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OstfriesenKiller

OstfriesenKiller

Titel: OstfriesenKiller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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ganz anders: »Aber bitte! Der hat schon dreimal zugeschlagen! Wer sagt uns, dass es in den nächsten 24 Stunden nicht noch mal passiert? Wir wollen uns doch nicht vorwerfen lassen, wir hätten den Typ frei rumlaufen lassen, obwohl all diese Verdachtsmomente gegen ihn sprechen?«
    »Zunächst müssen wir überprüfen, ob sein Alibi wirklich hieb- und stichfest ist. Danach eine Hausdurchsuchung und ein Verhör. Das volle Programm«, sagte Ann Kathrin, und Weller zeigte sich zufrieden.
    Sie wandte sich an Rupert: »Sind wir mit dem historischen Gewehr schon weiter? Wenn wir das dem Kohlhammer zuordnen können, haben wir ihn auf Nummer Sicher.«
    Rupert schüttelte den Kopf: »Er hat zwar einen Waffenschein und drei registrierte Schusswaffen, aber kein Gewehr.«
    »Es gibt doch nicht viele dieser Waffen. Da wird sich doch wohl feststellen lassen, wer eine hat, oder nicht?«, maulte Weller.
    Rupert schüttelte den Kopf. »In diesem Fall leider nicht. Diese Waffen sind älter als unsere Waffengesetze. So ein altes Erbstück kann jemand seit Jahrzehnten zu Hause im Schrank haben, ohne dass wir etwas davon wissen.«
    »Trotzdem. Klappere alle Fachhändler ab. Vielleicht ist so eine Waffe in letzter Zeit verkauft worden, und ich wette, es gibt Nachbauten davon.« Plötzlich fiel es ihr glühend heiß ein. »Wer sagt uns eigentlich, dass die Munition wirklich aus den zwanziger Jahren stammt? Vielleicht macht das Zeug ja jemand nach.«
    Sie breitete die Arme aus und versuchte zu überzeugen: »Seht mal, die Menschen sehnen sich scheinbar zurück. Die einen organisieren mittelalterliche Märkte und Ritterturniere, die anderen sammeln historische Waffen oder Oldtimer.«
    Rupert übernahm gerne die Aufgabe, dies zu überprüfen. Das war genau seine Kragenweite. Klare, überprüfbare Fakten. Motive von Tätern nachzuvollziehen oder sich in deren Psyche hineinzudenken, war so gar nicht seine Sache. Für ihn war so ein Kriminalfall wie eine Matheaufgabe. Zeugenaussagen interessierten ihn nur am Rande. Menschen konnten lügen, guckten nicht genau hin, erinnerten sich nicht richtig, redeten anderen nach dem Mund. Er war immer auf der Suche nach handfesten Indizien.
    Ann Kathrin spürte ein Jucken auf der Haut. Sie fühlte sich klebrig. Verschwitzt. Am liebsten hätte sie sich gekratzt. Es war nicht einfach so eine juckende Stelle, nein, es waren große Flächen. Zwischen den Schulterblättern, am Bauch, am Hals.
    Sie fühlte sich unwohl in ihrer Kleidung. Sie beschloss, noch einmal in den Distelkamp zurückzufahren. Sie musste die Feder sicherstellen.
    »In zwei Stunden treffen wir uns vor dem Büro des Regenbogen-Vereins. Weller und ich gehen ins Büro, Rupert und ein paar Kollegen von der Schutzpolizei gleichzeitig ins Freizeitheim.«
    »Wieso nicht sofort? Wir sollten ihnen keine Zeit geben, etwas beiseitezu…«, warf Weller ein. Sein Einwand war natürlich richtig, doch Ann Kathrin musste erst nach Hause. Sie konnte ihnen jetzt nicht erklären, warum. Sie fuhr ihn unbeherrscht an: »Wenn sie irgendetwas beiseiteschaffen wollen, dann haben sie das sowieso längst getan. Spätestens nach unserem ersten Auftritt dort. Ich brauch die zwei Stunden … für mich.«
    Rupert und Weller nickten. Sie hatte es so vehement vorgetragen, dass keiner von ihnen nachhaken wollte. Trotzdem fragte Rupert noch: »Sollen wir ihren Steuerberater nicht auch gleich hoppnehmen?«
    Zu gern hätte Ann Kathrin ihm sofort recht gegeben, aber sie schränkte ein: »Fragen wir erst, was Scherer dazu sagt.«
    Auch das übernahm Rupert. Er wollte vorwärts mit seiner Karriere. Ganz klar. Und dieser Fall hier bot ihm die Chance.
     
    Ann Kathrin Klaasen fuhr nach Hause. Sie brauchte die Feder.
    Den Weg von Aurich nach Norden legte sie in einer Affengeschwindigkeit zurück. Dabei sah sie immer wieder in den Rückspiegel. Sie wollte kontrollieren, ob sie verfolgt wurde. Wer sagte ihr, dass der Täter nicht längst an ihr dranklebte? Vielleicht wartete er schon zu Hause. Offensichtlich wusste der Täter ja auch bei allen anderen, wo sie waren oder wie er sie an einen günstigen Ort locken konnte.
    Ann Kathrin fuhr nicht bis zu ihrem Haus. Sie parkte den Wagen im Haferkamp und schlug sich dann von der Straße aus unsichtbar durch die Gärten entlang der Bahngleise zu ihrem Haus durch. Vielleicht war er auch hier hergegangen. Man konnte über die Bahngleise vom Bahnhof aus bequem bis zu ihrem Haus gehen. Vielleicht war das sogar der kürzeste Weg. Im Schutz der Bäume

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