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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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und Sträucher, die den Zuglärm dämpfen sollten.
    Ann Kathrin zog ihre Dienstwaffe und näherte sich ihrem Grundstück wie ein Fremder, der eindringen will. Sie hoffte, jetzt nicht von Nachbarn gesehen zu werden. Schon befand sie sich an dem kleinen Radweg, der hinter ihrer Hecke vorbeiführte. Es gab keine Beweise dafür, aber sie wusste es mit jeder Faser ihres Körpers: Hier hatte er gestanden und sie beobachtet. Von hier aus konnte man den Garten gut einsehen, und die gardinenlosen Scheiben boten einen weiten Blick ins Innere des Hauses. Sie konnte auch den Maulwurfshügel sehen. In der sonst dichten Hecke war ein kleines Loch. Künstlich, so als hätte jemand hindurchgegriffen und ein paar kleine Äste zur Seite gebogen. Gut, das konnte auch von Vögeln stammen, die in der Hecke wohnten. Aber es konnte auch sein, dass er hierdurch mit dem Pfeil auf sie gezielt hatte.
    Sie sah sich selbst nackt im Mondlicht im Garten stehen. Sie bekam nur schwer Luft. Der Wind drückte in ihren Rücken. Ja, so konnte es gewesen sein.
    Vielleicht hatte der Wind eine Feder aus seinem Köcher gelöst und auf ihr Grundstück geweht. Oder war der Mörder ihr noch näher gekommen? War er durch ihren Garten geschlichen? Hatte er durch ihre Scheiben gesehen? Seine Nase daran plattgedrückt und sich an ihrer Angst und Trauer geweidet?
    Jetzt stand sie vor dem Maulwurfshügel. Die Feder war nicht mehr da.
    Auf allen vieren durchsuchte sie den Garten. Harkte mit den Fingern durch das Gras, kroch in die Tulpenbeete und unter den Tannenbaum. Dabei legte sie die Dienstwaffe nicht aus der Hand. Sie wollte bereit sein, sich zu verteidigen. Doch sie fand die Feder nicht.
    Das durfte doch nicht wahr sein! Hatte der Maulwurf die Feder mit in seinen Gang genommen? Taten Maulwürfe so etwas? Verschönerte er damit seine Wohnung? Musste sie jetzt den ganzen Garten umgraben? Wie tief buddelten Maulwürfe?
    Die Zeit drängte. Ann Kathrin wollte zur Hausdurchsuchung auf keinen Fall zu spät kommen, aber das hier war irgendwie wichtiger. Persönlich.
    Der Wind konnte die Feder auch in den Vorgarten geweht haben. Manchmal drehte der Wind hier rasch.
    Ann Kathrin kroch neben den Blumenbeeten her, zu dem Strandkorb, den Hero und Eike gerade erst aus der Garage geholt hatten, wo der Korb üblicherweise überwinterte. Sie tastete jede kleine Ritze ab. Hier konnte überall eine Feder eingeklemmt sein.
    Die Nachbarin von gegenüber fuhr mit dem Rad vorbei. »Moin, moin!«
    Glühend heiß wurde Ann Kathrin bewusst, dass sie mit ihrer Dienstwaffe in der rechten Hand den Strandkorb nach einer Feder absuchte. Sie musste aussehen wie eine völlig verrückte, vielleicht sogar gefährliche Person.
    Ann Kathrin war kurz davor, die Spurensicherung anzurufen und ihren eigenen Garten sowie die Vorgärten der Umgebung durchsuchen zu lassen. Gleichzeitig wuchs ihre Angst, als hysterisch eingestuft zu werden. Wie sehr hätte sie jetzt einen Menschen zum Reden gebraucht!
    Ihre Wut auf Hero wuchs. Sie konnte ihn jetzt schlecht anrufen und sagen, entschuldige, dass ich dich bei deiner neuen Freundin störe, aber vor unserem Haus lauert ein dreifacher Mörder auf mich. Ich fühle mich alleine gerade gar nicht wohl.
    Die Zeit drängte. Sie musste nach Aurich zurück. Und irgendwo hier musste diese Scheißfeder sein.
    Wenn ich die auf den Tisch legen kann, dachte sie, wenn eine Untersuchung ergibt, dass diese Feder identisch ist mit denen im Todespfeil, dann habe ich alle Unterstützung. Dann zweifelt kein Kollege mehr. Aber würde man ihr den Fall dann noch lassen?
    Sie konnte sich gut die Reaktion von Ubbo Heide und Staatsanwalt Scherer vorstellen. Sie würden ihr den Fall wegnehmen und sie unter Polizeischutz stellen. Ihr wurde ganz heiß bei dem Gedanken. Oder würden sie versuchen, sie als Lockvogel einzusetzen? War das nicht überhaupt der einzig schlüssige Weg? Wenn der Täter schon einmal hier gewesen war, würde er auch wiederkommen. Und dann hätte man die Gelegenheit, ihn zu fassen.
    Weller nutzte die Zeit, um Kohlhammers Alibi zu überprüfen. Es war schlimmer, als er gedacht hatte. Obwohl Hochbetrieb war, stand im Schnellimbiss nur eine Frau hinter der Theke. Silke Gabriel. Weller kannte sie vom ersten Besuch her.
    Zunächst zeigte sie sich wenig gesprächig. Aber dann, als die Kunden bedient waren und Weller sie bat, die Imbissstube für einen Moment abzuschließen, weil er in Ruhe mit ihr reden wollte, sprudelte sie nur so heraus und kämpfte dabei mit den

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