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Osterfeuer (German Edition)

Osterfeuer (German Edition)

Titel: Osterfeuer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ella Danz
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glauben, dass wer gut kochte auch automatisch ein guter Mensch
war. Doch solange er Jansen dabei hatte, brauchte er sich darum keine Sorgen zu
machen, der Kollege fand immer wieder zum Thema zurück.
    »Können wir dann wieder Frau Kampmann?«
    Die Ungeduld in Jansens Stimme war
nicht zu überhören. Trude setzte sich wieder.
    »Ja, bitte – fragen Sie!«
    »Sie sind in den frühen Morgenstunden
am Sonntag, unmittelbar nachdem Sie die letzten Gäste verabschiedet hatten, ins
Haus gegangen? Wann war das?«
    »Das war ungefähr um halb fünf,
wie ich Ihnen schon bei unserem gestrigen Gespräch gesagt habe. Ich habe den Hund
noch mal kurz rausgelassen und bin dann ins Haus und gleich schlafen gegangen …«
    »Sie sind noch mit dem Hund spazieren
gegangen? Das haben Sie gestern nicht erwähnt.«
    »Ich bin nicht mit dem Hund spazieren
gegangen, sondern in der Haustür stehen geblieben, während er draußen herumschnüffelte
und sein Geschäft machte – das fand ich nicht erwähnenswert, ehrlich gesagt.«
    Der genervte Tonfall in Trudes Antwort
war nicht zu überhören, doch Jansen ließ sich davon nicht aus dem Konzept bringen:
    »Und während Sie da so standen,
haben Sie niemanden gesehen und nichts Ungewöhnliches bemerkt?«
    Trude schüttelte den Kopf.
    »Können Sie uns sagen, was Sie am
Abend des Festes für Kleidung getragen haben?«
    »Ja, ich hatte ein grünes Seidenkleid
an und schwarze Wildlederpumps.«
    »Keinen Pullover, keine Jacke?«
    »Doch, jetzt wo Sie fragen: Ich
habe mir irgendwann nach Mitternacht noch mein Leinenjackett geholt, weil mir plötzlich
kalt wurde …«
    »Welche Farbe?«
    »Schwarz.«
    »Welche Schuhgröße haben Sie, Frau
Kampmann?«
    »Vierzig.«
    »Und Sie haben bestimmt auch Gummistiefel,
dürfte ich die mal sehen?«
    »Ich kann Ihnen zwar die Gummistiefel
zeigen, die ich heute Morgen getragen habe, als ich mit dem Hund raus bin, aber
das ist nicht unbedingt mein persönliches Paar.«
    »Was heißt das?«
    Irgendwie empfand Trude die Situation
als ziemlich absurd. Margot war hier uneingeladen aufgetaucht, hatte sich achtlos
zwischen die Beziehungen der anderen gedrängt und nichts als einen Scherbenhaufen
und eine Menge Ärger hinterlassen und dieser Polizist verhörte sie jetzt, als ob
sie eine Schwerverbrecherin wäre. Fehlte nur noch, dass er ihre Fingerabdrücke nehmen
wollte!
    Trude ging zur Terrassentür und
deutete auf vier Paar gleich aussehende Gummistiefel.
    »Da diese Dinger in unseren Breiten
auf dem Lande unverzichtbar sind, haben wir vor ein paar Jahren gleich ein Dutzend
oder so angeschafft. Die eine Hälfte in Größe vierzigeinundvierzig und die andere
in vierundvierzigfünfundvierzig. So haben wir an jeder Tür nach draußen welche stehen
– hier und in der Gästewohnung und man muss nicht jedes Mal nach einem Paar suchen.«
    »Das ist ja sehr praktisch«, murmelte
Jansen und es war ihm anzuhören, dass ihn diese Tatsache nicht freute.
    »Dann können Sie uns also jetzt
nicht sagen, welches Paar Sie vorgestern Nacht getragen haben?«
    So langsam spürte Trude, wie die
plumpe Art, ihr Fangfragen zu stellen, sie reizte, entsprechende Antworten zu geben.
Diese Erkenntnis beglückte sie auf eigentümliche Weise: Nie mehr würde sie das verängstigte
Mäuschen von vor zehn Jahren sein, nie wieder würde sie jenen dunklen Ängsten erlauben,
Besitz von ihr zu ergreifen – davon hatte sie sich ein für allemal befreit.
    »Auch wenn Ihnen das sicher die
Arbeit erleichtern würde, muss ich Ihnen leider sagen, dass ich vorgestern Nacht
überhaupt keine Gummistiefel getragen habe, sondern meine schwarzen Wildlederpumps.
Möchten Sie dann vielleicht die sehen?«
    Tatsächlich bejahte Jansen die ironisch
gemeinte Frage und Trude holte die Schuhe, die im Flur standen, herein. Ein paar
dicke, anthrazitfarbene Wolken verdunkelten den Himmel und Trude schaltete das Licht
ein.
    »Damit Sie besser die Spuren lesen
können, Herr Kommissar!«
    Der ergriff plötzlich ihre rechte
Hand, deutete auf ein paar rote Striemen auf dem Handrücken und fragte ohne eine
Regung im Gesicht:
    »Was haben Sie da gemacht, Frau
Kampmann?«
    Verblüfft schaute Trude auf die
Male auf ihrer Hand und überlegte:
    »Also, ehrlich gesagt, ich weiß
es nicht. Gestern oder vorgestern habe ich die Kratzer bemerkt. Vielleicht ist es
beim Blumenschneiden im Garten passiert oder bei der Hausarbeit, in der Küche –
ich kann es Ihnen nicht sagen. Ist das schlimm?«
    Jansen überhörte den Spott in

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