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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Zweifamilienhäuser. Mehrere Ferienwohnungen. Das Schuhgeschäft. Alles hat der sich unter den Nagel gerissen.«
    Ruhig wiederholte Ann Kathrin Klaasen ihre Frage: »Wo waren Sie gestern zwischen einundzwanzig Uhr und Mitternacht?«
    »Hier. Hinter der Theke. Bis 23 Uhr.«
    »Und dafür gibt es Zeugen?«
    Er schlug sich auf die Oberschenkel. »Na klar. Meine Mädels da draußen und jede Menge Kunden.«
    Weller wog ab, dass Kohlhammer für den Mord an Kai Uphoff trotzdem noch in Frage käme. Außerdem konnte dieser Mann bestimmt gut mit großen Fleischermessern umgehen.
    »Und danach?«, fragte Weller.
    »Dann hab ich Waren zu unseren Filialen gefahren. Fünfzig Kilo Zwiebeln, vierhundert Würstchen, tausendzweihundert Schnitzel. Ich kassiere die Buden jeden Abend ab und fülle die Bestände neu auf. Für arbeitende Menschen wie mich geht es nach der Arbeit erst richtig los. Dann fängt die Buchhaltung an. Die Ansprüche des Staates müssen befriedigt werden. Mich hält doch jeder von vornherein für einen Steuerbetrüger, weil ich, wenn ich einen Hamburger verkaufe, vorher keinen Vertrag mit meinen Kunden mache und sie bei mir keine Rechnung mit ausgewiesener Mehrwertsteuer kriegen. Alles, was heute in bar läuft, ist dem Staat doch verdächtig. Und genau in diese Kerbe haut der Speicher. Schickt mir ständig seine Kontrollettis auf den Hals. Die schauen mir auf die Finger, wie viel Waren ich im Großmarkt einkaufe, und dann rechnen die nach, wie viel ich mit dem Verkauf erzielt haben müsste. Zweimal hat der mir schon die Steuerprüfung auf den Hals gehetzt, die dumme Sau. Wer immer ihn erschossen hat, der hat ein gutes Werk getan.«
    Der blanke Hass dieses Mannes hatte etwas Faszinierendes für Ann Kathrin Klaasen. Er hielt seine Wut überhaupt nicht zurück. Das taten ihrer Erfahrung nach nur Menschen, die unschuldig waren oder aber Überzeugungstäter. Religiöse Fanatiker. Terroristen.
    Plötzlich wurde ihr ganz heiß. Das Gefühl breitete sich vom Magen her über den ganzen Körper aus. Was, wenn hier jemand die Speerspitze der Behindertenarbeit in Ostfriesland umbrachte?
    Ihr Handy klingelte. Sie griff instinktiv danach. Rupert hatte die ersten Ergebnisse aus dem Labor. Er las ihr vor: »Das Geschoss ist vollständig erhalten. Es handelt sich um ein nicht alltägliches Kaliber. 7,9 mm.«
    »7,9? Bist du dir sicher?«
    »Ja. Die chemische Zusammensetzung ist auch ungewöhnlich. Im Laborbericht steht:
Die Patrone wurde 88 genannt. Man kann sagen, dass mit der Umstellung auf diese Patrone das Zeitalter der Bleigeschosse zu Ende war. Man ging zu Stahl-Kupfer-Mänteln über. 1888. Daher der Name des Geschosses

    Sie ging mit dem Handy am Ohr nach draußen. Vor dem Schnellimbiss blieb sie stehen und beobachtete durch die Fensterscheibe das Geschehen im Laden.
    Ann Kathrin konnte es kaum glauben: »Mensch, Rupert, das wird ja immer kurioser. Eine historische Waffe?«
    »Ja, hör dir das an:
Gewehr und Patrone wurden noch bis Anfang des 20. Jahrhunderts geführt und dann durch das Gewehr 98 abgelöst. An der Grenze zu Ostpreußen wurde es sogar bis in die zwanziger Jahre getragen
. Das könnte doch eine heiße Spur sein.«
    Sie holte tief Luft und bemühte sich, ihrer Stimme keinen zornigen oder bissigen Unterton zu geben. »Bist du immer noch der Meinung, dass es sich um einen Sniper handeln könnte? Ein Sniper, der eine historische Waffe benutzt? Das ist doch wohl Blödsinn.«
    »Ja, so etwas hat es noch nie gegeben. Wundert mich, dass das Ding überhaupt losgegangen ist. Wer jemanden umbringen will, benutzt doch kein hundert Jahre altes Gewehr.«
    »Die Munition müsste ja dann auch aus den zwanziger Jahren stammen.«
    »Das gibt keinen Sinn.«
    »Für jemanden, der den nächsten Mord mit einem Schwert begeht, vielleicht schon.«
    »Du meinst, irgend so ein Waffennarr, der altes Zeug sammelt?«
    »Wir müssen herausfinden, wer solche Dinger noch besitzt. Vereine, Sammler, Börsen und so weiter. Klappere alles ab.«
    »Klar. Du kannst dich auf mich verlassen.«
    In Ruperts Stimme lag eine gewisse Dankbarkeit dafür, dass sie ihn jetzt nicht schärfer anging. Er kam sich vor wie ein Verräter, nur weil er seine eigene Meinung geäußert hatte.
    Beide zögerten noch einen Moment aufzulegen.
    Rupert fügte hinzu: »Man wird sich ja wohl noch mal irren dürfen.«
    »Ja sicher. Was ist mit dem Handy?«
    »Noch haben wir keine Infos.«
    »Akzeptier das nicht. Bleib dran und mach ihnen Druck. Ich hab das blöde

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