Osterfeuer (German Edition)
runden
Küchentisch bequem, denn Elsbeth bestand darauf, für sie den Tisch zu decken und
zu servieren.
»Ich freu mich doch, wenn ich dich
auch mal verwöhnen kann, Trudchen!«, sagte die alte Frau und brachte die schwere
Eisenpfanne, in der die golden glänzenden Bratkartoffeln mit den braun gerösteten
Krüstchen dampften.
»Was wollte die Polizei denn schon
wieder bei dir?«
»Mein Gott! Du weißt ja noch gar
nicht, dass Betty einen Unfall hatte! Unter anderem bin ich doch auch gekommen,
um dir davon zu erzählen.«
In wenigen Worten schilderte Trude
die Ereignisse des Vormittags und machte sich dann mit erstaunlichem Appetit über
das pikante Sauerfleisch her, dessen Zubereitung eine von Elsbeths besonderen Spezialitäten
war. Sie verwendete nur bestes, mageres Schweinefleisch und guten Weinessig und
gab neben Lorbeerblatt und Zwiebeln auch Nelken, Piment und Möhren dazu, sowie einen
Hauch Zucker. So schmeckte es mild und würzig zugleich und bildete zusammen mit
den mit Speck und Zwiebeln zubereiteten Bratkartoffeln einen echten Genuss. Trude
aß einen großen Teller voll, denn trotz der Anspannung, die Bettys Unfall und das
Verhör durch die Polizei in ihr ausgelöst hatten, war sie richtig hungrig.
»Du hast mir noch nicht gesagt,
warum die beiden Beamten vorhin bei dir waren, Trude«, stellte Elsbeth fest und
Trude wusste, dass nicht Neugier sondern Sorge hinter dieser Frage stand. Sie versuchte
so unbekümmert wie möglich zu antworten, dass es wegen Betty und einiger allgemeiner
Nachfragen gewesen sei, doch Elsbeth war so leicht nicht zu täuschen.
»Liebe Trude, ich bin zwar alt,
aber noch nicht verkalkt. Außerdem kenne ich dich, glaube ich, ganz gut – du verschweigst
mir etwas.«
Trude kratzte die letzten Krümel
von ihrem Teller und überlegte, wie sie Elsbeth am unverfänglichsten von dem ungeheuerlichen
Verdacht der Polizei erzählen konnte.
»Du wirst doch nicht verdächtigt,
diese Margot getötet zu haben, oder?«, kam ihr aber die kluge Elsbeth zuvor – nein,
sie konnte man wirklich nicht täuschen!
»Doch, ich bin offensichtlich sehr
verdächtig. Betty hat sich heute Morgen in der Stadt mit den beiden Beamten getroffen,
deshalb war sie auch zum Frühstück nicht hier. Sie hat denen erzählt, dass sie mich
für die Täterin hält beziehungsweise, dass ich ihrer Meinung nach ein Motiv hätte
…«
»Wie entsetzlich! Und was für ein
Motiv sollte das sein?«
Trude sah ihre alte Freundin offen
an.
»Das ist eine lange Geschichte,
die ich eigentlich nie jemandem erzählen wollte. Die Polizei kennt sie jetzt schon
und ich denke, ich werde sie jetzt auch den Menschen erzählen, die mir wichtig sind.
Inzwischen glaube ich auch fast, es wäre von Anfang an besser für mich gewesen,
darüber zu sprechen. Vielleicht hätte ich Margot dann sofort bei ihrer Ankunft auf
dem Mühlenhof die Tür gewiesen …«
Den Blick nach draußen gerichtet,
wo die Wolkenberge, angeschoben von einem kräftigen Westwind über die sanften Hügel
zur See trieben, erzählte Trude von der größten Enttäuschung, der größten Verletzung
in ihrem Leben und dass sie geglaubt hatte, nie wieder jemandem vertrauen zu können,
bis sie Franz traf und hierher kam.
»Du weißt, dass ich hier sehr glücklich
bin. Ich glaubte, alles vergessen zu haben. Durch Margots Auftauchen wurde die Vergangenheit
plötzlich wieder lebendig …«
Elsbeth hatte ihre Hand auf Trudes
gelegt und streichelte sie zärtlich.
»Du Arme, mein armes Mädchen! Was
musst du durchgemacht haben!«
»Ach weißt du, Elsbeth: Es ist nicht
mehr schlimm, es tut nicht mehr weh. Ich bin sogar irgendwie froh, dass ich jetzt
darüber reden kann. Wer weiß wozu es gut ist, dass sich die Dinge so und nicht anders
entwickelt haben …«
Elsbeth sah sie besorgt an und sagte
dann:
»Aber dass die Polizei dich für
eine Mörderin hält, finde ich schon sehr beunruhigend!«
»Die müssen erst einmal beweisen,
dass ich es war und das wird ihnen mit Sicherheit nicht gelingen!«
»So a Sauwetter!«, schimpfte Angermüller und schaute missmutig auf
den Marktplatz, über den der Wind gerade wieder einen kräftigen Regenschauer blies.
Jansen klopfte seinem Kollegen tröstend auf die Schulter:
»Reg dich nicht auf, Schorsch! Auf
Schietwetter folgt Sonnenschein und es kann keiner was dafür, dass das von dir so
geschätzte Küchenwunder momentan unsere Hauptverdächtige ist.«
Sie hatten vor einer Viertelstunde
ihre tägliche Teamsitzung beendet. Die
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