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Ostern im Möwenweg

Ostern im Möwenweg

Titel: Ostern im Möwenweg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kirsten Boie
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zurückgegeben. Bei einem Verkäufer von der Heideschlachterei weiß man ja nie, was der sonst mit dem armen kleinen Kaninchen angestellt hätte.
    Ich finde, Frau Streng hätte viel doller mit André schimpfen müssen. Aber Tieneke hat gesagt, vielleicht hat sie das ja getan, als wir nicht dabei waren.
    Zu Hause hat Mama mich auch sehr gelobt, dass ich mich getraut hatte, nach vorne zu gehen. Und kann sich jemand vorstellen, was hinterher noch passiert ist? Der Mann von der Zeitung hatte Tieneke und mich doch fotografiert, wie wir mit dem Sparkassen-Mann geredet haben, und als am nächsten Mittwoch die Zeitung bei uns im Briefkasten lag, waren wir auf der ersten Seite! Es war ein sehr großes Foto, und darüber stand eine rote Überschrift, nämlich: »Afrika und Kullertonne«. »Die beiden mutigen Schülerinnen Tara (9) und Tieneke (9) haben dafür gekämpft, dass ihrer Klasse wegen Abwesenheit der Lehrkraft der Preis nicht verloren geht«, hat der Mann geschrieben, und dass die Klasse das Geld spenden will. Da war ich schon wieder stolz.
    Man konnte Tieneke und mich gut erkennen. Ich hab mich nur geärgert, dass ich keine schönere Jacke anhatte und dass meine Haare so strubbelig waren. Aber Mama hat gesagt, sie findet, ich sehe sehr schön und natürlich aus. Sie hat den Artikel für mein Album ausgeschnitten und sich von Voisins auch noch die Zeitung geben lassen und sie an Oma Friedrichstadt geschickt. Oma Friedrichstadt freut sich ja auch immer, wenn wir etwas Gutes gemacht haben.
    (Wenn man ganz genau hingeguckt hat, konnte man auf dem Bild übrigens auch noch einen Arm von Maus sehen, das erkennt man an der Jacke. Er war hinter seine Erzieherin gequetscht.)

[zurück]

Wir gehen zum Osterfeuer und fühlen uns wie ein Grillhühnchen
    Dann haben die Osterferien endlich angefangen. Zuerst kam der Karfreitag, das ist eigentlich ein trauriger Tag. Weil sie da Jesus ans Kreuz geschlagen haben, das hat Frau Streng uns erzählt. Es ist schon fast zweitausend Jahre her, und so was Trauriges will ich eigentlich gar nicht feiern, aber Frau Streng hat gesagt, wir feiern ja auch, dass er drei Tage später wiederauferstanden ist von den Toten, das ist natürlich gut. Aber trotzdem finde ich das mit dem Kreuz schrecklich. Ich würde lieber wegen einer fröhlicheren Sache Osterferien haben.
    Weil der Karfreitag so ein trauriger Tag ist, war auch nicht viel Lustiges im Fernsehen, aber das war nicht so schlimm. Ich darf sowieso nicht so viel Fernsehen gucken.
    Darum hab ich mit Tieneke unsere gebastelten Ostergeschenke verpackt, das waren ja die Filtertütenhasen, die waren sehr schwierig. Wir mussten sie in Schuhkartons stecken, bevor wir das Geschenkpapier drum rumwickeln konnten. Leider hatten wir kein Geschenkpapier mit Ostereiern drauf oder mit Hasen, und Weihnachtspapier ging ja nicht. (Davon hatten wir nämlich noch genug, weil wir es nach Weihnachten immer bügeln für das nächste Jahr.) Aber Tienekes Mutter hatte zum Glück eine Rolle normales Geschenkpapier aus dem Drogeriemarkt mit unordentlichen Mustern in Blau und Rot, da haben wir das genommen. Für Schuhkartons braucht man ja ziemlich viel Papier, deshalb haben wir es fast aufgebraucht.
    In der Schule hatten wir schöne Eierbecher gebastelt, die waren zum Glück so klein, dass wir sie in Osterservietten wickeln konnten. (Eigentlich haben wir bei uns zu Hause schon genug Eierbecher, weil man die zu Ostern ja immer bastelt. Bei drei Kindern hat man da allmählich seinen Geschirrschrank voll, sagt Mama. Sie freut sich aber trotzdem immer sehr.)
    Petja fand den Karfreitag einen richtig guten Tag. Weil am Samstag doch das Osterfeuer von der Freiwilligen Feuerwehr sein sollte, haben sie dafür am Karfreitag den Holzstapel aufgeschichtet. Wir hatten ja nach Weihnachten alle unsere Tannenbäume zur Feuerwehr gebracht, und von einem ganzen Ort ist das eine ziemliche Menge, wenn man die alle auf einen Haufen schmeißt. Und sie brennen wie Zunder, hat Petja gesagt. Aber die Feuerwehr hatte dazu auch noch altes Bauholz vom Bauhof gekriegt und das sollte nun alles beim Osterfeuer verbrannt werden.
    Papa hat gesagt, da fragt er sich doch, ob das wirklich ganz koscher ist. (Koscher ist auch so ein gutes Wort. Es bedeutet in Ordnung. Das schreibe ich auch mit auf meine Liste.) Bestimmt ist das Bauholz mit irgendwelchen chemischen Mitteln behandelt, und wenn das jetzt verbrannt wird, gehen die chemischen Mittel alle in die Luft. Das ist sicher nicht gut für die Umwelt.Aber

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