Makaberes, das in völligem Gegensatz zu ihrer gewohnten, sonst
so friedvollen Umgebung stand. Nur Trauer konnte sie beim besten Willen nicht empfinden.
Welcher Art Iris’ Gefühle beim Anblick des kalten Gehäuses waren, in dem nun Margot
Sandner ihre Reise ins Institut für Rechtsmedizin nach Lübeck antrat, blieb den
anderen verborgen. Nach wie vor verhinderte die große Sonnenbrille den freien Blick
auf ihre Gesichtszüge und selbst wenn das nicht der Fall gewesen wäre – sie hätten
wohl keine Regung erkennen können.
     
    Wenig später machte sich Trude daran, im Garten den Tisch zu decken.
Sie hatte Jeans und T-Shirt gegen ein leichtes Sommerkleid getauscht, denn dieser
Ostersonntag verwöhnte mit Sonnenschein und Temperaturen wie sie hier im Norden
sogar im Juli selten waren. Als sie vor dem geöffneten Kleiderschrank stand und
ihre während der vergangenen Monate in Vergessenheit geratene Sommergarderobe sichtete,
fiel ihr ein, dass sie wohl besser ein nicht zu lautes, buntes Dessin wählen sollte.
Obwohl es ihr widerstrebte, Margots wegen irgendwelche Rücksichten zu nehmen – in
Margot Sandners Wortschatz fehlte zeitlebens das Wort Rücksicht – entschied sie
sich für ein dunkles Olivgrün, um Bettys Gefühle nicht zu verletzen.
    Bei der Tischdecke allerdings war
dann Schluss mit ihrem Verständnis und sie legte eine in fröhlichem gelb-grün-blauem
Karo auf, die perfekt mit dem blaugrünen, handgetöpferten Teeservice harmonierte.
Auch die hübschen Papierservietten mit dem Ostermotiv passten ausgezeichnet und
Trude überkamen der Eifer und die Vorfreude, die sie stets empfand, wenn sie eine
Tafel herrichtete. In aller Eile hatte sie noch eine Platte mit Sandwiches – Käse-Gurke,
Schinken-Tomate, Frischkäse-Ei – vorbereitet, die Platenkuchen auf zwei Teller arrangiert
und noch eine Schale frische Erdbeeren, die erstaunlicherweise schon wunderbar aromatisch
waren, sowie eine Schüssel Schlagsahne dazugestellt. Olli würde bestimmt Hunger
haben und sie selbst spürte auch ihren Magen nach mehr verlangen, denn vor ihrem
Gespräch mit den Polizisten hatte sie nur schnell ein paar Happen essen können.
Sie stellte noch einen Strauß Osterglocken in die Mitte und hoffte, dass die reizvolle
Umgebung des Gartens und das traumhafte Wetter das ihre dazu beitrugen, die Gedanken
an einen Leichenschmaus zu verdrängen.
     
    Sie war gerade dabei, in der Küche eine große

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