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Ostfriesengrab

Ostfriesengrab

Titel: Ostfriesengrab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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verletzte sie, dass er an seine Exfrau gedacht hatte und nicht an sie. Sie spürte einen Stich glühender Eifersucht und gleichzeitig wusste sie, dass er noch lange nicht mit Renate fertig war. Klar, er war geschieden und lebte jetzt mit ihr zusammen in diesem Haus im Distelkamp. Er war ein zärtlicher Liebhaber und ein aufmerksamer Lebenspartner, aber innerlich war er immer noch mehr mit Renate verbunden als mit ihr.
    »Als er sagte,
Luftschlösser zu bauen kostet nichts, sie einzureißen kann teuer werden
, da wusste ich, dass ich ihn töten würde.«
    Ann Kathrin versuchte, wieder auf Weller einzugehen. »Hast du denn mit deiner Renate so viele Luftschlösser gebaut?«, fragte sie.
    »Wer tut das nicht? Und so einer, der zieht alles in den Dreck und … «
    »Und am Ende bringt er seine Opfer um«, sagte Ann Kathrin, »und das hast du verhindert. Wenn du so willst, hast du deiner Renate das Leben gerettet.«
    Weller fuhr herum »Was?« Er sah, dass er Ann Kathrin verletzt hatte, aber er begriff noch nicht, wie es geschehen war.
    »Du möchtest sie immer noch vor all den schlimmen Dingen
da draußen beschützen, stimmt’s? Vor falschen Liebhabern, vor Heiratsschwindlern und vor allen Dingen vor Typen, die sie gegen dich aufhetzen.«
    Weller kniff die Lippen zusammen und nickte. »Ja, verdammt, das will ich.«
    »Du liebst sie immer noch«, stellte Ann Kathrin kalt fest.
    »Nein, das tu ich nicht. Es ist nicht so, wie du denkst. Ich … ach lass mich doch jetzt damit in Ruhe, Ann. Ich habe gerade einen Menschen erschossen.«
    »Na, dann werden wir ja bald die Fischbude in Norddeich eröffnen können – falls du mich noch mit dabeihaben willst und das neue Geschäft nicht lieber mit deiner Renate anfängst.«
    »Hör auf! Ich bin erledigt! Musst du jetzt noch auf mir rumtrampeln? Macht dir das Spaß?«
    »Hat es deiner Renate Spaß gemacht?«, brüllte Ann Kathrin. »Muss ich jetzt hier abbüßen, was immer sie dir angetan hat? Ich versuche dir gerade eine gute Partnerin zu sein, dich aufzufangen und … «
    »Ich bin erledigt, Ann. Sie werden mir meine Dienstmarke abnehmen, meine Pension streichen und … «
    »Na und?«, schrie sie ihn an. »Brauchen wir das wirklich? Dieser Dreck jeden Tag? Diese Irren, mit denen wir uns auseinandersetzen müssen? Ständig belogen zu werden, immer zu spät zu kommen? Dich als Bullenschwein beschimpfen zu lassen? Brauchst du das, um glücklich zu sein? Was ist das überhaupt für ein Leben? Wir kriegen doch gar kein Gehalt, wir kriegen Schmerzensgeld!«
     
    Es klingelte an der Tür. Ann Kathrin ging hin. Sie sah durch das Milchglasfenster einen langhaarigen jungen Mann mit zwei Blumensträußen. Einmal gelbe Rosen und weiße Levkojen und einmal rosa Gerbera, blaue Zierdisteln und weiße Blüten, deren Namen sie nicht kannte.
    Ann Kathrin zögerte einen Moment, bevor sie öffnete. Eigentlich wäre sie jetzt lieber mit Weller alleine geblieben. Sie vermutete, dass die Blumen für einen ihrer Nachbarn sein sollten, dessen Geburtstag sie leider mal wieder vergessen hatte.
    Der junge Mann hatte O-Beine, die durch die enge Röhrenjeans noch betont wurden. Auf seinem T-Shirt stand:
Weltuntergang war gestern – heute haben wir ein echtes Problem.
    Er sah sie an, als ob er ein Raubtier sei, das nur rasch überprüft, ob sie in sein Beuteschema passt. »Wohnt hier ein Herr Weller?«, fragte er. »Die Adresse stimmt doch. Distelkamp dreizehn, oder nicht?«
    Ann Kathrin nickte. »Ja, er ist da. Ich gebe ihm die Blumen.«
    An jedem Strauß hing eine Karte. Auf der einen stand:
Sie sind ein Held für mich, Herr Weller
. Auf der anderen nur:
Herzlichen Glückwunsch
.
    Ann Kathrin verglich sofort die Schriftzüge. Es war eindeutig auf beiden Karten die gleiche jugendliche, fast kindliche Handschrift und der gleiche Kugelschreiber.
    Der Fleuropbote schob mit dem Zeigefinger seine Brille zur Nasenwurzel und kommentierte: »Die Schrift ist nicht von der Person, die die Blumen geschickt hat. Das eine ist per Telefon angekommen, das andere per Internet. Geschrieben hab ich das.«
    »Von wem sind die Blumen?«
    »Das kann ich zu Hause nachgucken. Die Adresse muss aber nicht stimmen. Wenn irgendwo jemand in einen Fleuropladen geht, Blumen bestellt und die bezahlt, muss er schließlich keinen Personalausweis vorlegen. Was meinen Sie, wie oft Blumen anonym verschickt werden?« Er grinste wissend. »Gibt das hier irgendwie ein Problem?«
    »Nein. Danke.« Ann Kathrin versuchte, ihn schnell wieder

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